Mehrlingsschwangerschaften bringen besondere Herausforderungen mit sich, von Fehlbildungen bis hin zu Frühgeburten mit dem Risiko der Hirnblutungen. Es ist zentral, dass Schwangere in einem entsprechenden Kompetenzzentrum mitbetreut werden.
Eine bedeutende Komplikation bei Mehrlingen ist etwa das feto-fetale Transfusionssyndrom. Dies kann zu lebensbedrohlichen Situationen führen, da beide Kinder von derselben Versorgung abhängen. «Es ist entscheidend, nicht nur die Anzahl der Kinder zu berücksichtigen, sondern auch, ob jedes Kind eine eigene Versorgung hat. Teilen sie sich eine Plazenta, ist dies mit höheren Risiken verbunden», sagt Nicole Ochsenbein, Direktorin der Klinik für Geburtshilfe am USZ. Eine frühzeitige Diagnose und angemessene Betreuung der Schwangeren sind daher zentral für das Outcome dieser Kinder.
Zweitmeinung und interdisziplinäre Zusammenarbeit
Zu einem feto-fetalen Transfusionssyndrom, kommt es bei 10 bis 15 Prozent der Fälle. Ein Kind gibt dem anderen Kind im Nettofluss zu viel Blut, was sein Herz derart belasten kann, dass es zum Beispiel zu Wassereinlagerungen kommen kann. Im schlimmsten Fall stirbt das Kind und da beide Kinder an der gleichen Versorgung hängen, kann auch das andere Kind versterben. Oder aber ein Kind überlebt schwerstbehindert, weil das Gehirn zu wenig Sauerstoff bekommen hat. Das ist bei 20 bis 30 Prozent der Fall. «In diesen auch ethisch hoch komplexen Fällen ist es sinnvoll, die Patientin gemeinsam zu betreuen. Dafür senden Zuweisende ihre Patientinnen häufig zu uns für eine Zweitmeinung», sagt Nicole Ochsenbein.
Schwangere sollten in Fällen von Mehrlingsschwangerschaften in Zentren betreut werden, die über die erforderliche Expertise verfügen. Bei bestimmten Diagnosen ist die Empfehlung diesbezüglich klar, auch im Fall von Schwangerschaften mit Drillingen oder höhergradigen Mehrlingen. Eine Zweitmeinung kann hilfreich sein, um die bestmöglichen Entscheidungen zu treffen. Interdisziplinäre Teams, wie am USZ aus allen relevanten Bereichen wie Geburtshilfe, Neonatologie und anderen Fachleuten, sind entscheidend, um die richtige Betreuung sicherzustellen.
Kompetenzzentrum mit hochspezialisierter Medizin
Liegt eine Komplikation, wie das erwähnte feto-fetale Transfusionssyndrom vor, können die Fachpersonen am USZ handeln und entsprechende Therapien anbieten. «Für diese Komplikation steht eine Laserbehandlung zur Verfügung, bei der die Gefässverbindungen in der gemeinsamen Plazenta selektiv verödet werden. Diese Therapie erfordert Präzision und Fachwissen», bestätigt Nicole Ochsenbein.
Dank den Fetal-maternal-Boards am USZ tauschen sich die Fachpersonen von Geburtshilfe und Neonatologie regelmässig mit den Spezialistinnen des Kinderspitals aus. «So haben wir auch wichtige Rückmeldungen zum Outcome der Kinder. Dieses grosse Know-How ist von unschätzbarem Wert bei der Beratung von Eltern und schafft Vertrauen bei den Patientinnen», sagt Nicole Ochsenbein.