Tuberkulose – eine Seuche aus vergangenen Tagen? Ganz im Gegenteil: Die Infektionskrankheit gibt es durchaus noch, auch in der Schweiz.
Im Jahr 2020 erkrankten weltweit 9.9 Millionen Menschen an Tuberkulose, und 1.5 Millionen starben daran. Damit ist die Tuberkulose nach COVID-19 die Infektionskrankheit mit den zweitmeisten Todesfällen weltweit. Die meisten Erkrankten gibt es in der südlichen Hälfte Afrikas und in Asien. Doch auch die Schweiz verzeichnet jährlich noch rund 500 Fälle.
Infektionskontrolle durch Contact Tracing
Die meisten der mit Tuberkulose infizierten Personen in der Schweiz haben sich in einem Land angesteckt, in dem die Tuberkulose noch weit verbreitet ist. Dass die Krankheit in der Schweiz eingedämmt werden konnte und sich auch bei neuen Fällen nicht weiter ausbreitet, liegt vor allem an einer sofortigen Isolation und der umgehenden Behandlung der Patientinnen und Patienten sowie an einem rigorosen Contact Tracing. Dabei ist die Diagnose zu Beginn oft gar nicht so einfach zu stellen. «Die Symptome sind unspezifisch, Fieber, Husten, allgemeines Unwohlsein, nächtliches Schwitzen oder Gewichtsverlust kommen auch bei vielen anderen Erkrankungen vor», erklärt Silvan Vesenbeckh, Oberarzt in der Klinik für Pneumologie.
«Schläfer» im Körper
Hinzu kommt, dass eine Infektion mit Tuberkulose-Erregern nicht zwangsläufig zu einer Erkrankung führt. Rund 90 Prozent der Infizierten tragen das Bakterium zwar in sich, haben aber keine Symptome und sind auch nicht ansteckend für andere. Die Abwehrzellen bilden einen Wall um die Erreger und kapseln diese so vom Rest des umliegenden Gewebes ab. Dort können sie über Jahre überleben, ohne dem Infizierten zu schaden. Diese latente Infektion kann aber aktiv, also zur Erkrankung werden. Zum Beispiel, wenn das Immunsystem geschwächt ist und den Wall nicht weiter aufrechterhalten kann, beispielsweise bei einer HIV-Infektion oder auch im Alter. So können Menschen auch Jahre nach der eigentlichen Infektion noch plötzlich erkranken.