Ärztin macht eine Ultraschalluntersuchung Gynäkologie

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Unerträgliche Schmerzen – Monat für Monat

Publiziert am 31. Januar 2024

Jeden Monat starke Schmerzen während der Menstruation, ein unerfüllter Kinderwunsch oder diffuse chronische Bauchschmerzen – Endometriose hat ganz verschiedene Ausprägungen.

Sechs bis zehn Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter leiden an Endometriose, so schätzt man. Was charakterisiert diese Frauenkrankheit? Zellen ähnlich der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) siedeln sich an den Eierstöcken, der Blase, am Bauchfell, am Darm oder an anderen inneren Organen an. Das dort eingenistete Zellgewebe wächst und blutet mit jedem Zyklus, was zu Entzündungen und Schmerzen führen kann – Endometrioseherde setzen Moleküle frei, die Schmerzfasern aktivieren. «Die Schmerzen der Betroffenen während der Menstruation sind ausgesprochen stark und können chronisch werden», weiss Julian Metzler. Der Oberarzt der Klinik für Gynäkologie und sein Team sehen in der Endometriose-Sprechstunde am USZ jährlich 600 Patientinnen mit Endometriose. «Oft vergehen bis zur Diagnose mehrere Jahre», sagt er.

Typische Symptome sind zunächst zyklisch auftretende Bauchschmerzen mit einer Ausstrahlung in Richtung Rücken und Beine, teilweise auch Verdauungsbeschwerden oder Fatigue, Schmerzen beim Wasserlassen, beim Stuhlgang oder beim Geschlechtsverkehr. «Endometriose ist einer der Hauptgründe, warum es mit einer Schwangerschaft nicht klappt», so Brigitte Leeners, Direktorin der Klinik für Reproduktions-Endokrinologie. Die Vernarbungen können die Beweglichkeit der Eileiter einschränken oder diese verkleben, sodass keine Spermien mehr durchkommen. Und: Die Endometrioseherde setzen Substanzen frei, die die Einnistung und die Qualität der Eizellen möglicherweise beeinflussen.

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Unklare Entstehung, viele Ausprägungen

Die genaue Entstehung der Endometriose wird immer noch erforscht, Theorien existieren verschiedene. Die Schleimhaut gelangt durch einen Rückfluss von Menstruationsblut durch die Eileiter in die Bauchhöhle, haftet dort an, und es entsteht eine Endometrioseläsion. «Auch immunologische und epigenetische Faktoren werden diskutiert, etwa, dass sich gesunde Zellen durch kumulative Zellschäden zu Endometriose entwickeln», sagt Julian Metzler. Diagnostiziert wird eine Endometriose heute in den meisten Fällen per Anamnese und Ultraschall. Manchmal ist ein MRI oder eine Bauchspiegelung nötig. Seit 2022 gibt es auch einen Speicheltest. «Diesen setzen wir nur gezielt ein, etwa, wenn auch eine andere Krankheit infrage kommt», erklärt Julian Metzler.

Anmeldung für Patientinnen

In der Auswahl der richtigen Therapie ist es wichtig, diese individuell an Sie anzupassen. In der Sprechstunde erarbeiten wir gemeinsam einen Behandlungsplan für Sie und Ihre Situation. Melden Sie sich via Online-Formular an.

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Individuelle Behandlung

Die Behandlung einer Endometriose beruht auf fünf Pfeilern und sollte stets ganzheitlich erfolgen: Schmerztherapie, hormonelle Behandlungen, operative Entfernung der Endometrioseherde, Fertilitätsmedizin und Integration der Erkrankung in das Gesamtlebenskonzept. Hier können zum Beispiel auch Physiotherapie oder Komplementärmedizin hilfreich sein. Hormonelle Therapien verringern Stimulation und Wachstum der Endometrioseherde durch körpereigene Hormone. Reicht das nicht aus, wird operiert. «Komplexe Fälle besprechen wir mit Experten anderer Fachrichtungen am sogenannten pelvic pain board», so Julian Metzler, «und auch mit den Kolleginnen der Reproduktionsmedizin sind wir im direkten Austausch.»

Leider kann die Krankheit nach einer Operation erneut auftreten, rund 30 Prozent der Frauen leiden unter Rezidiven. Und der Mythos, dass Endometriose-Symptome mit einer Schwangerschaft oder nach einer Geburt verschwinden, stimmt leider nicht: « In einer Übersichtsarbeit im Human Reproduction Update konnten wir zeigen, dass dies leider nur ein Mythos ist», sagt Brigitte Leeners. Hoffnung gibt ein Forschungsprojekt namens FimmCyte am USZ, das auch von der USZ Foundation gefördert wird: Brigitte Leeners und ihr Team untersuchen eine Therapie mit Antikörpern. Diese geben dem Körper das Signal, Vernarbungen und Bestandteile von Läsionen abzubauen. Ob die Therapie funktioniert, wird sich im kommenden Jahr herausstellen.

Verantwortliche Fachpersonen

Brigitte Leeners, Prof. Dr. med.

Klinikdirektorin, Klinik für Reproduktions-Endokrinologie

Tel. +41 44 255 50 01

Julian Metzler, Dr. med. univ.

Oberarzt, Klinik für Gynäkologie

Tel. +41 44 255 50 36
Spezialgebiete: operative Gynäkologie und Geburtshilfe , Endometriose, Gynäkologische Sonographie