Immer häufiger auch junge Menschen betroffen
Bei Menschen mit Diabetes Typ 2 ist die Insulinwirkung im Körper gestört und die Aufnahme von Zucker aus dem Blut deshalb unzureichend. Das kann zu gesundheitlichen Folgeschäden führen. Dieser Typ Diabetes tritt familiär gehäuft auf. Früher waren die Patientinnen und Patienten typischerweise eher höheren Alters. Heute erkranken jedoch zunehmend auch Teenager. Häufig sind ungesunde Lebensgewohnheiten ausschlaggebend. Übergewicht, mangelnde Bewegung und falsche Ernährung spielen dabei eine wichtige Rolle. „Es ist allerdings ein Irrtum, zu glauben, nur mit dem Verzicht auf Süsses zum Zvieri könne man etwas ausrichten“, warnt Philipp Gerber. Insgesamt gehe es vor allem um ein Zuviel an Ernährung und ein Zuwenig an Bewegung. Dagegen könne man etwas tun. Und wer von einer erblichen Vorbelastung weiss, hat noch mehr Grund, bei den Faktoren, die man selbst beeinflussen kann, anzusetzen. Bevor er Medikamente verschreibe, so Philipp Gerber, arbeite er mit seinen Patientinnen und Patienten an ihrem Lebensstil und zeige ihnen auf, was sie mit entsprechender Disziplin erreichen können. Prädiabetes, erklärt Gerber, sei eine Vorstufe von Diabetes. Die Blutzuckerwerte sind bereits erhöht, eine medikamentöse Therapie aber noch nicht unbedingt angezeigt. In diesem Fall könne man in einem ersten Schritt versuchen, seinen Lebensstil zu ändern. So sehen Betroffene, was sie selbst erreichen können, welche Massnahme zu einer Verbesserung ihrer Situation führt.
Mit Kohlenhydraten richtig umgehen
Müssen sie ihren Lebensstil ändern, können sich die Patientinnen und Patienten am USZ an die Fachpersonen der Ernährungsberatung wenden. Diese bringen ihnen zum Beispiel bei, wie es gelingt, den Blutzuckeranstieg nach dem Essen zu vermeiden, wie sie ausgewogene Mahlzeiten zubereiten können und welche körperlichen Aktivitäten für sie passend sind. Dabei geht es nicht in erster Linie darum, Übergewicht abzubauen, vielmehr lässt sich mit viel Bewegung das Hauptproblem des Diabetes, die Insulinresistenz, direkt bekämpfen. Eine leicht verbesserte Fitness kann schnell erreicht werden und hilft bereits, das Blutbild zu verbessern.
Eine grosse Palette an gut verträglichen Medikamenten
Lässt sich Diabetes einzig mit der Änderung des Lebensstils heilen? „Es ist möglich, den Blutzucker in einen normalen Bereich zu bringen. Man darf aber nicht zu hohe Erwartungen haben. Es gibt Patienten, die bemühen sich sehr, schaffen es aber trotzdem nicht, ihre Werte zu verbessern, weil zum Beispiel eine erbliche Vorbelastung besteht. In solchen Fällen greift man auf Medikamente zurück“, erklärt Philipp Gerber. Die Palette unterschiedlicher Medikamente ist gross und umfasst zahlreiche Tabletten oder Wirkstoffe zum Spritzen mit oder ohne Insulin. Seit einigen Jahren stehen zudem Substanzen zur Verfügung, die zeitgleich mit dem Zucker auch die Prognose bei Herz-Kreislauf-Problemen oder Herzinsuffizienz verbessern. Auch bezüglich der technischen Hilfsmittel gab und gibt es einen grossen Innovationsschub. Dank der Entwicklung immer besserer und schonenderer Medikamente und der Miniaturisierung von Geräten zur Messung des Blutzuckers und zur Dosierung von Insulin können Ärztinnen und Ärzte vielen betroffenen Menschen das Versprechen geben, dass sie nicht mit gesundheitlichen Folgeschäden durch ihre Erkrankung rechnen müssen. Seit Kurzem gibt es auch Apps, die Diabetikerinnen und Diabetiker dabei unterstützen, ihren Blutzucker gut einzustellen. Beim Tamagotchi-Spiel, das Bastian gerne als Analogie für den Umgang mit seiner Krankheit heranzieht, muss man die Werte des digitalen Haustiers im Griff haben, um ihm ein langes Leben zu ermöglichen. Behält Bastian seine Blutzuckerwerte immer aufmerksam im Auge, wird er trotz seiner schweren chronischen Erkrankung ein ganz normales Leben führen können.