Schwaches Herz oder bösartiger Krebs: Sorgen Sie sich davor, dass Ihr Körper unbemerkt krank wird? Viele Krankheiten können durch Screenings früh erkannt werden. Unsere Experten erklären, wer sich für welche Vorsorgeuntersuchungen melden sollte.
Herz, Darm, Brust oder Prostata: Angebote für medizinische Checkups gibt es viele. Für wen aber machen solche regelmässigen Vorsorgeuntersuchungen Sinn? Grundsätzlich gilt: ein vernünftiger Lebensstil ist die beste Vorsorge. „Vor allem Bewegungsmangel ist ein Risikofaktor, der Übergewicht, Diabetes und Bluthochdruck antreibt. Zusammen mit einseitiger Ernährung, Dauerstress, Rauchen und zu hohem Alkoholkonsum führt das frühzeitig zu Erkrankungen» sagt Dr. Birgit Hildebrandt, Leiterin des Prevention Centers am USZ.
Je früher man diese Risikofaktoren oder auch Krankheiten feststellt, desto grösser ist die Chance einer Heilung. Viele wissen nicht, dass z.B. Diabetes II in den ersten Jahren nach der Diagnose noch gut heilbar ist. Besser noch, wenn die Frühzeichen einer diabetischen Stoffwechsellage vorliegen. Mit einer konsequenten Ernährungsumstellung und regelmässiger körperlicher Aktivität hat man gute Chancen auf eine Normalisierung des Blutzuckerstoffwechsels. Ebenso wie zum Beispiel eine Vorsorgedarmspiegelung zum richtigen Zeitpunkt Krebs verhindern oder entscheidend zur Heilung beitragen kann.
Patientinnen und Patienten entscheiden
Ob Screenings durchgeführt werden, ist eine individuelle Entscheidung. Denn sie haben Vor- und Nachteile. So kann es etwa sein, dass Tumore entdeckt werden, die der betroffenen Person gar nie Beschwerden bereiten würden. Manchmal zeigen die Vorsorge-Tests auch falsch-positive Resultate. Beides kann unnötige Abklärungen und Therapien mit Komplikationen zur Folge haben. Klassisches Beispiel hierfür ist die grosszügige Bestimmung von Tumormarkern als Screening.
Letztlich entscheiden die Patientinnen und Patienten, ob sie eine Vorsorgeuntersuchung vornehmen lassen wollen. «Wir bieten allen Interessierten ein ärztliches Vorgespräch an. Hier erfahren wir schon einiges zum individuellen Risikoprofil und können ein sinnvolles Vorsorgeprogramm zusammenstellen, das dann auch wirklich passt. Selbstverständlich erklären wir in diesem Vorgespräch auch die Risiken einer Überdiagnostik», sagt Dr. Hildebrandt.
Darmspiegelung ist die beste Darmkrebsvorsorge
Unbestritten ist die Nützlichkeit der Darmspiegelung – Koloskopie – als frühes Screening für Darmkrebs. Und zwar für alle spätestens ab 50 Jahren bei erblicher Belastung diesbezüglich ggf. früher. Wird nichts entdeckt, ist eine Wiederholung erst zehn Jahre später erforderlich. Werden Polypen als frühe Vorstufen von Darmkrebs gefunden – und das ist häufig der Fall – ist mit der Entfernung über eine Schlinge die Gefahr gebannt und eine Kontrolle erfolgt etwas früher nach 3-5 Jahren. Wird Darmkrebs früh erkannt, stehen die Heilungschancen sehr gut.
Pflichtprogramm Herzkreislauf-und Blutzucker Check
Zum Pflichtprogramm gehören sollten auch regelmässige Messungen des Blutdrucks. Bluthochdruck – Hypertonie – kann zur Schädigung der Arterien und damit zu Herzinfarkten, Schlaganfällen und Erweiterung der Schlagader (Aortenaneurysma) führen. Zu einem Herzkreislauf-Check gehören v.a. eine gründliche Anamnese und körperliche Untersuchung. Danach kann entschieden werden, welche Laborwerte sinnvoll sind und ob Ultraschall- und Funktionsuntersuchungen oder eine ergänzende radiologische Bildgebung sinnvoll ist. Wichtig ist auch die Bestimmung des Nüchtern- Blutzuckerwertes – ggf. auch des Langzeitwertes HbA1c. Störungen im Blutzuckerstoffwechsel sollten so früh wie möglich erkannt werden, da erhöhte Zuckerwerte die Arterienwände beschädigen und das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall noch einmal deutlich ansteigen lassen. Spätschäden z.B. an Nerven, Netzhaut und Nieren können bei rechtzeitigem Erkennen ebenso wirksam verhindert werden.
Brustkrebs: Regelmässiges Screening empfohlen
Die Mammografie zur Früherkennung von Brustkrebs wird Frauen ab 50 Jahren empfohlen, bei entsprechendem Risikoprofil auch schon früher. Ein Checkup sollte alle zwei Jahre erfolgen ggf. zusammen mit einer Ultraschalluntersuchung der Brust. Wichtig bleibt daneben das regelmässige Abtasten der Brust durch die Frauen selbst! All diese Massnahmen zusammen sorgen dafür, dass Tumore meistens rechtzeitig erkannt und therapiert werden können.
Innovative Prostatakrebs-Früherkennung
Ähnlich verhält es sich für Männer beim Thema Prostatakrebs. Regelmässige Screenings sind bei Männern ab 50 Jahren empfohlen. Bei dieser Routine-Untersuchung wird der PSA-Wert bestimmt und es findet eine urologische Untersuchung statt. Sind direkte Verwandte an Prostatakrebs erkrankt, sollte der erste Check bereits mit 45 Jahren erfolgen. Wird Prostatakrebs früh erkannt, ist er gut therapierbar und in den meisten Fällen heilbar. Das USZ bietet zudem den innovativen genetischen Bluttest Stockholm3 an, der verschiedene Biomarker für Prostatakrebs zur verbesserten Früherkennung nutzt. Die neuen Biomarker können frühzeitig krankhafte Veränderungen der Prostata aufzeigen und verbessern damit die Genauigkeit der Diagnose.