In den letzten Monaten haben Ringelröteln-Fälle in der Schweiz zugenommen. Auch am USZ sieht man eine erhebliche Zunahme an Ringelröteln-Fällen. «Normalerweise führen wir durchschnittlich einmal im Jahr eine Nabelschnurtransfusion wegen Ringelröteln durch, zuletzt waren es aber bis zu zwei bis drei Mal pro Woche», sagt Nina Kimmich, Leitende Ärztin an der Klinik für Geburtshilfe am USZ.
Ringelröteln werden durch das Parvovirus B19 ausgelöst und sind eine Erkrankung, die hauptsächlich Kinder betrifft – bei ihnen äussert sich die Krankheit durch einen charakteristischen Hautausschlag in Form von Ringen. Erwachsene hingegen bleiben oft symptomlos – falls sie Symptome entwickeln, sind es grippeähnliche Beschwerden wie Fieber, Kopfschmerzen oder Gelenkbeschwerden.
Gefahren für Ungeborene
Die Infektionskrankheit kann besonders für ungeborene Kinder gefährlich sein. «Das Virus kann sich auf die roten Blutkörperchen des ungeborenen Kindes setzen und diese zerstören», so Nina Kimmich. Das führt zu einer Blutarmut (Anämie), bei der das Herz des Kindes kompensatorisch stärker arbeiten muss, um den Sauerstoffmangel auszugleichen. Ohne Behandlung kann dies zu schwerwiegenden Komplikationen wie Herzmuskelschwäche und Wassereinlagerungen im Körper sowie neurologischen Langzeitproblemen führen. In schweren Fällen kann das Kind im Mutterleib versterben.
„Eine Nabelschnurtransfusion erfordert ein hohes Mass an technischer Expertise und ein Spital, das in der Lage ist, Frühgeborene umfassend zu betreuen!“
Behandlungsmöglichkeiten
Wenn eine starke Blutarmut festgestellt wird, kann eine Nabelschnurtransfusion durchgeführt werden. Dieser Eingriff ist technisch anspruchsvoll und wird nur in spezialisierten Zentren wie dem USZ angeboten. „Die Nabelschnurtransfusion ist eine lebensrettende Massnahme für das ungeborene Kind“, erklärt Nina Kimmich. „Sie erfordert ein hohes Mass an technischer Expertise und ein Spital, das in der Lage ist, Frühgeborene umfassend zu betreuen.“
Prävention und Empfehlungen
Etwa 40 Prozent der schwangeren Frauen sind nicht immun gegen Ringelröteln. Ob man immun ist, kann über einen einfachen Bluttest festgestellt werden. Nicht immunen Schwangeren empfiehlt Nina Kimmich besondere Vorsichtsmassnahmen: „Schwangere, die nicht immun sind, sollten in Risikosituationen einen Mundschutz tragen, häufig die Hände waschen und den Kontakt mit Speichel von Kindern vermeiden.“ Dies gilt besonders in den ersten 20 Schwangerschaftswochen, da eine Behandlung bei so kleinen Feten besonders anspruchsvoll ist.
Sollten schwangere Frauen grippeähnliche Symptome bemerken, sollten sie einen Arzt aufsuchen. Eine engmaschige Überwachung ist notwendig, um frühzeitig eine mögliche Infektion mit dem Parvovirus B19 zu erkennen und zu behandeln. Nach einer Infektion der Mutter sollten regelmässige Verlaufskontrollen durchgeführt werden, um sicherzustellen, dass das ungeborene Kind nicht betroffen ist.
Aktuelle Situation
Derzeit raten Experten schwangeren Frauen zur Vorsicht und zu regelmässigen Kontrollen. Da viele Menschen über die Gefahren von Ringelröteln nicht informiert sind, ist Aufklärung besonders wichtig. «Viele Patientinnen, auch solche, die mit Kindern arbeiten, wissen wenig über die Erkrankung», sagt Nina Kimmich.