Anfang März kamen am USZ Vierlinge auf die Welt. Trotz tausender Geburten ist das auch am USZ ein seltenes Ereignis. Und so auch für Beate Grass, Leitende Ärztin in der Klinik für Neonatologie, und Nina Kimmich, Leitende Ärztin in der Klinik für Geburtshilfe.
Frau Grass, Frau Kimmich, wie häufig sind Kinder im «Viererpack»?
Schon Drillingsgeburten gibt es wenige, 2020 und 2022 wurden in der Schweiz 19 Drillingsgeburten erfasst, 2021 elf. Vierlinge oder gar Fünflinge sind noch deutlich seltener. So gab es in der Schweiz 2020 nur eine solche Mehrlingsgeburt, 2021 und 2022 gar keine.
Wie häufig sind Vierlingsgeburten im USZ?
Vierlingsgeburten hatten wir im USZ je eine in den Jahren 1995, 2005, 2015 und jetzt 2024.
Warum sind Vierlingsgeburten so selten?
Die meisten Vierlingsschwangerschaften gehen schon in der Frühphase oder in der ersten Hälfte der Schwangerschaft von selbst zu Ende, weil eines oder mehrere Kinder nicht ganz gesund sind oder es zu einem frühen Blasensprung, Blutungen mit Wehen oder anderen Komplikationen kommt.
Worin besteht die Herausforderung von Mehrlingsgeburten für die Neonatologie?
Vierlinge kommen immer als Frühgeborene zur Welt. Sie brauchen entsprechende neonatologische Unterstützung über einen Zeitraum von Wochen bis hin zu Monaten. Die gesundheitlichen Probleme und medizinischen Massnahmen bei Vierlingen unterscheiden sich jedoch nicht von denen einzelner frühgeborener Kinder. Für die neonatologischen Teams sind Vierlinge eine logistische Herausforderung und es braucht eine entsprechende Ressourcenplanung für die Geburt, da alle vier Kinder zeitgleich intensivmedizinisch betreut werden müssen. Nach der Erstversorgung im Gebärsaal werden die Kinder auf die Neonatologie gebracht. Auch hier muss kurzfristig Aufnahmekapazität geschaffen werden, z.B. indem wir Kinder verlegen, damit die Mehrlinge dort intensivmedizinisch versorgt werden können.
Was entscheidet über den Zeitpunkt der Geburt?
Grundsätzlich wird bei Vierlingen zur Entbindung immer ein Kaiserschnitt durchgeführt. Das heisst aber nicht, dass der Zeitpunkt lange im Voraus geplant werden kann. Entscheidend ist letztlich die medizinische Situation. Meistens bekommen die Mütter zu früh Wehen oder die Fruchtblase platzt viel zu früh, was wiederum Wehen auslösen, aber auch zu einer Infektion führen kann. Andere Gründe können Wachstumsrückstände eines oder mehrerer Kinder sein, bedingt durch eine verminderte Versorgung der Plazenta oder eine verschlechterte Durchblutung. Mit der fortschreitenden Schwangerschaft rücken Gründe wie mütterliche Erschöpfung, Atembeschwerden und Schlafstörungen aufgrund des grossen Bauchumfangs für die Entscheidung zur Geburt in den Vordergrund.