Überblick: Was sind Tumore der Luftröhre?
Tumore in der Luftröhre (Trachea) sind eine echte Seltenheit – dies gilt sowohl für gutartige als auch bösartige Tumore. Im ärztlichen Alltag sind sie sehr selten. Etwa 90 Prozent aller Tumore in der Luftröhre sind bösartig. Beim Luftröhrenkrebs machen Plattenepithelkarzinome und adenoidzystische Karzinome den Hauptanteil aus. Bei den gutartigen Tumoren sind verschiedenste Arten bekannt – sie reichen von Fibromen (das Bindegewebe vermehrt sich übermässig) über Hämangiome („Blutschwämmchen“) bis hin zu Chondromen (sie bestehen aus Knorpelgewebe).
Die häufigste Ursache für bösartige Tumore in der Luftröhre ist das Rauchen, besonders für das Plattenepithelkarzinom. Der Tabakkonsum erhöht also nicht nur die Wahrscheinlichkeit für Lungen-, Kehlkopf- und Speiseröhrenkrebs, sondern auch für bösartige Trachealtumore.
Typisch für Tumore in der Luftröhre ist ein langanhaltender Husten, der nicht wieder verschwindet. Auch Heiserkeit und Atemnot können vorkommen, wenn der Tumor wächst und die Luftröhre immer weiter einengt. Ärzte und Ärztinnen behandeln Tumore der Luftröhre in der Regel mittels einer Operation. Bei Krebserkrankungen der Trachea folgt oft noch eine Strahlentherapie, um eventuell verbliebene Krebszellen zu beseitigen.
Tumore der Luftröhre – Häufigkeit und Alter
Gutartige Trachealtumore sind eine Rarität. Es gibt keine Zahlen darüber, wie oft sie vorkommen. Auch die Häufigkeit von bösartigen Tumoren in der Luftröhre lässt sich nicht genau beziffern. Sie sind aber ebenfalls äußerst selten. Fachleute schätzen, dass nur rund 1 von 1 Million Menschen in der Bevölkerung an Luftröhrenkrebs erkrankt. Deutlich häufiger als diese Krebsart sind Lungen- und Speiseröhrenkrebs.
Auch ein Erkrankungsalter lässt sich nicht genau festmachen. Prinzipiell können Trachealtumore in jedem Lebensalter auftreten. Plattenepithelkarzinome in der Luftröhre treten besonders oft zwischen dem sechsten und siebten Lebensjahrzehnt auf. Männer überwiegen hier im Vergleich zu Frauen. Das adenoidzystische Karzinom entwickelt sich oft um das 50. Lebensjahr herum.
Tumore der Luftröhre: Ursachen und Risikofaktoren
Die Ursachen für bösartige Tumore in der Luftröhre sind noch weitgehend unklar. Allerdings scheint es einige Risikofaktoren für bösartige Trachea-Tumore zu geben. Einer davon ist das Rauchen. Besonders beim Plattenepithelkarzinom gibt es offenbar einen Zusammenhang mit dem Tabakkonsum. Die Mehrzahl der Betroffenen sind Raucher und Raucherinnen. Beim adenoidzystischen Karzinom und Adenokarzinom scheint das Rauchen dagegen in geringerem Mass beteiligt zu sein.
Im Gegensatz zum Lungen- und Rachenkrebs spielt das Rauchen beim Trachealkarzinom insgesamt eine geringere Rolle. Daneben könnte der Kontakt mit Asbest an Luftröhrentumoren beteiligt sein. Gesichert ist dieser Zusammenhang jedoch nicht, weil es zu geringe Erkrankungszahlen gibt.
Bösartige Tumore der Luftröhre – drei Hauptformen
Meist bildet sich der Krebs im oberen und unteren Drittel der Luftröhre. Im mittleren Abschnitt ist er mit zehn bis 15 Prozent seltener zu finden. Bei bösartigen Tumoren unterscheiden Fachleute verschiedene Arten – je nach Zelltyp, aus dem der Krebs hervorgeht:
- Plattenepithelkarzinom (ca. 60 Prozent): Es geht von den Epithelien der Haut und Schleimhäute aus. Bei Männern kommt das Plattenepithelkarzinom in der Luftröhre deutlich häufiger vor als bei Frauen.
- Adenoidzystisches Karzinom (ca. 20 Prozent): Der Ursprung dieser Krebsart liegt im Drüsengewebe. Männer und Frauen sind ungefähr gleich oft betroffen.
- Adenokarzinom (ca. 5 Prozent): Der Tumor geht von der Deckzellschicht (Epithel) des Drüsengewebes aus. Männer erkranken genauso oft wie Frauen.
Daneben unterscheiden Fachleute noch andere, seltenere Karzinomarten in der Trachea. Und nicht immer entsteht der bösartige Tumor von Beginn an in der Luftröhre (primär). Häufiger liegt der Ursprung in einem anderen Organ oder einer benachbarten Struktur (sekundär). So kann zum Beispiel Kehlkopf-, Rachen-, Speiseröhren- oder Schilddrüsenkrebs in die Luftröhre hineinwachsen.
Symptome: Tumore der Luftröhre verursachen Husten
Es gibt einige Symptome, die auf einen Tumor in der Luftröhre hindeuten können. Allerdings können sie auch bei einigen anderen Erkrankungen vorkommen. Bei folgenden Anzeichen sollten Sie immer Ihre Ärztin oder Ihren Arzt besuchen:
- Lang andauernder Husten, der nicht wieder vergeht
- Bluthusten (Blut im Auswurf)
- Atemnot und Kurzatmigkeit, besonders bei körperlicher Belastung – sie schreitet immer weiter voran
- „Klossgefühl“ im Hals
- Ungewöhnliche Atemgeräusche: erst Giemen, später Pfeifen und Zischen (Stridor), wenn der Tumor weiterwächst und sich die Atemwege zunehmend verengen
- Heiserkeit (länger als zwei Wochen), wenn der sogenannte Recurrensnerv (Stimmbandnerv) beeinträchtigt ist oder der Tumor in den Kehlkopf beziehungsweise die Stimmbänder eingewachsen ist
Der Bluthusten zeigt sich bei einem Plattenepithelkarzinom in der Luftröhre öfters – daher diagnostizieren WIR diese Krebsform meist früher. Dagegen treten verengte Atemwege mit Atemnot und Atemgeräuschen häufiger bei einem adenoidzystischen Karzinom auf. Manchmal behandeln wir die Betroffenen schon länger wegen Asthma bronchiale oder einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD). Wenn sie nicht auf eine Therapie mit bronchienerweiternden Medikamenten ansprechen, sieht man meist genauer nach. So finden sie das adenoidzystische Karzinom in der Regel später – in 20 bis 40 Prozent der Fälle erst, wenn sich bereits Metastasen gebildet haben.
Tumore der Luftröhre: Diagnose bei uns
Die Diagnose von Tumoren in der Luftröhre beginnt immer mit dem Gespräch zu Ihrer Krankengeschichte, der Anamnese. Wir stellen Ihnen zum Beispiel folgende Fragen:
- Welche Symptome haben Sie und seit wann bestehen sie? (z.B. Husten, Atemnot?)
- Wie ausgeprägt sind Ihre Beschwerden?
- Sind Atemwegserkrankungen bei Ihnen bekannt, zum Beispiel Asthma bronchiale, chronische Bronchitis oder eine COPD?
- Gibt es andere bekannte Krankheiten?
- Rauchen Sie? Falls ja: Seit wann und wie viel?
- Kommen Sie beruflich oder in Ihrem Alltag mit Schadstoffen in Kontakt?
- Nehmen Sie Medikamente ein? Falls ja: Welche und seit wann?
Aus Ihren Antworten können wir schon erste Rückschlüsse auf die Ursachen Ihrer Beschwerden ziehen. In der Regel schliesst sich eine körperliche Untersuchung an. Wir tasten die Kopf-Hals-Region ab und versucht, mit seinen Händen Veränderungen aufzuspüren, zum Beispiel vergrösserte Lymphknoten. Zudem hören wir in der Regel die Lunge mit einem Stethoskop ab (Auskultation) und achtet auf ungewöhnliche Geräusche beim Ein- und Ausatmen.
Routine ist auch eine Blutuntersuchung, die aber meist keine besonderen Anhaltspunkte für einen Luftröhrentumor liefert. So gibt es zum Beispiel keine Tumormarker, die auf Luftröhrenkrebs hindeuten würden. Auch die Sputumuntersuchung, bei den Laborantinnen und Laboranten den Hustenauswurf untersuchen, ergeben nur in bis zu 50 Prozent der Fälle Hinweise auf einen bösartigen Tumor in der Luftröhre.
Dann folgen bildgebende Verfahren, mit deren Hilfe wir einen Blick in die Atemwege werfen. Die wichtigsten sind:
- Röntgenuntersuchung des Brustkorbs (Röntgen-Thorax; nur eingeschränkte Aussagekraft))
- Computertomografie (CT): Eine Röntgenuntersuchung, die detaillierte Schnittbilder der Luftröhre und der Atemwege liefert
- Magnetresonanztomografie (MRT = Kernspintomografie): Eine radiologische Methode, die mit starken Magnetfeldern arbeitet und sehr genaue Schnittbilder von Organen und Gewebe aufnimmt.
- Lungenspiegelung (Bronchoskopie): Wir untersuchen die Atemwege mit einem speziellen Instrument, einem Bronchoskop. So können wir den Zustand der Luftröhre und Lunge beurteilen. Ausserdem lassen sich im Rahmen der Bronchoskopie gleichzeitig Gewebeproben (Biopsie) entnehmen. Diese untersucht anschliessend Fachleute der Pathologie feingeweblich unter dem Mikroskop. So lassen sich gut- und bösartige Zellen unterscheiden.
- Laryngo-Tracheoskopie: Eine endoskopische Untersuchung des Kehlkopfs und der Luftröhre
Wichtig ist es immer, andere Krebserkrankungen auszuschliessen, die sich ebenfalls im Bereich von Hals und Brustkorb abspielen. Beispiele sind Lungen-, Kehlkopf-, Speiseröhren-, Rachen- oder Schilddrüsenkrebs. Das Gleiche gilt für Tumore, die im Hals-Nasen-Ohren-Bereich entstehen. Auch andere Erkrankungen der Atemwege, die mit Husten und Atemnot verknüpft sein können, müssen wir ausschliessen.
Oft diagnostizieren wir bösartige Trachealtumore erst spät, wenn sie schon grösser und weiter fortgeschritten sind. Die Atemwege sind dann oft lebensbedrohlich verengt. Nicht wenige Betroffene erhalten auch zunächst eine falsche Diagnose, zum Beispiel Asthma bronchiale – und anschliessend auch nicht die richtige Behandlung. Die abnehmende körperliche Belastbarkeit wird manchmal als Erschöpfungsreaktion fehlinterpretiert.
Dies ist vermutlich auch der Tatsache geschuldet, dass bösartige Tumore in der Luftröhre so selten sind und Ärztinnen und Ärzte kaum Erfahrung mit dieser Krebserkrankung haben. Daher gilt es, die Aufmerksamkeit für das Krankheitsbild sowohl bei den Patientinnen und Patienten als auch den Fachleuten zu schärfen. In manchen Fällen gelingt es nämlich nicht mehr, die Tumore zu operieren –was eine Heilungschance bedeuten würde.
Tumore der Luftröhre – es gibt keine Stadien-Einteilung
Eine Einteilung nach Stadien – wie dies bei anderen Krebsarten üblich ist– gibt es für bösartige Tumore in der Luftröhre nicht. Luftröhrenkarzinome sind weder bei den Kopf-Hals-Tumoren noch bei den Lungen- und Brustfelltumoren erfasst. Normalerweise nutzen Ärzte und Ärztinnen die TNM-Klassifikation oder die UICC-Stadien, um Aussagen über die Grösse, Aggressivität und Ausbreitung von Tumoren zu treffen. Davon hängt wiederum die Behandlung massgeblich ab. Für Tumore in der Luftröhre gibt es nur die Einteilung in Plattenpithelkarzinome, adenoidzystische Karzinome und Adenokarzinome.
Tumore der Luftröhre: Vorbeugen, Früherkennung, Prognose
Besondere Massnahmen zur Vorbeugung und Früherkennung von bösartigen Tumoren in der Luftröhre gibt es nicht. Die beste Massnahme zur Vorbeugung von bösartigen Luftröhrentumoren ist es, erst gar nicht mit dem Rauchen anzufangen. So schützen Sie sich auch vor anderen Krebsarten, die mit dem Rauchen in Verbindung stehen, zum Beispiel Kehlkopf-, Rachen- oder Lungenkrebs. Und: Gehen Sie immer zeitnah zur Ärztin oder zum Arzt, wenn Sie Atemwegsprobleme und andere Beschwerden verspüren.
Verlauf und Prognose bei Tumoren der Luftröhre
Der Verlauf und die Prognose von bösartigen Luftröhrentumoren hängen immer vom Tumortyp sowie der Grösse, Aggressivität und Ausbreitung des Tumors ab. So haben adenoidzystische Karzinome eine bessere Prognose als Plattenepithelkarzinome – die Überlebenszeit kann hier nach der Operation bis zu zwei Jahrzehnte betragen. Und manche haben innerhalb von 15 bis 20 Jahren auch keinen Rückfall (Rezidiv). Allerdings kehrt der Tumor bei einigen nach fünf bis sieben Jahren wieder – insgesamt ist daher eine regelmässige Nachsorge besonders wichtig.
Allgemein gilt: Die Heilungsaussichten sind umso besser, je früher wir den Luftröhrenkrebs entdecken. Er lässt sich noch heilen, wenn der Tumor auf die Luftröhre begrenzt ist und keine Krebszellen in andere Organe gestreut hat. Dann können wir ihn im Rahmen einer Operation entfernen.
Allerdings gelingt dies nicht bei allen, weil die Diagnose oft erst spät gestellt wird. Die Überlebenschancen sinken, wenn der Tumor schon Metastasen in anderen Organen gebildet hat. Dieser Zusammenhang gilt im Grunde genommen für alle Krebsarten. Deshalb ist es auch so wichtig, bei Symptomen ärztliche Hilfe aufzusuchen.
Tumore der Luftröhre: Behandlung besteht in einer Operation
Die Behandlung von gut- und bösartigen Tumoren in der Luftröhre hängt immer davon ab, wie gross der Tumor ist und wie weit er sich ausgedehnt hat. Bei bösartigen Tumoren ist es entscheidend, ob er Metastasen in anderen Organen gebildet hat oder noch auf die Trachea beschränkt ist. Davon hängen auch die Heilungschancen ab. Weil es so wenige Patientinnen und Patienten mit Luftröhrenkrebs und kaum Erfahrungen aus Studien gibt, die sich verallgemeinern lassen, ist die richtige Behandlung für uns oft knifflig. So profitieren manche Betroffene von einer Therapie, während die gleiche Behandlung bei anderen weniger gut anschlägt.