Wespe auf dem Teller mit Lebensmittel

Story

Mit Hyposensibilisierung gegen Wespenstich-Allergie

Zuletzt aktualisiert am 05. September 2024 Erstmals publiziert am 21. August 2018

Im Sommer sind die Wespen wieder vermehrt unterwegs. Für Wespenstichallergiker wie Margrit Decoster-Jost eine stressige Zeit. Nach einem Wespenstich, auf den sie besonders heftig reagierte, hat sie entschieden, sich am USZ hyposensibilisieren zu lassen.

Als Kind, erinnert sich Margrit Decoster-Jost, hätten ihr Wespenstiche nichts ausgemacht. Sie ist viel draussen – in ihrem Garten und mit den zwei Retriever-Hunden, mit denen sie auch mit zur Jagd geht. Sie amtet auch als Richterin bei der Hundeausbildung. Ihre schwere Wespengift-Allergie war ihr bis vor wenigen Jahren nicht bekannt. Als sie aber vor ein paar Jahren beim Schneiden einer Hecke ein Wespennest aufgescheucht hatte und mehrfach gestochen worden war, reagierte sie heftig. Übelkeit, Schwäche – sie musste ins Spital. Am USZ liess sie sich testen und erfuhr, dass sie auf Wespenstiche hochgradig allergisch war.

Allergischer Schock beim Waldspaziergang

«Ich dachte, das sei eine einmalige Sache und liess es auf sich beruhen – bis ich eines Tages mit Kollegen und den Hunden im Wald unterwegs war», erzählt sie rückblickend. «Eine Wespe aus einem Nest im Boden hatte mich gestochen, kurz darauf wurde mir übel, ich musste mich hinlegen, der Blutdruck fiel enorm ab. Ein Allergiker in der Gruppe hat damals sofort reagiert und keine zehn Minuten später war ich im Spital – zum grossen Glück für mich, denn diese zweite Reaktion war sehr heftig».

Nach diesem Erlebnis beschloss Margrit Decoster-Jost, sich am USZ einer Hyposensibilisierung zu unterziehen, auch bekannt als Allergen-Spezifische Immuntherapie ASIT. «Hätte ich diese Therapie nicht gemacht, wäre es hochgradig gefährlich für mich, von einer Wespe gestochen zu werden. Allein in der freien Natur unterwegs zu sein, wäre stets ein grosses Risiko. Und auch die Spritze zur Soforthilfe hat man vielleicht nicht immer dabei», begründet sie die Entscheidung.

Der Körper entwickelt die Abwehrstoffe

Für Allergiker mit schweren Symptomen ist die Hyposensibilisierung mit Insektengift eine grosse Entlastung. Sie erfolgt in verschiedenen Schritten. Mit dem Ultrarush-Verfahren kann bereits innerhalb weniger Stunden durch wiederholte, steigende Dosen des Allergens, in diesem Fall des Wespengifts, ein Schutz aufgebaut werden. Danach bleiben schwere Allergien auf das Gift weitgehend aus. Die Substanz wird unter die Haut gespritzt. Nebenwirkungen können eine Rötung, Schwellung oder ein Juckreiz an der Einstichstelle sein. Diese Nebenwirkungen sind aber meist gering und klingen schnell wieder ab.

Da selten auch heiklere allergische Reaktionen auftreten können, wird diese Behandlung mit entsprechenden Vorsichtsmassnahmen durchgeführt und die Patienten bleiben nach der ersten Behandlung zur Beobachtung tagsüber am USZ. Innert weniger Tage entwickelt der Körper die notwendigen Abwehrstoffe, die vor einer heftigen allergischen Reaktion schützen. Für einen anhaltenden Schutz sind wiederholte Injektionen in mehrwöchigen Abständen nötig, über drei bis fünf Jahre hinweg. Diese kann auch der Hausarzt machen. Mit der Therapie kann in vielen Fällen ein andauernder, lebenslanger Schutz erzielt werden.

Im Wespenjahr 2018 gelassen im Garten

«Für die Langzeitwirkung habe ich das vierte Jahr der Hyposensibilisierung abgeschlossen. Dafür musste ich zwar alle sechs Wochen zur Behandlung. Doch der Aufwand hat sich gelohnt», führt Margrit Decoster-Jost aus. Die Erfolgsquote der Hyposensibilisierung bei einer Wespengiftallergie liegt bei nahezu 95 Prozent. Bei einer Bienengiftallergie sind 80 bis 85 Prozent der Patienten und Patientinnen vor allergischen Reaktionen geschützt.

«Dieses Jahr sind enorm viele Wespen unterwegs, ich gehe dennoch ohne Angst in den Garten oder mit den Hunden in den Wald. Durch die Hyposensibilisierung habe ich auch viel Gelassenheit gegenüber den Wespen gewonnen – und vielleicht lassen sie mich gerade deshalb in Ruhe», sagt Margrit Decoster-Jost.

Marie-Charlotte Brüggen, Ph.D., Prof. Dr. med.

Leitende Ärztin, Dermatologische Klinik

Tel. +41 43 253 25 65
Spezialgebiete: Allergologie, insbesondere Medikamentenallergien, Allergien auf Prothesen / Metalle, Neurodermitis, klinische Forschung

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