Infektionen mit Trichophyton mentagrophytes Genotyp VII, der umgangssprachlich «Thailand-Pilz» genannt wird, breitet sich in Europa aus. Dabei ist es gerade bei diesem hartnäckigen und sehr schmerzhaften Hautpilz wichtig, möglichst frühzeitig korrekt zu behandeln. Wie kann man sich schützen und wie wird er behandelt?
Das Wichtigste in Kürze
- Trichophyton mentagrophytes VII verursacht eine unangenehme Ringelflechte mit grossflächigen, eiternden Pusteln.
- Während früher v.a. Reiserückkehrer aus dem südasiatischen Raum betroffen waren, geschehen seit ein paar Jahren vermehrt Ansteckungen innerhalb der Schweiz.
- Es ist wichtig, bei Symptomen rasch zu reagieren, um eine adäquate Behandlung zu erhalten und eine Ausbreitung zu verhindern.
Es beginnt mit Juckreiz, Rötungen oder Schuppungen oft im Genitalbereich oder am Stamm, danach kommen eitrige und sehr schmerzhafte Hautläsionen: Der als Trichophyton mentagrophytes Genotyp VII (oder kürzer Trichophyton mentagrophytes VII) bekannte Hautpilz verursacht eine unangenehme Ringelflechte (medizinisch Tinea corporis). Ursprünglich durch Tiere auf den Menschen übertragen, infizieren sich Menschen heute mit dem hochansteckenden Erreger vor allem bei sexuellen Kontakten, aber auch beim Reisen.
Der «Thailand Pilz»
Umgangssprachlich wird Trichophyton mentagrophytes VII auch «Thailand Pilz» genannt. Dies rührt daher, dass die ersten Fälle von Infektionen in Europa bei Reiserückkehrern aus Thailand nachgewiesen wurden. Mittlerweile finden die meisten Ansteckungen mit dem Hautpilz jedoch innerhalb der Landesgrenzen statt. Da sich der Pilz vor allem durch sexuelle Kontakte überträgt und sich primär im Genitalbereich manifestiert, wird er vor allem in Boulevard-Medien mittlerweile auch als «Penis Pilz» bezeichnet.
„Vor rund 10 Jahren waren wir die ersten, die eine sexuelle Übertragung mit Hautpilzen feststellten und publizierten. Betroffen waren v.a. Reiserückkehrer aus dem südasiatischen Raum, insbesondere Thailand.“
«Wir sind weit weg von einer Pandemie.»
«Vor rund 10 Jahren waren wir die ersten, die eine sexuelle Übertragung mit Hautpilzen feststellten und publizierten. Betroffen waren v.a. Reiserückkehrer aus dem südasiatischen Raum, insbesondere Thailand, die dort sexuelle Kontakte hatten – also eine Art Reisesouvenir», sagt Philipp Bosshard, Oberassistent an der Dermatologischen Klinik des USZ. «Seit ein paar Jahren stellen wir aber vermehrt Ansteckungen fest, die innerhalb der Schweiz geschehen.» In den letzten Wochen war der Erreger deshalb wiederholt in den Schlagzeilen. Bosshard, der als Experte für Hautpilz-Infektionen einen guten Überblick über die Situation hat, relativiert: «Wir sehen zwar regelmässig Patienten und Patientinnen mit einer Infektion, aber von einer «rasanten Ausbreitung», wie einige Zeitungen titeln, würden wir nicht sprechen. Wir sind weit weg von einer Pandemie.»
Allerdings sei es wichtig, dass Menschen für diese Pilzerkrankung sensibilisiert werden, und bei Symptomen rasch reagieren, um eine adäquate Behandlung zu erhalten und eine Ausbreitung zu verhindern.
Wie merke ich, dass ich infiziert bin?
«Generell können Hautpilzinfektionen fehldiagnostiziert oder übersehen werden», sagt Bosshard, der als Hautpilz-Spezialist am USZ oft bei den Fällen hinzugezogen wird, bei denen die Infektion bereits weit fortgeschritten ist. «Bei dieser Infektion treten meist zuerst Rötungen oder Schuppungen der Haut am Stamm und im Genitalbereich auf. Danach erst können die für diesen Pilz typischen eitrigen Pusteln auftreten», erklärt der Spezialist weiter. «Diese werden dann häufig fälschlicherweise für eine bakterielle Infektion gehalten und mit Antibiotika therapiert – die natürlich nicht wirken.»
Folgende Symptome weisen auf eine Infektion mit Trichophyton mentagrophytes VII hin:
- kreisrunde Rötungen und schuppende Hautstellen im Genitalbereich, am Stamm, am Gesäss oder im Gesicht
- grossflächigere, eiternde Pusteln
- Fisteln und Abszesse
- geschwollene Lymphknoten
- Fieber
Auch bei diesem Pilz gilt: Je früher er behandelt wird, desto einfacher ist die Therapie. «Deshalb sollten Menschen, die eine Hautveränderung feststellen, immer möglichst rasch einen Hautarzt aufsuchen, damit eine korrekte Diagnose gestellt werden kann.» Heutzutage sind Erstdiagnosen auch online möglich. Das USZ bietet etwa einen teledermatologischen Service an, wo man unkompliziert Bilder der betroffenen Hautstellen einschicken kann und kurz darauf eine Diagnose erhält.
Wie wird Trichophyton mentagrophytes VII behandelt?
Beim «Thailand Pilz» reicht eine oberflächliche Behandlung mit Salben oder Crèmes, wie bei den meisten anderen Hautpilzen üblich, meist nicht aus. «Trichophyton mentagrophytes VII verursacht häufig eine stark entzündete Infektion bis in die tieferen Hautschichten», erklärt Bosshard. Deshalb wird der Pilz meist mit Tabletten behandelt. «Leider ist die Therapie mit Antimykotika etwas langwierig», weiss der Hautpilz-Experte. «Sie dauert oft 6-8 Wochen, einige Betroffene müssen während mehrerer Monate Medikamente einnehmen.»
Doch es gibt auch gute Nachrichten: «Bisher gibt es keine Resistenzen gegen die gängigen Medikamente. Das heisst, die Therapie ist in der Regel erfolgreich, auch wenn sie lange dauert.» Ausserdem ist eine Infektion nicht lebensgefährlich und der Pilz befällt keine Organe.
Trichophyton mentagrophytes Genotyp VIII
Ein anderer, nahe verwandter Hautpilz ist Trichophyton mentagrophytes VIII, auch Trichophyton indotineae genannt. Dieser Pilz hat u.a. in Indien eine regelrechte Epidemie gemacht und dabei oft ganze Familien infiziert. Seit ein paar Jahren werden weltweit Fälle registriert. Im Labor der dermatologischen Klinik wurde bereits 2014 einer der ersten Fälle in Europa gefunden. Typischerweise sind hier auch Stamm, Gesäss, Inguinalregion, Beine oder Gesicht betroffen. Übertragen wird der Pilz durch direkten Hautkontakt oder auch bei gemeinsamem Benutzen von Handtüchern etc. Im Gegensatz zu Trichophyton mentagrophytes VII ist Trichophyton mentagrophytes VIII meist resistent gegen das Standardpilzmittel und die Patienten müssen oft über mehrere Monate mit anderen Antipilz-Tabletten behandelt werden.
Wie kann ich mich schützen?
Da sich Trichophyton mentagrophytes VII besonders effektiv beim Geschlechtsverkehr überträgt, ist die effektivste Schutzmassnahme der Verzicht auf sexuelle Aktivitäten, wenn im Genitalbereich Hautveränderungen vorhanden sind. «Ausserdem scheinen Rasuren im Genitalbereich das Risiko, sich mit dem Pilz zu infizieren, zu erhöhen», sagt Bosshard. Zu erklären ist dies damit, dass durch die Rasur Mikroläsionen, also winzig kleine Verletzungen, entstehen, die Infektionen mit dem Erreger begünstigen. «Haben Sie den Verdacht, eine Hautinfektion zu haben, rasieren Sie sich nicht mehr, sondern suchen Sie einen Spezialisten oder eine Spezialistin auf», rät Bosshard.
Auch kontaminierte Bettwäsche und Hand- oder Badetücher können zu einer Infektion führen. «In so einem Fall, soll die Wäsche mit 60°C gewaschen werden», meint der Experte. Auch hier betont er aber die Wichtigkeit, Symptome ernst zu nehmen und möglichst rasch Hilfe zu suchen. «Aber das», fügt er an, «gilt eigentlich für alle gesundheitlichen Probleme, die plötzlich auftreten.»