Fachartikel

Individuelle Abklärung von kardiovaskulären Risikofaktoren

Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen lässt sich mit krankheitsspezifischen Massnahmen senken, Voraussetzung dafür ist eine umfassende individuelle Abklärung und Beratung. Die Klinik und Poliklinik für Innere Medizin am USZ bietet dafür einer Spezialsprechstunde an.

Lukas Wartmann ist Oberarzt in der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin am USZ und Leiter der Sprechstunde Kardiovaskuläre Risikofaktoren.

 

Herr Wartmann, die Klinik und Poliklinik für Innere Medizin bietet eine Sprechstunde für Patientinnen und Patienten mit kardiovaskulären Risikofaktoren an. Welche Risikofaktoren sind das?

Das sind alle Faktoren, die das Risiko erhöhen, eine kardiovaskuläre, also vom Herzen oder vom Gefässsystem ausgehende Erkrankung wie einen Schlaganfall, einen Herzinfarkt oder eine Durchblutungsstörung zu erleiden. Darunter gibt es nicht beeinflussbare Faktoren wie das Alter, eine familiäre Vorbelastung oder das Geschlecht – es sind mehr Männer als Frauen betroffen. Zu den beeinflussbaren Risikofaktoren zählen Nikotinkonsum, Bluthochdruck (Hypertonie), Übergewicht oder Adipositas, aber auch Fettstoffwechselstörungen, die zu Atherosklerose, also Fettablagerungen in den Gefässen, führen. Alle diese behandelbaren Risikofaktoren gehen wir in der Sprechstunde an.

Diese Erkrankungen sind weit verbreitet. Was unterscheidet die Behandlung in dieser Sprechstunde von der Behandlung beim Hausarzt? Wann und welche Patienten schicken die Hausärzte beispielsweise ans USZ?

Unsere Sprechstunde richtet sich an Patientinnen und Patienten aller Altersgruppen, unabhängig davon, ob es sich um eine primär- oder sekundärprophylaktische Beurteilung handelt und unabhängig davon, ob weitere kardiovaskuläre Risikofaktoren vorliegen. Viele der Patientinnen und Patienten, die uns zugewiesen werden, haben jedoch eine komplexe Krankheitsgeschichte, sie leiden etwa an einer schwer-einstellbaren Hypertonie und Medikamentenunverträglichkeiten und vereinen gleich mehrere kardiovaskuläre Risikofaktoren. Als spezialisiertes Team bieten wir auch für Patienten in solch schwierigen Behandlungssituationen eine individuelle Risikobeurteilung und Diagnostik einschliesslich der Therapieempfehlungen an. Dank der engen Zusammenarbeit mit anderen Fachdisziplinen am USZ können wir die Patienten gegebenenfalls auch weiter abklären und beraten.

Können Sie uns die wichtigsten Schritte in der Sprechstunde etwas schildern?

Am Anfang steht die ausführliche Anamnese, also die Krankheitsgeschichte, des Patienten. Hierbei geht es darum, Hinweise auf bereits feststellbare kardiovaskuläre Erkrankungen zu finden, Risikoverhalten zu erkennen und das individuelle Risikoprofil z.B. anhand der Familienanamnese zu schärfen. Abhängig davon und von der klinischen Untersuchung erfolgt in einem nächsten Schritt die apparative Diagnostik. Die Ergebnisse dieser Schritte besprechen wir eingehend mit der Patientin oder dem Patienten. Wenn möglich stellen wir das individuelle Risikoprofil und mögliche Behandlungsansätze dafür grafisch dar. Anhand dieser Darstellung ist es oft einfacher, den Nutzen und das Risiko einer Therapie gemeinsam zu diskutieren. Wir orientieren uns dabei zudem nicht allein am Risikoprofil der Patienten, sondern auch an ihren Präferenzen, um die beste Wirkung zu erreichen.

Welche Therapien können Sie den Patientinnen und Patienten anbieten?

Unser Behandlungsansatz umfasst nicht nur medikamentöse Therapien wie den Einsatz von cholesterinsenkenden Medikamenten, wir lassen auch mögliche Risikoreduktion z.B. durch einen Rauchstopp und andere Veränderungen in der Lebensführung einfliessen. Dafür können wir spezifische Beratungen am USZ anbieten, zum Beispiel die Raucherberatung oder die Sprechstunde für familiäre Hypercholesterinämie der Klinik für Kardiologie, aber auch eine Ernährungsberatung oder Beratung im Adipositaszentrum der Klinik für Endokrinologie. Zudem ist es möglich, an Studien teilzunehmen.

Wie ist die Zusammenarbeit mit den zuweisenden Haus- oder Fachärzten organisiert?

Unsere Patientinnen und Patienten werden von ihren Hausärzten und niedergelassenen Spezialisten direkt zugewiesen, aber auch von anderen Kliniken innerhalb des USZ, zum Beispiel Patienten der Augenklinik mit einem Augenarterienverschluss zur Beurteilung der kardiovaskulären Risikofaktoren, oder Patientinnen der Klinik für Geburtshilfe zur Behandlung von Bluthochdruck in der Schwangerschaft.

Nach der Abklärung und der Beratung mit Therapieplan werden die Patientinnen und Patienten wieder von ihrem Arzt oder ihrer Ärztin weiterbehandelt. Bei dringendem Behandlungsbedarf wie einer schwer einstellbarer Hypertonie wird die Therapie bei uns begonnen und überwacht, bevor die Patientinnen und Patienten wieder zu ihrem Arzt zurückkehren. Bei Patienten mit sehr komplexen Situationen besteht aber selbstverständlich die Möglichkeit einer langfristigen Anbindung an die Sprechstunde, wenn der behandelnde Hausarzt das wünscht. Zusammen erreichen wir so die beste Behandlung für die Patientinnen und Patienten.

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