Jeden Monat starke Schmerzen während der Menstruation, ein unerfüllter Kinderwunsch oder diffuse chronische Bauchschmerzen – Endometriose hat ganz verschiedene Ausprägungen.
Sechs bis zehn Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter leiden an Endometriose, so schätzt man. Was charakterisiert diese Frauenkrankheit? Zellen ähnlich der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) siedeln sich an den Eierstöcken, der Blase, am Bauchfell, am Darm oder an anderen inneren Organen an. Das dort eingenistete Zellgewebe wächst und blutet mit jedem Zyklus, was zu Entzündungen und Schmerzen führen kann – Endometrioseherde setzen Moleküle frei, die Schmerzfasern aktivieren. «Die Schmerzen der Betroffenen während der Menstruation sind ausgesprochen stark und können chronisch werden», weiss Julian Metzler. Der Oberarzt der Klinik für Gynäkologie und sein Team sehen in der Endometriose-Sprechstunde am USZ jährlich 600 Patientinnen mit Endometriose. «Oft vergehen bis zur Diagnose mehrere Jahre», sagt er.
Typische Symptome sind zunächst zyklisch auftretende Bauchschmerzen mit einer Ausstrahlung in Richtung Rücken und Beine, teilweise auch Verdauungsbeschwerden oder Fatigue, Schmerzen beim Wasserlassen, beim Stuhlgang oder beim Geschlechtsverkehr. «Endometriose ist einer der Hauptgründe, warum es mit einer Schwangerschaft nicht klappt», so Brigitte Leeners, Direktorin der Klinik für Reproduktions-Endokrinologie. Die Vernarbungen können die Beweglichkeit der Eileiter einschränken oder diese verkleben, sodass keine Spermien mehr durchkommen. Und: Die Endometrioseherde setzen Substanzen frei, die die Einnistung und die Qualität der Eizellen möglicherweise beeinflussen.
Mehr Infos zu EndometrioseUnklare Entstehung, viele Ausprägungen
Die genaue Entstehung der Endometriose wird immer noch erforscht, Theorien existieren verschiedene. Die Schleimhaut gelangt durch einen Rückfluss von Menstruationsblut durch die Eileiter in die Bauchhöhle, haftet dort an, und es entsteht eine Endometrioseläsion. «Auch immunologische und epigenetische Faktoren werden diskutiert, etwa, dass sich gesunde Zellen durch kumulative Zellschäden zu Endometriose entwickeln», sagt Julian Metzler. Diagnostiziert wird eine Endometriose heute in den meisten Fällen per Anamnese und Ultraschall. Manchmal ist ein MRI oder eine Bauchspiegelung nötig. Seit 2022 gibt es auch einen Speicheltest. «Diesen setzen wir nur gezielt ein, etwa, wenn auch eine andere Krankheit infrage kommt», erklärt Julian Metzler.