Isabelle Witzel leitet seit Anfang 2023 die Klinik für Gynäkologie am USZ. Im Interview sagt sie, was die Klinik ausmacht, wo ihre Schwerpunkte liegen und woran sie forscht.
Frau Prof. Witzel, Sie leiten seit Anfang 2023 die Klinik für Gynäkologie am USZ. Was zeichnet in Ihren Augen diese Klinik aus?
Die Klinik für Gynäkologie zeichnet sich zugleich durch die Breite des medizinischen Leistungsangebots wie die hohe Spezialisierung in den verschiedenen Themengebieten aus. Fokusthemen sind die Onkologie, das Brustzentrum und die Uro-Gynäkologie. Aber auch zu vielen anderen Erkrankungen gibt es spezifische Sprechstunden mit Expertinnen und Experten, wie beispielsweise die Myomsprechstunden oder jenen zu Endometriose.
Wie erleben Sie die Arbeit in der Klinik, aber auch darüber hinaus?
Was das USZ aus meiner Sicht auszeichnet, ist die ausgeprägte interdisziplinäre und interprofessionelle Zusammenarbeit. Der Austausch zwischen den Kliniken ist unkompliziert und direkt. Und ich erlebe alle als sehr stark auf die Patientinnen und Patienten fokussiert. So ist es beispielsweise selbstverständlich, die Sichtweise der Patientinnen in die Therapieplanung einzubeziehen.
Wird die Klinik unter Ihrer Führung ihre Schwerpunkte verlagern?
Wir werden immer ein sehr breites Angebot haben. Aber es ist das Ziel, stärker auf jene Patientinnen zu fokussieren, die komplexe Therapien und eine hochspezialisierte Medizin benötigen. Das bedeutet auch, dass die Onkologie im Allgemeinen und Brustkrebs im Speziellen grösseres Gewicht erhalten. Denn bei diesen Patientinnen geht es zumeist um eine umfassende Versorgung, wie sie das USZ unter einem Dach anbieten kann. Als Universitätsspital haben wir zudem die Möglichkeit, den Patientinnen die neuesten Therapien auf dem aktuellsten wissenschaftlichen Stand anzubieten.
Sie selbst sind auf Brustkrebs spezialisiert. Wie haben sich Diagnostik und Therapie in den letzten Jahren verändert?
Beides wird immer individueller auf die jeweilige Patientin ausgerichtet. Damit sind auch Diagnostik und Therapie komplexer geworden. Früher gab es in der Diagnostik primär die Mammografie und den Ultraschall. Diese Verfahren wurden verfeinert, beispielsweise in Form eines 3D-Ultraschalls. Zudem wurde das Spektrum erweitert: Heute können wir am USZ zum Beispiel eine kompressionsfreie Mammografie mittels CT anbieten, eine Technologie, die hier entwickelt wurde.
Mammographie ohne Kompression: Mamma-CT
Das USZ verfügt als weltweit erstes Institut über ein Spiral-Computertomographie-Gerät für die weibliche Brust. Dieses erstellt Mammographien ohne die bisher nötige Kompression. Die Patientin braucht also keine Angst mehr vor der bisher teilweise schmerzhaften Untersuchung zu haben.
Sie forschen auch im Bereich Brustkrebs. Welchen Fragestellungen gehen Sie konkret nach?
Mit den heutigen, fortschrittlichen Therapien leben Frauen nach einer Brustkrebserkrankung länger. Das bedeutet aber auch, dass sie eher eine Metastasierung erleben, manchmal auch ins Gehirn. Ich beschäftige mich mit diesen Fällen respektive mit der Frage, wie die Weiterverbreitung ins Hirn überhaupt möglich ist, was es für diese Frauen bedeutet und wie klinisch damit umgegangen werden soll. Am USZ profitiere ich nun davon, dass es andere Forschungsgruppen gibt mit Fragestellungen rund um Hirntumore.
Ein ganz wichtiges Forschungsprojekt führt bei uns Manuel Stucki, unser Laborleiter. Dieses Team versucht die Reparaturmechanismen der Tumorzellen zu verstehen und Strategien zu entwickeln, wie man diesen Prozess stören könnte. Denn kann man die Tumorzelle am Wachstum hindern, geht sie kaputt. Finden wir einen solchen Weg, würde dies die therapeutischen Möglichkeiten drastisch verändern.
Was sind ihre wichtigsten Ziele für die nächsten Jahre?
Ich möchte, dass unsere Klinik für alle Frauen in Zürich und Umgebung eine hochspezialisierte Versorgung auf qualitativ höchstem Niveau bietet. Wir wollen aber auch unser Profil schärfen und die Zusammenarbeit mit anderen Spitälern und Zuweisenden verstärken. So können wir eine durchgängige Versorgungslandschaft und Behandlungskultur entwickeln, die dafür sorgt, dass wir gemeinsam den Patientinnen die jeweils angepasste, bestmögliche Behandlung anbieten können.
Was ist für Sie in der Zusammenarbeit mit den Zuweisenden wichtig?
Mir ist eine gute, offene und unkomplizierte Kommunikation sehr wichtig. Die Informationen, die wir in der Regel von den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten erhalten, sind von hoher Qualität, was uns die Arbeit sehr erleichtert. Umso mehr möchten wir umgekehrt ebenfalls den Informationsfluss sicherstellen und weiter verbessern. Das bedeutet auch: Wenn es dringend ist, kann man mich gerne direkt kontaktieren.