Darm, Gehirn und Psyche hängen zusammen, so viel ist klar. Die Mechanismen dahinter sind allerdings noch nicht im Detail geklärt. Das Thema hat viel Potenzial.
Gerhard Rogler, «Es schlägt mir auf den Magen» ist nur eine von vielen Redewendungen, die auf den Zusammenhang zwischen Gehirn und Darm deuten. Was sagt die Wissenschaft dazu?
Ja, das ist tatsächlich so. Der Zusammenhang zwischen dem Nervus Vagus, dem zehnten Hirnnerv, und dem Darm ist nachgewiesen. Es gibt eine sogenannte Darm-Hirn-Achse. In der Darmwand befinden sich mehr Nervenzellen als im Rückenmark. Diese kommunizieren mit dem Gehirn und umgekehrt. Sie leiten zum Beispiel Schmerzen weiter und regeln die Darmtätigkeit: Sehen wir leckeres Essen, nimmt die Darmtätigkeit zu – bevor man überhaupt isst. Was man immer klarer sieht: Darmbakterien sind nicht passiv, sie bilden Botenstoffe, die im Gehirn auch vorkommen.
Wie beeinflussen sie das Gehirn?
Man weiss zum Beispiel, dass bei Patienten mit Depressionen bestimmte Stämme von Darmbakterien fehlen. Aktuelle Studien untersuchen, ob mittels Stuhltransplantationen Depressionen reduziert werden können. Bei Kindern mit Autismus können Stuhltransplantationen zu Verbesserungen führen, das hat man nachgewiesen. Der Zusammenhang zwischen Darmbakterien und der Psyche ist bewiesen. Leider ist aber bisher nicht bekannt, wie er funktioniert. Umgekehrt wissen wir, dass Stress über die Hirn-Darm-Achse Auswirkungen auf den Gastrointestinaltrakt hat und Veränderungen der Darmaktivität und der Wahrnehmung von Bauchschmerzen hervorrufen kann. So kann Stress ein Auslöser von Entzündungsschüben bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen sein. Es gibt spannende Daten dazu, dass Stressreduktion und die Stimulation des Vagusnervs chronisch entzündliche Darmerkrankungen verbessern können.