Sie gelten als tickende Zeitbomben: Aneurysmen. Früh erkannt und gut begleitet, muss ein Aneurysma aber nicht immer operiert werden. Und falls doch, wird nach der sanftesten und passendsten Behandlungsmethode gesucht.
Ein Aneurysma ist anfangs klein, wächst langsam, macht keine Beschwerden und bleibt deshalb lange unbemerkt. Wie ein kleiner Ballon wirkt die Aussackung in der Gefässwand eines Blutgefässes. Büsst dieses mit der Zeit stark an Elastizität ein und weitet es sich zu sehr, kann das Aneurysma schliesslich einreissen, was Blutungen ins Körperinnere zur Folge hat – ein lebensgefährlicher Zustand, der eine Notoperation erfordert.
Weit verbreitet – kaum bekannt
Am häufigsten bilden sich Aneurysmen an der Hauptschlagader Aorta im Bauch- oder Brustraum. «4–8 Prozent der über 65-jährigen Männer und 0,5–1,5 Prozent der über 65-jährigen Frauen weisen ein Aortenaneurysma von mindestens drei Zentimeter Durchmesser auf», präzisiert Alexander Zimmermann, Direktor der Klinik für Gefässchirurgie. Hirnaneurysmen, die zweithäufigste Form, entstehen bei 2–3 Prozent der Bevölkerung.
Neben wenigen angeborenen Aneurysmen entstehen die meisten im Laufe des Lebens. «Ein Faktor ist dabei der normale Alterungsprozess, denn im Alter werden die Blutgefässe automatisch weniger elastisch», erklärt Zsolt Kulcsár, Klinikdirektor Neuroradiologie. Kommen andere, für den Herz-Kreislauf schädliche Einflüsse wie Rauchen, Bluthochdruck, Übergewicht oder auch erhöhte Blutfettwerte hinzu, steigt das Risiko für die Entstehung eines Aneurysmas. «Deshalb ist eine Kontrolle der vaskulären Risikofaktoren eine wichtige Massnahme zur Verhinderung von schweren Folgeschäden», betont Luca Regli, Klinikdirektor Neurochirurgie.
Regelmässige Kontrollen
Weil Aneurysmen meist keine Beschwerden machen, werden sie oft zufällig bei einer Untersuchung entdeckt. Im USZ werden sie anschliessend interdisziplinär beurteilt und behandelt. Mit speziellen bildgebenden Verfahren und weiteren Tests werden Grösse und Beschaffenheit analysiert. «Bei der Mehrheit der Aneurysmen besteht keine akute Gefahr. Diese müssen nur regelmässig kontrolliert werden», erklärt Alexander Zimmermann. Regelmässige Verlaufskontrollen erlauben es, wachsende Aneurysmen früh zu entdecken und falls nötig sicherer zu behandeln. «Hinzu kommt eine Beratung zur Anpassung des Lebensstils. Dieser hat Einfluss darauf, wie sich ein Aneurysma entwickelt», ergänzt Zsolt Kulcsár.