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«Wenn ein Herz aus dem Takt gerät, sind wir bereit»

Zu schnell, zu langsam, holpernd: Auch ein gesundes Herz kommt einmal aus dem Takt. Wann es eine Abklärung braucht und wie Herzrhythmusstörungen behandelt werden können, erklärt Frank Ruschitzka, Direktor der Klinik für Kardiologie am Universitätsspital Zürich.

Wenn das Herz aus dem Takt gerät, befällt uns schnell ein Unbehagen. Warum?

Am Herz ist speziell, dass wir dieses Organ hören und spüren können. Deshalb nehmen wir auch Veränderungen des Herzschlags gut wahr. Und weil das Herz so lebensbestimmend ist, können kurze Aussetzer oder Stolperer des Herzschlags dann sehr beunruhigend sein.

Wann muss ich mir um mein Herz Sorgen machen?

Der beschleunigte Herzschlag bei Anstrengung oder das Herzklopfen bei Aufregung ist eine normale Reaktion des Herztakts. In einem langen Menschenleben schlägt das Herz etwa drei Milliarden Mal. Auch bei gesunden Menschen, kann das Herz gelegentlich kurz und harmlos aus dem Takt kommen. Treten Rhythmusstörungen jedoch neu auf, werden häufiger, dauern mehr als ein paar Sekunden oder sind von Schwindel oder Schmerzen begleitet, sollte man der Ursache auf den Grund gehen und abklären, ob es eine krankhafte Veränderung gibt, die gefährlich sein kann und behandelt werden muss – und dank vieler Therapiemöglichkeiten meistens auch behandelt werden kann.

Wann gilt der Herzschlag als Herzrhythmusstörung?

Von einer Herzrhythmusstörung sprechen wir, wenn das Herz schneller als 100 Mal pro Minute schlägt oder langsamer als 60 Mal pro Minute, wenn das Herz unregelmässig schlägt oder wenn es zu Pausen kommt, die länger als drei Sekunden dauern. Herzrhythmusstörungen können sich neben Herzrasen, -stolpern oder dem verlangsamten Schlag unter anderem aber auch in Schwindel sowie dem Gefühl von Ohnmachten oder tatsächlichen Ohnmachten zeigen.

Häufig liegt ausgeprägten Herzrhythmusstörungen eine Erkrankung zugrunde. Allerdings gibt es Abweichungen: Bei Ausdauersportlern und -sportlerinnen, die regelmässig trainieren, ist der Puls im Ruhezustand generell niedriger. Ihr Herz ist so kräftig, dass weniger Schläge ausreichen, um ausreichend Blut durch den Körper zu pumpen. Hier liegen auch bei deutlich weniger als 60 Schlägen normalerweise keine krankhaften Veränderungen vor.

Welche Ursachen können die Störungen haben?

Wenn das Herz sehr langsam schlägt, kann eine mangelnde Durchblutung des Herzens der Grund sein, beispielsweise wenn das Gewebe durch den Alterungsprozess den nötigen Reiz zum Herzschlag nicht mehr gut überträgt. Pausen können entstehen, wenn der Taktgeber des Herzens, der Sinusknoten, aussetzt. Die Ursachen können in einer angeborenen Veränderung liegen oder im Lauf des Lebens entstanden sein, etwa durch verschiedene Erkrankungen, die sich dann in Rhythmusstörungen zeigen.

Sind immer Erkrankungen des Herzens der Grund?

Häufig ja. Es gibt aber auch viele Krankheiten, die auf den ersten Blick nichts mit dem Herzen zu tun haben, es aber dennoch beeinträchtigen können, wie Blutarmut, Lungenerkrankungen und Sauerstoffmangel oder eine Störung im Mineralstoffhaushalt bis hin zu Nebenwirkungen von Medikamenten für ganz andere Erkrankungen. Der genauen Ursache gehen wir in unserem Herzzentrum mit modernsten Untersuchungsmethoden auf den Grund, um die Patientin oder den Patienten gezielt behandeln zu können.

Wann können Herzrhythmusstörungen gefährlich werden?

Ob eine Herzrhythmusstörung gefährlich ist und behandelt werden muss, sollte eine Kardiologin oder ein Kardiologe nach ausführlicher Untersuchung entscheiden. Dabei sollten neu auftretende Beschwerden, insbesondere Schwindelgefühl oder gar Bewusstlosigkeit, eine Leistungsminderung und/oder Brustschmerzen zwingend abgeklärt werden. Eine Behandlung ist dann notwendig, wenn die Herzfunktion durch die Rhythmusstörung und damit die die Lebensqualität des Patienten beeinträchtigt wird. Herzrhythmusstörungen werden in der Regel dann besonders gefährlich, wenn sie bei einer Herzerkrankung, wie beim Herzinfarkt oder einer Herzschwäche auftreten.

Wie werden Herzrhythmusstörungen behandelt?

Manche Herzrhythmusstörungen lassen sich relativ einfach beheben, insbesondere wenn Schlafmangel, Stress, eine Störung des Mineralstoffhaushalts, wie ein Kaliummangel oder übermässiger Genuss von Kaffee und Alkohol der Störung zugrunde liegen. Medikamente können helfen, die Rhythmusstörungen zu unterdrücken und werden vor allem zur Vorbeugung und zur Behandlung von akut auftretenden oder chronischen Herzrhythmusstörungen eingesetzt. Helfen die Medikamente nicht dauerhaft, können wir mit modernen, minimalinvasiven Katheterverfahren gezielt die Stelle im Herzen veröden, welche die Störung auslöst. So kann die Katheterablation bei einer Reihe von Herzrhythmusstörungen helfen, das Herz wieder in den richtigen Takt zu bringen.

Grundsätzlich gilt: Je früher die Behandlung, desto höher die Erfolgschancen. Dabei folgen wir einem ganzheitlichen, personalisierten Behandlungsansatz – wir behandeln nicht nur eine Rhythmusstörung, wir behandeln Patientinnen und Patienten. Wir können heute dank schonender Verfahren Patientinnen und Patienten behandeln, die noch vor wenigen Jahren nicht von diesen Therapien profitieren konnten. Zudem stehen in mehreren Herzkatheterlaboren eine hochmoderne Infrastruktur und – rund um die Uhr – ein Team für Notfälle bereit. Patientinnen können sich für eine Erstkonsultation oder eine Zweitmeinung selbst anmelden oder von ihrer Ärztin oder ihrem Arzt ans USZ überweisen lassen.

Verantwortliche Fachperson

Frank Ruschitzka, Prof. Dr. med.

Klinikdirektor, Klinik für Kardiologie

Tel. +41 44 255 21 21
Spezialgebiete: Herzinsuffizienz, Herztransplantation

Verantwortlicher Fachbereich