Story

Die Plagegeister des Frühlings

Werden die Temperaturen wärmer, zieht es uns vermehrt nach draussen. Dort lauern allerlei tierische Störenfriede, die uns das Leben schwermachen. Ob Zecke, Wespe oder Hornisse, sie alle haben das Potenzial, uns das Picknick im Grünen zu vermiesen. Das ist ärgerlich und kann sogar richtig gefährlich werden.

Drei bis fünf Prozent der Schweizer Bevölkerung reagieren allergisch auf Bienen­, Wespen­ oder Hornissenstiche. Für sie kann ein Stich potenziell lebensbedrohlich sein, wobei es grosse Unterschiede in der Heftigkeit der Reaktionen gibt. Sie reichen von einer kleinen Schwellung bis zum Kreislaufkollaps, der im schlimmsten Fall zum Tode führt. Letzteres ist jedoch extrem selten. In der Schweiz sterben pro Jahr zwischen drei und sechs Personen an den Folgen eines Stichs. Bienenstiche lösen etwas heftigere Reaktionen aus als Wespenstiche, sind aber seltener, da Bienen weniger stechfreudig sind. Um den noch selteneren Stich von Hornissen ranken sich viele Mythen: Drei Stiche sollen einen ausgewachsenen Menschen töten können, fünf ein Pferd. «Das Gift einer Hornisse ist vergleichbar mit jenem der Wespe. Dass drei Stiche einen Menschen töten können, gehört ins Reich der Ammenmärchen. Ist man nicht allergisch, wird es erst nach mehreren hundert Stichen gefährlich», erklärt Peter Schmid­-Grendelmeier, Leiter der Allergiestation am USZ. Er hat schon vielen Menschen mit Bienen­ oder Wespenstichallergien geholfen.

Sind die Reaktionen leicht, reichen Notfallmedikamente. Bei Patientinnen und Patienten, die heftige Reaktionen wie Atemnot oder gar einen Kreislaufkollaps zeigen, kommt die Adrenalinspritze zum Einsatz, die sich die Betroffenen selbst verabreichen können. Zusätzlich empfiehlt er bei stark allergischen Personen oft eine Desensibilisierung. Diese ist sehr wirksam, jedoch mit regelmässigen Arztbesuchen über mehrere Jahre verbunden. «Wir schauen uns immer an, wie exponiert jemand ist. Bei einem Feuerwehrmann, der regelmässig Wespennester entfernen muss, macht eine Desensibilisierung durchaus Sinn. Hatte jemand seit zwanzig Jahren keinen Stich mehr, eher weniger. Auch Faktoren wie Begleiterkrankungen oder Angst vor neuen Stichen sind mitentscheidend.»

Omnipräsente Blutsauger

Ein weiteres kleines Tierchen, das es in sich hat, ist die Zecke. Noch vor ein paar Jahren gab es bestimmte Gebiete, in denen die Blutsauger besonders häufig vorkamen, und andere, die fast zeckenfrei waren. Diese Abgrenzung gibt es – mit Ausnahme des Tessins – heute nicht mehr. Zecken lauern wirklich überall: im Wald, auf Parkwiesen und sogar im eigenen Garten. Sie übertragen in unseren Breitengraden hauptsächlich zwei Krankheiten: die Borreliose und die Frühsommer-Meningozephalitis (FSME). Die gute Nachricht: Borreliose kann mit Antibiotika behandelt werden, und gegen FSME gibt es eine Impfung. «Diese Impfung sollte wirklich jeder machen. Sie schützt in 99 Prozent der Fälle vor FSME, einer Erkrankung, die die Hirnhäute und das Hirn entzündet. Die Symptome können sehr schwerwiegend sein und umfassen unter anderem Gedächtnisverlust, Lähmungserscheinungen und Gehstörungen. In Extremfällen endet die Krankheit sogar mit dem Tod», sagt Huldrych Günthard, Leitender Arzt in der Klinik für Infektionskrankheiten und Spitalhygiene. Auch die Borreliose sei eine heimtückische Krankheit. Bei ihr besteht die grösste Gefahr darin, dass sie nicht erkannt und so verschleppt wird. Bricht die Krankheit dann zwei, drei Jahre später aus, ist eine Diagnose sehr schwierig. «Oft berichten Borreliose­-Patienten über Müdigkeit und Stressintoleranz», sagt Huldrych Günthard. «Aber diese Symptome können ganz viele Ursachen haben und machen alleine noch keine Borreliose aus.» Vorsicht ist also auch bei Zeckenbissen besser. Dazu gehört: Sich impfen lassen, im Wald oder in hohem Gras lange Kleidung tragen und bei einem Biss die Zecke sofort entfernen. Danach die Bissstelle desinfizieren und beobachten. Bildet sich ein roter Ring, sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden.