Aktuell gibt es keine international gültigen Regeln, wie die Qualität von medizinischen Eingriffen gemessen werden sollten. Die von USZ- und UZH-Professoren geleitete Outcome4Medicine Konferenz in Zürich im Juni 2022 hatte zum Thema, wie Folgen von medizinischen Eingriffen gemessen, interpretiert und kommuniziert werden sollen. Die Ergebnisse wurden nun in Nature Medicine publiziert.
Ohne standardisierte, klinisch relevante und universelle Messpunkte bleibt die Bewertung von chirurgischen Eingriffen unklar und inkonsistent. Dies erschwert es, die Qualität von Operationen zu verbessern und Fachpersonen und Patienten über die zu erwartenden Folgen eines medizinischen Eingriffs zu informieren. Dieses Thema wurde im Juni 2022 an der Outcome4Medicine Konferenz in Zürich aus unterschiedlichen Perspektiven – von Fachexpertinnen, Patienten und weiteren Beteiligten – beleuchtet. Die dort erarbeiteten Empfehlungen wurden jetzt in Nature Medicine publiziert.
Patienten sollen informiert entscheiden können
Die Empfehlungen beziehen sich auf die Messung, Interpretation und Kommunikation von Outcomes nach medizinischen Eingriffen. Damit die Ergebnisse nach Eingriffen verglichen werden können, gilt es zum Beispiel standardisierte Beobachtungszeitpunkte festzulegen und möglichst alle Komplikationen mit dem Comprehensive Complication Index (CCI®) zu erfassen. Die Jury schlägt fünf feste Zeitpunkte vor: vor der Erkrankung, während der Erkrankung, Symptome vor dem Eingriff, Ergebnisse in der frühen postoperativen Phase, mittelfristig und langfristig.. Weiter empfiehlt die unabhängige, internationale Jury, auch Symptome und Erfahrungen, von denen Patienten berichten, mit standardisierten Fragebögen zu erfassen. Outcomes medizinischer Eingriffe sollten nicht nur innerhalb, sondern auch zwischen medizinischen Institutionen verglichen werden. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Verbesserung der Gesundheitskompetenz der Patientinnen und Patienten; diese sollen informierte Entscheide für oder gegen bestimmte medizinische Eingriffe treffen können.
Schliesslich gibt die Jury Empfehlungen zum Umgang mit unerwünschtem Outcome und spricht sich für einen konstruktiven, transparenten und respektvollen Umgang aus, damit Patienten bestmöglich unterstützt werden und Fachpersonen aus unerwünschten Outcomes lernen können. «Diese interdisziplinäre, internationale Zusammenarbeit legt eine wichtige Basis für die zuverlässige Messung der Qualität nach medizinischen Eingriffen und Verbessrung der Versorgung», sagt Pierre-Alain Clavien. «Damit können hoffentlich die grosse Krankheitslast und die hohen Kosten postoperativer Komplikationen verringert werden», meint Milo Puhan.
Unterstützt wurde die Konferenz vom Swiss Medical Network.
Mehr Informationen: Anja Domenghino, Carmen Walbert, Dominique Lisa Birrer, Milo A. Puhan, Pierre-Alain Clavien, The Outcome4Medicine consensus group & Panel members. Consensus recommendations on how to assess the quality of surgical interventions. Nature Medicine 2023, https://doi.org/10.1038/s41591-023-02237-3