Am Dienstag, 3. August 2021, haben Prof. Dr. med. Nicole Lindenblatt und ihr Team eine der weltweit ersten mikrochirurgischen Operationen mittels Roboter durchgeführt. Der Symani-Roboter ermöglicht es den Chirurginnen, noch feinere Gefässe als bisher zu operieren.
Operationen an kleinen Blutgefässen, Nerven und Lymphsystem werden mittels Mikrochirurgie durchgeführt. Die Operateurinnen nähen dabei Strukturen mit einem Durchmesser von weniger als 0.8 mm zusammen. Sie arbeiten mit ultrafeinen Nadeln und Fäden. Bis jetzt wurden diese Operationen von Hand durchgeführt. Am 13. Juli 2021 wurde der neue Operationsroboter Symani am USZ angeliefert. Nachdem Prof. Dr. med. Lindenblatt, Stv. Direktorin der Klinik für Plastische Chirurgie und Handchirurgie, und ihr Team den Roboter eingehend getestet hatten, wurde am Dienstag, 3. August 2021, die erste Patientin damit operiert. Der Patientin – sie leidet an einem chronischen Lymphödem – wurden in einer fünfstündigen Operation feinste Verbindungen zwischen Lymphgefässen und Venen am Bein geschaffen und Lymphgewebe durch Anschluss an feine Gefässe transplantiert. Die Operation verlief gut und die Patientin kann das Spital voraussichtlich morgen verlassen.
Noch feinere Gefässe operieren
„Von Hand operieren wir grundsätzlich genau gleich gut. Mit dem Roboter können wir aber in tiefere Lagen vordringen und noch feinere Gefässe operieren“, erklärt Nicole Lindenblatt. Das kann beispielsweise die Operation des Milchbrustgangs (Ductus thoracicus, vgl. Medienmitteilung vom 27.12.2018) weiter verbessern oder Operationen von sehr kleinen Blutgefässen für weniger invasive Lappenplastiken ermöglichen. Patientinnen und Patienten profitieren davon, dass Operationen durchgeführt werden können, die bis jetzt noch nicht möglich waren. Für die Operateure bringt der Roboter zudem den Vorteil, dass das Operieren ergonomischer und bequemer ist. Der Roboter wird gänzlich von der Chirurgin gesteuert. Sie sitzt auf einem Stuhl und hält zwei Pinzetten in der Hand. Die Bewegungen, die sie ausführt, werden auf die Mikroinstrumente übertragen. Auf einem Bildschirm wird mittels Kamera das Operationsgebiet bis zu 30-mal vergrössert dargestellt. Durch eine spezielle Brille, die die Operateure zusätzlich tragen, sehen sie das Bild in 3D.
Schnell an den Roboter gewöhnt
Nicole Lindenblatt hat sich schnell an den Roboter gewöhnt: „Wir haben im Skills Lab an 0.5mm grossen Plastikgefässen geübt. Zu Beginn wusste ich nicht genau, wie viel Kraft ich auf die Instrumente ausüben soll. Die Herausforderung lag darin, dass ich nicht fühle, wie stark der Druck ist. Nach wenigen Tagen war es problemlos möglich die Gefässe präzis zu nähen“.
Am USZ werden jährlich zwischen 200 und 250 Patientinnen und Patienten mikrochirurgisch operiert – bei Brustkrekonstruktionen, Rekonstruktionen an Kopf, Hals und Extremitäten und in der Lymphchirurgie. Sie alle werden vom Operationsroboter profitieren können. Der Mikrochirurgieroboter Symani war bis heute weltweit erst dreimal im Einsatz: Am Universitätsspital Zürich, im Uniklinikum Salzburg und im Ospedaliero Universitaria Careggi (Florenz).