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Neuer, vielversprechender Behandlungsansatz bei Melanomen

Zuletzt aktualisiert am 31. Oktober 2022 Erstmals publiziert am 27. Oktober 2022

Ein Melanom oder schwarzer Hautkrebs ist ein bösartiger Hauttumor, der als gefährlichste Form aller Hautkrebserkrankungen gilt. Bei Patientinnen und Patienten, bei denen ein Melanom bereits ins zentrale Nervensystem Absiedlungen, sogenannte Metastasen, gebildet hat, zeichnen sich nun neue Therapiemöglichkeiten ab. In einer internationalen Studie konnte erstmalig bei dieser selten untersuchten Patientengruppe eine Wirksamkeit einer 3er-Kombinationstherapie nachgewiesen werden.

An einem Melanom erkranken in der Schweiz jährlich ca. 3000 Menschen. Das sind 7 Prozent aller Krebsneuerkrankungen in der Schweiz. Insgesamt versterben 300 Personen pro Jahr an schwarzem Hautkrebs.[1] Eine Heilung ist bis jetzt in der Regel nur dann möglich, wenn keine Metastasen vorliegen und das Melanom chirurgisch vollständig entfernt wird. Liegen aber Metastasen vor steht bleibt oft nur eine palliative Behandlungsmöglichkeit. Diese hat das Ziel die Krankheit einzudämmen und Beschwerden zu lindern. Eine Heilung kann aber nicht mehr erreicht  werden.

Bei der Mehrzahl der fortgeschrittenen Melanome liegt eine Mutation, d.h. Veränderung, der BRAF Gene vor. BRAF Gene sind Wachstumstreiber und spielen bei der Stimulation von Wachstum und der Entwicklung von Zellen eine Rolle. Mutieren diese Gene werden sie krebsfördernd, da sie zu einem unkontrollierten Wachstum beitragen. Bei BRAF sind diese Mutationen nicht erblich bedingt, sondern werden im Laufe des Lebens angenommen. Am Universitätsspital sind ziemlich genau 40% aller Patienten von einer BRAF Mutation betroffen. Insgesamt gibt es über 30 verschiedene Mutationen des BRAF Gens. Bei Melanomen sind es vor allem die BRAF V600E Mutationen, die bei über 90% der Fälle eine Rolle spielen.

Behandlung im Rahmen von klinischen Studien

Die Melanombehandlung ist sehr dynamisch und hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Solche Fortschritte werden nur durch klinische Studien möglich. Im USZ verfügen wir über die grösste Abteilung der Schweiz für klinische Forschung in der Dermato-Onkologie.

Klinische Studien am CCCZ bieten neue Therapien. Patienten und Patientinnen können durch Studienteilnahmen von neuartigen Therapieverfahren profitieren.

Weitere Informationen

In dieser multizentrischen Phase II Studie, unter Federführung von Prof. Dr. med. Reinhard Dummer, Klinik für Dermatologie, USZ, wurden Patienten mit BRAF V600 Mutationen untersucht. In diese Studie konnten auch Patientinnen und Patienten eingeschlossen werden, die sonst oft von einer Studienteilnahme ausgeschlossen sind, indem man eine vorhergehende Behandlung mit Kortikosteroiden oder Antikonsulvanten als auch bestehende Metastasen im Zentralnervensystem bei Beginn der Studie zuliess. Dies ist insofern relevant, als dass es sich hierbei um eine Patientengruppe handelt, die grundsätzlich schlechte Aussichten hat und deren Behandlung dringend einer Verbesserung bedarf, also einen sogenannten unmet clinical need darstellt.

Das Erkenntnisziel war die Erfassung der Ansprechrate der Gehirnmetastasen auf eine Dreierkombination bestehend aus dem monoklonalen Antikörper Atezolizumab, dem BRAF-Kinase-Hemmer vemurafenib, and dem MEK Hemmer cobimetinib.

  • Monoklonale Antikörper sind im Labor hergestellte, künstliche Antikörper. Man gestaltet sie so, dass sie auch jene Gefahrensignale erkennen, die natürlichen Antikörpern entgehen. Therapeutische monoklonale Antikörper erkennen ein spezifisches Antigen, das typisch für eine bestimmte Erkrankung ist und machen eine Immunantwort (wieder) möglich.
  • BRAF-Kinase-Hemmer hemmen bei Melanomzellen die Aktivität des BRAF-Proteins. Vemurafenib wirkt spezifisch gegen die BRAF V600 Mutation.
  • Bei BRAF V600 Mutationen sind Signalwege zu aktiv. MEK Hemmer greifen in diese Signalwege ein und verhindern die Vermehrung der Tumorzellen

Die Wirkungsweisen der drei Substanzen sind bekannt. Neu ist die Anwendung als Dreierkombination bei dieser Patientengruppe. Diese Studie ist die erste die ein Ansprechen auf diese Therapiekombination im Gehirn bei dieser Patient:innengruppe nachweisen konnte.

Die Studie zeigte demnach auf, dass diese Dreierkombination bei einer Patient:innenpopulation mit unguten Aussichten und einer hohen Sterblichkeitsrate, der bisher wenig geholfen werden konnte, zu einer Verbesserung der Behandlung und zu einer Eindämmung der Erkrankung führen könnte. Zwar sind weiterführende Studien nötig um eine mögliche effektive Erhöhung von Überlebenschancen zu prüfen, aber es konnte eine Behandlungsmöglichkeit für Patient:innen mit schwarzem Hautkrebs, der Metastasen im Gehirn gebildet hat, aufgezeigt werden, die bisher noch nicht bestand.

[1] Nationale Krebsregistrierungsstelle (NKRS) www.nkrs.ch

 

Zugehörige wissenschaftliche Veröffentlichung

The Lancet Oncology, Volume 23, Issue 9, 2022, Pages 1145-1155,

Atezolizumab, vemurafenib, and cobimetinib in patients with melanoma with CNS metastases (TRICOTEL): a multicentre, open-label, single-arm, phase 2 study

Reinhard Dummer*, Paola Queirolo, Ana Maria Abajo Guijarro, Youyou Hu, Dao Wang, Sergio Jobim de Azevedo, Caroline Robert, Paolo Antonio Ascierto, Vanna Chiarion-Sileni, Paolo Pronzato, Francesco Spagnolo, Karmele Mujika Eizmendi, Gabriella Liszkay, Luis de la Cruz Merino, Hussein Tawbi

*CCCZ Member

DOI: https://doi.org/10.1016/S1470-2045(22)00452-1