Zeichnung eines Notfallwagens

Story

Maltherapie für Menschen mit onkologischen Bauchoperationen

Zuletzt aktualisiert am 05. Januar 2021 Erstmals publiziert am 20. August 2020

Bauchoperationen können bei Patientinnen und Patienten mit Krebserkrankungen eine emotionale Belastung sein. Die Klinik für Viszeralchirurgie geht in einer Studie neue Wege, um dieser zu begegnen: Mit Malen sollen Ängste abgebaut und die Lebensqualität gesteigert werden.

Ob Unfall, Krebs oder Herzstillstand: Grosse medizinische Eingriffe und Behandlungen sind einschneidende Ereignisse für die betroffenen Menschen, die schlimmstenfalls zu einer posttraumatischen Belastungsstörung führen können. Neben der eigentlichen Behandlung oder Krankheit kommt darum der Bewältigung dieser ausserordentlichen Lebenssituation eine besondere Bedeutung zu.

Bewältigen durch Malen

Unter diesem Gesichtspunkt führt die Klinik für Viszeralchirurgie des USZ während der nächsten zwei Jahre eine Studie durch. Dabei werden Patientinnen und Patienten mit Krebs im Enddarm oder der Bauchspeicheldrüse vor und nach der Operation in maltherapeutischen Sitzungen das Erlebte aufarbeiten. «Es gibt bereits Hinweise aus Beobachtungsstudien, dass bei onkologischen Patienten eine Maltherapie die Bewältigung der Situation unterstützen und die Lebensqualität steigern kann», erklärt Pierre-Alain Clavien, Chefarzt der Klinik für Viszeralchirurgie am USZ. «Beispielsweise haben Patienten eine Chemotherapie besser vertragen, wenn sie eine Maltherapie gemacht haben. Leider gibt es bisher keine randomisierte Studie dazu, darum kann der Placeboeffekt in den bisherigen Studien nicht ausgeschlossen werden. Das werden wir nun ändern».

Nicht esoterisch, sondern etablierte Therapieform

In der Studie wird die Maltherapie der Kunsttherapeuten Bettina Egger und Jörg Merz angewandt. Die Therapie zielt darauf ab, ein inneres Bild oder eine Metapher des Traumas zu visualisieren, es mittels Malen zu verändern und damit auch eine veränderte Wahrnehmung des Erlebten zu erreichen. «Es war uns wichtig, eine Therapieform zu wählen, die etabliert ist und die es uns ermöglicht, vergleichbare Daten zu erheben», betont Pierre-Alain Clavien. «Die Maltherapie wird komplementär eingesetzt. Das ist wichtig zu verstehen. Es geht nicht darum, einen Behandlungsschritt der klassischen Medizin zu ersetzen. Vielmehr möchten wir Patientinnen und Patienten mit dem zusätzlichen Angebot unterstützen, besser mit der Krankheit und der Behandlung zurecht zu kommen».

Im Team den Menschen ganzheitlich behandeln

Pierre Clavien PortraitOnkologische Patientinnen und Patienten werden am USZ seit Jahren interdisziplinär betreut. Neben Onkologen, Radiologinnen und Chirurginnen sind unter anderem auch Psychologen, Psychiaterinnen und Spezialisten des Instituts für Komplementärmedizin mit zahlreichen Behandlungs- und Therapieformen involviert. Bestätigt die Studie die Wirksamkeit, ist die Behandlungspalette um eine Massnahme reicher.
«Wir messen das Ergebnis mit psychologischen Skalen beispielsweise zur Angst oder der allgemein empfundenen Lebensqualität», erläutert Pierre-Alain Clavien. «Es interessieren uns aber auch physiologische Themen, beispielsweise, ob sich das Malen positiv auf das Schmerzempfinden nach der Operation auswirkt».

Ansprechpartner für Fragen

Prof.  Dr. med. Pierre-Alain Clavien und Dr. med. Eva Breuer
Klinik für Viszeral- und Transplantationschirurgie am Universitätsspital Zürich