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Mit Herz und Seele

Zuletzt aktualisiert am 28. März 2024 Erstmals publiziert am 27. April 2023

Geht es der Psyche gut, wirkt sich das positiv auf den Genesungsprozess nach einer Herzoperation aus. Eine Studie untersucht, wie genau Herz und Seele einander beeinflussen, um bei Herzpatienten mit psychischen Problemen Komplikationen vorauszusehen und zu verhindern.

„Sie müssen sich vorstellen, dass ich als mehr oder weniger fremde Person Ihr Herz während einer Operation abstelle.“ Die Aussage von Omer Dzemali, Direktor der Klinik für Herzchirurgie am USZ, löst augenblicklich Unbehagen aus – auch bei einer nicht herzkranken Person. Menschen mit einem herzchirurgischen Eingriff sind durch die oft lebensbedrohlichen Risiken stark belastet. Der Kontrollverlust beim Eingriff kann dies zusätzlich verstärken. Tatsächlich kämpft daher ein erheblicher Teil dieser Patientinnen und Patienten sowohl vor als auch nach der Operation mit psychischen Symptomen oder gar Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen.

Ganzheitliche Behandlung

Was in der Kardiologie des USZ schon seit Längerem Standard ist, hält nun auch Einzug in der Herzchirurgie – als einer der ersten in der Schweiz. Omer Dzemali arbeitet bei den Stadtspitälern Zürich bereits seit einigen Jahren eng mit dem Team der Psychokardiologie des USZ zusammen. Sie entwickelten gemeinsam ein Vorgehen, um psychische Belastungen der Patientinnen und Patienten frühzeitig zu erkennen und, sofern gewünscht, zu behandeln. Dieses Angebot etabliert er nun auch am USZ. Die Patientinnen und Patienten profitieren nachweislich davon. „Es ist hinreichend erforscht, dass die Lebensqualität deutlich steigt, wenn neben den körperlichen Beschwerden auch psychische Symptome behandelt werden. Eine stabile psychische Konstitution kann sich positiv auf die Genesung auswirken“, erklärt Roland von Känel, Direktor der Klinik für Konsiliarpsychiatrie und Psychosomatik.

Risiken minimieren

Es leuchtet ein: Wer entspannt und zuversichtlich ist, dem geht es in der Regel auch körperlich besser und umgekehrt. Doch inwieweit beeinflussen sich Körper und Geist bei Eingriffen am Herzen tatsächlich, und was sind potenzielle Indikatoren, die dies voraussagen? Genau dies versuchen die beiden Klinikdirektoren und ihre Teams nun herauszufinden. „Unsere gemeinsame Studie weist darauf hin, dass Personen mit depressiven Symptomen oder Angststörungen nach einer Herzoperation unter anderem deutlich höhere Entzündungswerte aufweisen als Operierte ohne psychische Beeinträchtigungen“, erklärt Omer Dzemali. Etwas erhöhte Entzündungswerte sind nach einem grossen Eingriff zwar normal, je höher diese aber sind, desto grösser ist das Risiko für Komplikationen. „Es interessiert uns darum auch, ob gewisse psychologische Auffälligkeiten vor einem Eingriff am Herzen direkt mit spezifischen Störungen in der Genesung nach dem Eingriff zusammenhängen“, ergänzt Roland von Känel.

Freund auf Zeit

Die Studie wird nun an beiden Standorten weitergeführt. Sollten Roland von Känel und Omer Dzemali signifikante Zusammenhänge finden, wäre dies wegweisend. So könnten mit gezielten psychologischen Interventionen vor dem Eingriff gegebenenfalls spätere Beeinträchtigungen vermindert oder gar verhindert werden. Omer Dzemali meint dazu: „Ich bin überzeugt: Wenn wir Menschen ganzheitlich behandeln, auf alle Ebenen eingehen, ihnen quasi mit unserer Professionalität als ‹Freund oder Freundin auf Zeit› zur Seite stehen, können wir auch qualitativ die Ergebnisse einer Intervention am Herzen verbessern. Und genau dies möchten wir nun mit unserer Forschung belegen.“

Die Studie von Roland von Känel und Omer Dzemali läuft bis 2024 und wird vom Schweizerischen Nationalfonds SNF gefördert.

Omer Dzemali, Prof. Dr. med. Dr. h.c.

Klinikdirektor, Klinik für Herzchirurgie (Allianz Herzchirurgie Zürich)

Tel. +41 44 255 47 29
Spezialgebiete: Minimalinvasive Chirurgie , Mitralklappenchirurgie , Rekonstruktive Chirurgie

Roland von Känel, Prof. Dr. med.

Klinikdirektor, Klinik für Konsiliarpsychiatrie und Psychosomatik

Spezialgebiete: Stress, Stressbiologie und Stressfolgekrankheiten, Psychokardiologie, Körpersymptomstörungen (Fatigue, Schmerz)