Bei risikoarmem Prostatakrebs ist aktives Überwachen das empfohlene Vorgehen. Es kann unnötige Behandlungen verhindern und stellt sicher, dass ein Fortschreiten des Krebses rechtzeitig erkannt und gestoppt wird. Am Universitätsspital Zürich wird die aktive Überwachung deutlich schneller umgesetzt als im übrigen Kanton. Dies zeigt eine Studie der Klinik für Urologie am USZ.
Prostatakrebs tritt bei vielen Männern in einem höheren Alter auf und wächst in der Regel langsam. Bei Prostatatumoren, die noch auf die Prostata beschränkt sind, keine Symptome verursachen und als risikoarm gelten, kann unter Umständen auf eine Behandlung verzichtet werden. Stattdessen wird die Strategie des aktiven Überwachens («Active Surveillance») angewendet. Im Rahmen der aktiven Überwachung kommt der Patient zu engmaschigen Kontrolluntersuchungen, bei denen der PSA-Wert beobachtet wird und regelmässig bildgebende Diagnostik (Ultraschall, Magnetresonanztomographie) und Gewebeentnahmen aus der Prostata (Kontrollbiospien) durchgeführt werden.
Systematische Kontrolle statt Operation oder Bestrahlung
Mehrere Studien haben gezeigt, dass die regelmässige Kontrolle im Vergleich mit einer sofortigen Therapie keinen gesundheitlichen Nachteil für die Patienten hat. Im Gegenteil, die aktive Überwachung verhindert eine Übertherapie. Eine aktive Behandlung wie die operative Prostataentfernung oder Bestrahlung wird erst zu einem späteren Zeitpunkt durchgeführt oder erweist sich im weiteren Verlauf als nicht nötig. So können die typischen Nebenwirkungen der Behandlungen umgangen werden. Die aktive Überwachung ist deshalb seit 2009 bei risikoarmem Prostatakrebs das von der europäischen Vereinigung der Urologen (European Association of Urology/EAU) empfohlene Vorgehen. Im Prostatakrebszentrum des USZ wird sie seither den Patienten als Therapieoption angeboten und gemäss den Empfehlungen umgesetzt.
Nicht überall wird aktiv überwacht, wenn es möglich ist
Ein Team der Klinik für Urologie des USZ hat zusammen mit Kolleginnen und Kollegen des Krebsregisters des Kantons Zürich die Daten zur aktiven Überwachung der letzten zehn Jahre wissenschaftlich ausgewertet. Die Frage war hierbei, wie sich die aktive Überwachung seit Beginn der offiziellen Empfehlung 2009 im Kanton etabliert hat. Dafür wurden Daten von insgesamt 3393 Patienten mit risikoarmen Prostatakrebs des Krebsregisters ZH ausgewertet.
Dabei zeigte sich, dass von 2009 bis 2018 am USZ signifikant mehr Patienten die aktive Überwachung gewählt hatten als Patienten, die im Rest des Kantons behandelt wurden (55.7% vs. 16%). Entsprechend weniger wurde am USZ operiert (43.9% USZ vs. 71% ZH). Der Anteil der aktiven Überwachung an den Therapieoptionen stieg über die Jahre am USZ von 35.4% auf 88.2%, im Kantonsgebiet lediglich von 12.2% auf 16.2%.