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Übergewicht vermeiden beugt Krebs vor

Übergewicht begünstigt Krebs und erschwert sowohl die Früherkennung von Tumoren als auch deren Behandlung. Umso wichtiger ist Prävention.

Übergewicht zählt neben Tabak- und Alkoholkonsum zu den wichtigen vermeidbaren Risikofaktoren für eine Krebserkrankung. Für mindestens 13 Krebsarten ist ein Zusammenhang mit Übergewicht belegt. Dazu gehören Karzinome des Darms, der Nieren, der Speiseröhre, der Bauchspeicheldrüse und der Gallenblase sowie bei Frauen der Brust nach der Menopause, der Gebärmutter und der Eierstöcke.

Besonders das viszerale Fett, das die inneren Organe umhüllt, gilt als Krebstreiber. Je stärker jemand übergewichtig ist und je länger das Übergewicht anhält, desto höher ist das Risiko. Krebs lässt sich jedoch nicht auf einen einzelnen Faktor zurückführen – und oft entsteht Krebs auch ohne erkennbaren Risikofaktor.

Darum führt starkes Übergewicht zu Krebs

Fettgewebe ist ein aktives, endokrines Organ, das Östrogene und Entzündungsbotenstoffe produziert. Östrogene können das Wachstum mancher Krebsarten antreiben. Eine chronisch niederschwellige Inflammation gilt ebenfalls als krebsfördernd. Darüber hinaus schüttet der Körper bei Übergewicht vermehrt Insulin aus, das im Verdacht steht, das Wachstum von Krebszellen zu begünstigen. Die Zusammenhänge sind komplex und bisher nicht vollständig verstanden. Auch das Immunsystem scheint durch starkes Übergewicht beeinträchtigt zu sein.

Auch die Früherkennung, Abklärung und Behandlung von Krebs können bei Übergewicht mitunter erschwert sein. Zudem zeigen übergewichtige Patienten einen veränderten Arzneimittelstoffwechsel. Eine effektive Prävention zielt deshalb darauf, Übergewicht von vorneherein zu vermeiden oder dieses konsequent abzubauen.

Es ist nie zu spät

„Krebs ist nur eines von vielen Gesundheitsrisiken, die Übergewicht mit sich bringt“, weiss Ralph Fritsch, Leitender Arzt der Klinik für Medizinische Onkologie und Hämatologie. Mehr dazu und zur Zusammenarbeit mit dem Comprehensive Cancer Center lesen Sie in diesem Interview:

Ein besonders eindrückliches Beispiel ist das Endometriumkarzinom, der Krebs der Gebärmutter. Für diese stark hormonabhängige Krebsart steigt das Risiko parallel zum BMI an bis hin zu einem siebenfachen Risiko bei Patientinnen mit Adipositas Grad 3 (BMI > 40). Wichtig ist aber vor allem, dass Übergewicht das Erkrankungsrisiko für viele der häufigsten Krebsarten wie Darm-, Brust- und Bauchspeicheldrüsenkrebs erhöht. Starkes Übergewicht spielt zudem bei der Früherkennung, der Krebsdiagnose und der Behandlung eine Rolle.

Wichtige Vorsorgeuntersuchungen wie die Darmspiegelung können schwieriger durchführbar sein. Auch zeigen Studien, dass stark übergewichtige Patientinnen weniger häufig an Vorsorgeprogrammen wie dem Mammografie-Screening teilnehmen. Dabei ist Früherkennung zentral. Die Therapie wiederum kann bei starkem Übergewicht verkompliziert werden. So kommt es bei chirurgischen Massnahmen öfter zu Komplikationen, und die optimale Dosierung von Krebsmedikamenten ist schwieriger.

Auch das ist zumindest für einige Krebsarten höher. Das ist beispielsweise für Darm- und Brustkrebs nachgewiesen. Deshalb ist es wichtig, nach einer erfolgreichen Behandlung das Übergewicht anzugehen, um das Risiko eines Rückfalls zu senken. Hier macht es besonders viel Sinn, als Betroffener medizinische Hilfe durch Spezialisten zu suchen.

Das ist ein Fehlschluss. Einerseits wegen der erwähnten Risiken, andererseits ist starker Gewichtsverlust aufgrund einer Krebserkrankung unabhängig vom Ausgangsgewicht ein ungünstiges prognostisches Zeichen.

Übergewicht ist oft eine Frage des Lebensstils: zu viel rotes Fleisch, zu viel verarbeitete Lebensmittel, zu viel Alkohol. Hinzu kommt Bewegungsmangel. Es braucht deshalb einen ganzheitlichen Ansatz: Ernährung, Muskelaufbau, psychologische Unterstützung. Entsprechend eng arbeiten wir am Comprehensive Cancer Center des USZ zusammen. Hier sind alle Expertisen an einem Ort vereint. Das ist ein grosser Vorteil.

Das beruht auf der sehr guten Absicht, durch Umstellung der Ernährung zum Therapieerfolg bei Krebserkrankungen beizutragen. Wichtig ist dabei, die Ernährung unter Krebstherapie gemeinsam mit unseren Ernährungsspezialisten anzugehen. Patentlösungen, die für alle Krebspatienten die richtigen sind, gibt es nicht, lediglich Grundsätze, auf denen ein Ernährungsplan beruhen sollte. Mangelerscheinungen müssen in der Krebstherapie aber unbedingt vermieden werden. Auch von radikaleren, wissenschaftlich unzureichend belegten Ernährungsmassnahmen raten wir ab. Wir sind ganz der Wissenschaftlichkeit verpflichtet.

Übergewicht von vorneweg zu vermeiden, ist die beste Prävention. Dafür müssen wir schon bei den Kindern und Jugendlichen ansetzen. Es ist aber zu keinem Zeitpunkt im Leben zu spät. Krebs ist ja nur eines von vielen Gesundheitsrisiken, die Übergewicht mit sich bringt. Die Lebensqualität leidet auf sehr vielfältige Weise.

Zuständige Fachperson

Ralph Fritsch, PD Dr. med.

Leitender Arzt, Klinik für Medizinische Onkologie und Hämatologie

Tel. +41 44 255 22 14
Spezialgebiete: Gastrointestinale Tumore, Hepatobiliäre Tumore, Molekulare Onkologie und Präzisionsonkologie und Neuroendokrine Tumore