Allergien Nüsse

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«Manchmal ist detektivischer Spürsinn gefragt»

Zuletzt aktualisiert am 29. Juli 2022 Erstmals publiziert am 02. August 2022

Viele Allergien zeigen sich auf der Haut. Claudia Lang, Oberärztin auf der Allergiestation der Dermatologischen Klinik des USZ, erklärt, was Allergien dort verursachen können – und warum deren Ursache nicht immer so einfach herauszufinden ist.

Claudia Lang, was ist eigentlich eine Hautallergie?

Den Begriff Hautallergie verwenden wir in der Dermato-Allergologie nicht, weil sich eine Allergie nicht auf ein bestimmtes Organ bezieht. Wir sprechen ja auch nicht von einer Nasenallergie beim Heuschnupfen. Wenn von Hautallergie gesprochen wird, handelt es sich um Allergien, die eine Hautreaktion auslösen.

Das heisst, die Betroffenen leiden unter einer allergischen Reaktion, also einer überschiessenden Antwort des Immunsystems, die sich auf der Haut zeigt.

Ja, das Immunsystem ist lernfähig und weiss normalerweise, welche Fremdstoffe schädlich sind und welche nicht. Bei einer Allergie funktioniert diese Unterscheidung aber nicht mehr richtig. Die Folge ist, dass der Körper fälschlicherweise eine Immunantwort auslöst auf Stoffe, die eigentlich vertragen werden sollten. Oft gehen die Reaktionen auf der Haut einher mit anderen Beschwerden – etwa Durchfall oder Atemnot. Auf der Haut selbst kann es dann brennen und jucken, oder es kommt zu Rötungen, Schwellungen oder Quaddeln.

Quaddeln?

Das sind Hautschwellungen der oberen Hautschicht. Sie sehen aus wie Haut, die mit Brennnesseln in Kontakt gekommen ist.

Welche Allergien machen sich vornehmlich auf der Haut bemerkbar?

Da differenzieren wir zwischen unterschiedlichen Formen. Ganz grob kann man unterscheiden zwischen Nesselfieber, Schwellungen, ekzematösen Kontaktallergien und Arzneimittelreaktionen. Beim Nesselfieber kommt die Reaktion in Form von Quaddeln auf der Haut – und zwar sofort nach dem Kontakt mit dem Allergen, also dem Stoff, der die Allergie auslöst. Dabei kann es sich zum Beispiel um Nahrungsmittel handeln, um Medikamente oder Insektenstiche.

Und bei Kontaktallergien dauert es länger, bis es zu Hautreaktionen kommt?

Da können Tage vergehen, bis es Probleme gibt. Das Allergen hat immer wieder direkten Kontakt mit der Haut und führt mit der Zeit zu einem Ekzem. Nickel in Schmuck ist hier ein Thema, aber auch Parfüm, Kosmetika oder Malerfarben.

Gibt es Fälle, bei denen unklar ist, woher die Allergie stammt?

Ja, das kommt immer wieder vor. Dann befragen wir die Patienten nach ihren Lebensumständen bei der Arbeit oder zu Hause und machen entsprechende Tests. Manchmal ist für mich als Ärztin buchstäblich detektivischer Spürsinn gefragt.

Können Sie ein Beispiel erzählen?

Wir hatten eine Patientin, die beim Trinken von Orangensaft Nesselfieber bekam. Des Rätsels Lösung lag nach vielen Tests und langen Untersuchungen im Umstand, dass die im Saft verwendeten Orangenschalen mit einem Überzugsmittel gewachst wurden, das bestimmte Insekten enthielt, die mit Milben kreuzallergisch reagieren. Die Patientin hatte nämlich auch eine ausgeprägte Milbenallergie.

Gibt es Behandlungsmöglichkeiten?

Wenn das Allergen bekannt ist, sollten es die Betroffenen meiden. Das ist aber nicht immer so einfach. Wer zum Beispiel schon auf Spuren von Sellerie allergisch reagiert, hat es schwer, weil Sellerie in allen möglichen Lebensmitteln vorkommt – auch in Salatsaucen oder Gewürzmischungen. Eine akute allergische Reaktion wird in der Regel mit Antihistaminika, Kortison oder in schweren Fällen mit Adrenalin behandelt. Diese drei Medikamente tragen starke Allergiker immer mit sich in einem Notfallset. Für den Heuschnupfen ist eine Desensibilisierungstherapie möglich. Kontaktallergien werden meistens kurzzeitig mit Kortisonsalben behandelt.

Claudia Lang, Dr. med.

Oberärztin, Dermatologische Klinik

Tel. +41 44 255 11 11
Spezialgebiete: Atopische Dermatitis/Neurodermitis, Mastozytose, Kontaktallergien

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