Staut sich Lymphflüssigkeit in Armen oder Beinen, kann das für Betroffene sehr belastend sein. Behandelt wurden solche chronischen Lymphödeme lange ausschliesslich mittels Physiotherapie. Ergänzende chirurgische Eingriffe erzielen aber immer bessere Ergebnisse.
Lymphödeme können angeboren sein, häufiger jedoch treten sie nach Krebsoperationen und dem Entfernen von Lymphknoten in Armen und Beinen auf. Flüssigkeit staut sich im Gewebe und kann nicht mehr weiterfliessen, worauf die Stelle stark anschwillt und Spannungs- und Druckschmerzen verursacht.
Die klassische Therapie erfolgt mittels Physiotherapie: Gezielte Massage-Handgriffe verhelfen den Lymphgefässen zu mehr Aktivität. Diese Lymphdrainage wird ergänzt mit Kompressionswickeln und massgefertigten Strümpfen. Die Behandlung ist allerdings rein symptomatisch und muss regelmässig wiederholt werden, meist ein Leben lang. In fortgeschrittenen Stadien ist die Lymphdrainage ausserdem weniger erfolgreich, weil sich das Gewebe mit der Zeit verhärtet und sich Fettablagerungen bilden.
Aus diesen Gründen sollte zusätzlich ein chirurgischer Eingriff in Betracht gezogen werden. Am Universitätsspital Zürich werden Lymphödeme seit 2015 operiert. Eine Heilung ist zwar auch durch eine Operation noch nicht möglich. Aber: „Fast alle Patientinnen und Patienten sprechen von einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität“, sagt Professorin Nicole Lindenblatt von der Klinik für Plastische Chirurgie und Handchirurgie. Insbesondere das schmerzhafte Druck- und Spannungsgefühl habe abgenommen, berichten Patientinnen und Patienten einheitlich. Manche könnten auch die Strümpfe ab und zu abnehmen. Gemäss den bisherigen Erfahrungen ist gemäss Lindenblatt eine dauerhafte Reduktion des Arm- bzw. Beinumfangs von 20 bis 30 Prozent zu erwarten. „Je früher der Eingriff erfolgt, desto besser die Resultate“, sagt sie.
Die Operationen erfolgen unter dem Mikroskop und sind, da es sich um einen Eingriff in relativ oberflächlichem Fettgewebe handelt, für die Patientinnen und Patienten nicht sehr belastend. Es gibt zwei unterschiedliche Verfahren: Entweder werden Lymphknoten von einem Ort zum anderen transferiert oder aber die Lymphgefässe werden mit abfliessenden Venen verbunden. Beide Verfahren werden am USZ angeboten, je nach Art des Lymphödems ist eher das eine oder andere besser geeignet. Eine zusätzliche Operation zum Fettabsaugen kann in manchen Fällen angebracht sein.
Mikrochirurgie hilft auch bei Lymphfistel
Das Universitätsspital Zürich ist das Schweizer Kompetenzzentrum für die Therapie des Lymphödems. Es finden regelmässig gemeinsame Patienten-Sprechstunden von Chirurgen, Angiologen und Physiotherapeuten statt. Die Erfahrungen aus den chirurgischen Eingriffen fliessen zudem in wissenschaftliche Studien ein. Diese haben zum langfristigen Ziel, das Lymphödem dauerhaft heilen zu können.
Mit Hilfe der Techniken der Mikrochirurgie können zudem auch Lymphfisteln behandelt werden. Diese lästigen und wiederkehrenden Serome sind Verletzungen von Lymphgefässen, die nicht selten nach Lymphknotenausräumungen auftreten. Externe Ärztinnen und Ärzte können betroffene Patientinnen und Patienten an die Klinik für Plastische Chirurgie und Handchirurgie am USZ überweisen.