Ruth Gattiker hatte als eine der ersten Frauen in der herzchirurgischen Anästhesie eine gehörige Portion Mut und den Biss, um sich in der männerdominierten Medizin durchzusetzen. 1969 war sie Narkoseärztin bei der schweizweit ersten Herztransplantation am USZ.
Schon mit 16 Jahren wusste die 1923 geborene Ruth Gattiker, dass sie gerne studieren und einen Beruf haben möchte. «Heiraten und Kinder haben? Das kam für mich überhaupt nicht infrage», erzählte die 93-Jährige im Jahr 2016 – vor Lebensenergie sprühend – in der Sendung «Aeschbacher» am Schweizer Fernsehen. Die Karriere gelang ihr erst über Umwege dank viel Mut und viel Biss. Ihr Vater war alles andere als begeistert von ihren Absichten und wollte, dass sie Sekretärin wird und eine Familie gründet.
Eine Frau? Das geht nicht!
In der Berufswelt wusste sich Ruth Gattiker in einem von Männern dominierten Umfeld durchzusetzen. Nach ihrer ersten Stelle als Assistenzärztin in der Chirurgie der Pflegerinnenschule erhielt sie eine Anstellung als Narkoseärztin am Kantonsspital Zürich, wie das Universitätsspital Zürich damals hiess. Ihr Chef war Åke Senning, eine Koryphäe der Herzchirurgie. Der Schwede baute in den 1960er-Jahren die Herzchirurgie in Zürich auf. «Eine Frau – nein, das geht nicht», soll er zuerst gesagt haben. Später verstanden sich die beiden bestens. «Er hatte nicht gerne Duckmäuser, deshalb kam ich so gut mit ihm aus», erklärte sie schelmisch in der Sendung.