Syphilis

Lues

Syphilis ist eine chronische bakterielle Infektionskrankheit, die vor allem durch ungeschützte Sexualkontakte übertragen wird. Gefährdet sind vor allem Männer, die Sex mit Männern haben (MSM) und Menschen mit wechselnden Sexualpartnern. Frauen sind deutlich seltener betroffen. Die Behandlung erfolgt in erster Linie durch Antibiotika. Unbehandelt kann die Syphilis zu schweren Organschäden führen.

Überblick: Was ist eine Syphilis?

Syphilis, auch Lues genannt, ist eine chronische Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Treponema pallidum ausgelöst wird. Dieser Erreger wird hauptsächlich durch ungeschützte Sexualkontakte (Oral- Anal-, Vaginalsex) über kleinste Verletzungen der Schleimhaut oder der Haut übertragen. Daher gilt Syphilis als sexuell übertragbare Krankheit beziehungsweise Geschlechtskrankheit.

Syphilis – Häufigkeit und Alter

Die Syphilis ist weltweit verbreitet. Die Anzahl der Betroffenen hat in den letzten Jahren stark zugenommen – auch in Wohlfahrtsstaaten wie der Schweiz. Nach Angaben des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) wurden im Jahr 2018 für die Schweiz 885 Neudiagnosen gemeldet.

Von den neuen Syphilis-Fällen betraf die Mehrheit Männer (88 Prozent). Ein erhöhtes Infektionsrisiko haben vor allem homosexuelle Männer (MSM) oder Menschen mit mehreren wechselnden Sexualpartnern. Etwa 70 von 100 Erkrankten sind homosexuell.

Syphilis: Ursachen und Risikofaktoren

Ursache der Syphilis (Lues) ist eine Infektion mit Treponema pallidum aus der Familie der Spirochäten. Diese Bakterien-Art kann nur von Mensch zu Mensch weitergegeben werden.

Die Syphilis wird in den meisten Fällen durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen. Das Risiko, sich bei einer infizierten Person anzustecken, beträgt etwa 30 Prozent. Auch durch Oral- und Analverkehr oder Küssen ist eine Ansteckung möglich. Die Erreger gelangen beim sexuellen Kontakt über kleinste Verletzungen der Schleimhäute oder der Haut in den Körper.

In seltenen Fällen können auch schwangere Frauen ihr ungeborenes Kind über den Mutterkuchen infizieren oder den Keim während der Geburt auf das Baby übertragen.

Auch eine Übertragung durch Bluttransfusionen ist theoretisch möglich. Allerdings ist dieses Risiko sehr gering, da inzwischen Blutkonserven genau untersucht werden.

Symptome: Syphilis

Eine Syphilis-Infektion kann verschiedene Symptome hervorrufen. Wie sich diese äussern, hängt auch von der Form der Erkrankung und dem jeweiligen Stadium ab.

Wichtig zu wissen ist, dass die Syphilis in über der Hälfte der Fälle symptomlos oder symptomarm verläuft. Eine Testung ist deshalb auch bei Personen ohne Symptome zu empfehlen, wenn die Person ein Risiko für eine Ansteckung hatte.

Symptome der Frühsyphilis

Eine Syphilis in der Anfangsphase wird als Frühsyphilis bezeichnet und verläuft in zwei Stadien:

Primärstadium

Direkt nach der Ansteckung treten oft keine Symptome auf. In der Regel dauert es 14 bis 24 Tage, bis an der Stelle, wo die Erreger eingedrungen sind, ein schmerzloses, hartes Knötchen entsteht. Da der Keim hauptsächlich durch Sexualkontakte übertragen wird, kann es am Penis, an den Schamlippen, an der Vagina, im Anus oder im Mund auftreten. Im weiteren Verlauf verhärtet sich das Knötchen und entwickelt sich zu einem Geschwür mit geschwollenem, eingerolltem Rand und eingesunkener Mitte. Innerhalb einer Woche schwellen oft auch die benachbarten Lymphknoten an. Das Geschwür bereitet meistens keine Schmerzen und heilt nach vier bis sechs Wochen in der Regel von allein ab. Dadurch bleibt die Syphilis in diesem Stadium oft unbemerkt und unbehandelt.

Sekundärstadium

Zwei bis drei Monate nach der Infektion geht die Syphilis in das Sekundärstadium über. Hierbei gelangen die Erreger über die Lymphbahnen und das Blut in den gesamten Körper. Neben einer Schwellung der Lymphknoten können in diesem Stadium grippeähnliche Symptome auftreten wie Fieber, Appetitlosigkeit, Rachenentzündung, Gewichtsverlust oder Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen auf. Typisch sind auch Haut- und Schleimhautveränderungen inklusive schuppige, eitrige Bläschen oder nässende Pusteln. Mitunter kommt es zu Haarausfall. Zudem kann die Syphilis Organe befallen und Entzündungen der Leber, Augen oder Nieren auslösen. Die Symptome in diesem Stadium können jahrelang bestehen bleiben oder immer wieder aufflammen. Bei jeder dritten betroffenen Person heilt die Syphilis im Sekundärstadium spontan aus. Bleiben die Betroffenen jahrelang symptomfrei, spricht man von einer latenten Syphilis. Im latenten Stadium sind die Betroffenen nur noch wenig oder gar nicht mehr ansteckend für andere.

Symptome der Spätsyphilis

Etwa jede vierte Patientin oder Patient mit einer unbehandelten Syphilis im Frühstadium entwickelt ein bis zehn Jahre nach der Ansteckung eine Spätsyphilis. In diesem Tertiärstadium können verschiedene Symptome auftreten, die die Organe, die Blutgefässe, das Herz-Kreislauf-System, Knochen, Muskeln und die Haut befallen. Auch das Nervensystem kann betroffen sein, was sich möglicherweise durch Gefühlsstörungen oder Demenz merkbar macht. Zusätzlich können im Tertiärstadium Geschwulste an Haut und Organen mit einer gummiartigen Konsistenz (Gummen) auftreten. Diese Knötchen können bis zu mehrere Zentimeter gross werden und sich langsam vergrössern.

Symptome der Neurosyphilis

Dringen die Bakterien ins zentrale Nervensystem, sprechen Fachleute von einer Neurosyphilis (von neuro = die Nerven betreffend). Dies kann im ersten Jahr der Infektion während der Frühsyphilis oder später während der Spätsyphilis geschehen. Bei etwa jeder zweiten erkrankten Person treten keine erkennbaren Symptome auf. Typischerweise sind bei der frühen Neurosyphilis die Augen (Sehverminderung), die Ohren (Taubheit) oder die Hirnhäute betroffen. Bei einer unbehandelten späten Neurosyphilis kann sich nach Jahren die sogenannte parenchymatöse Form der Syphilis entwickeln, die das Hirngewebe angreift. Mögliche Symptome sind unter anderem

  • Gedächtnisverlust,
  • Kopfschmerzen,
  • Schlaflosigkeit,
  • Ausfälle der Gesichts-Muskulatur,
  • Lähmungserscheinungen,
  • Wahrnehmungsstörungen oder

Nach 25 bis 30 Jahren kann sich eine sogenannte Tabes dorsalis entwickeln. In diesem Endstadium werden Nervenscheiden, Nervenwurzeln und Nervenknoten zerstört, was sich unter anderem durch ein gestörtes Schmerz- und Temperaturempfinden bemerkbar macht. Als Komplikation kann ein Geschwür an Druckstellen des Fusses (Malum perforans pedis) auftreten.

Symptome der angeborenen Syphilis

Im Stadium der Frühsyphilis können infizierte Frauen den Erreger während einer Schwangerschaft oder bei der Geburt auf ihr Kind übertragen. Es ist deshalb wichtig, Frauen die schwanger werden wollen auf Syphilis zu testen. Bei dieser konnatalen Syphilis steigt das Risiko einer Früh- oder Totgeburt deutlich an. Das Risiko, dass das Neugeborene tot zur Welt kommt, liegt ohne Behandlung bei 30 bis 40 Prozent. Bei vielen infizierten Neugeborenen treten zunächst keine Symptome auf. Nur in seltenen Fällen kommt es unmittelbar nach der Geburt zu Beschwerden wie Atemproblemen oder Wassereinlagerungen (Ödemen). In den ersten zwei Lebensjahren können weitere Symptome dazukommen. Hierzu zählen beispielsweise Fieber, Schnupfen, verminderte Trinkleistung, Lymphknotenschwellungen, Hautveränderungen, Vergrösserung von Leber und Milz oder Darmentzündungen. Wird eine kindliche Syphilis nicht behandelt, kann dies verschiedene Körperbereiche wie das zentrale Nervensystem, die Augen, Ohren, Haut- und Schleimhäute, Knochen, Zähne oder die Schienbeine schädigen.

Diagnose Syphilis

Die Syphilis-Diagnostik wird am USZ seit vielen Jahren durchgeführt. Rund jeder zehnte Fall in der Schweiz wird im akkreditierten Labor der Dermatologischen Klinik nachgewiesen. Besteht der Verdacht auf eine Syphilis, können wir den Erreger direkt nachweisen. Dazu entnehmen wir eine Probe von einer nässenden Hautveränderung. Aus dem Sekret wird anschliessend mit einem bei uns entwickelten molekularbiologischen Test die DNA der Bakterien nachgewiesen. Eine weitere Diagnose-Möglichkeit liefert ein Bluttest (Serologie), der bei uns sehr häufig durchgeführt wird. Lassen sich Antikörper gegen den Erreger nachweisen, ist dies ein Hinweis auf eine Infektion.  Nach einer Ansteckung mit Syphilis kann es im Extremfall bis zu drei Monate dauern, bis die Serologie im Blut positiv wird. Bei anhaltendem klinischen Verdacht muss deshalb die Serologie nach circa einem Monat wiederholt werden, wenn diese zunächst negativ ausgefallen ist.

Besteht der Verdacht, dass die Bakterien bereits das zentrale Nervensystem befallen haben (Neurosyphilis), können wir eine Liquorpunktion vornehmen. Hierbei wird eine kleine Menge Hirnwasser aus dem Rückenmark entnommen und anschliessend untersucht.

Syphilis: Vorbeugen, Früherkennung, Prognose

Eine Impfung, mit der Sie einer Syphilis vorbeugen können, besteht derzeit nicht.

Allerdings können Sie das Risiko einer Infektion für sich und andere deutlich minimieren. Die wichtigste Massnahme lautet: „Safer Sex“. Von besonderer Bedeutung in diesem Zusammenhang ist die Verwendung von Kondomen beim Geschlechtsverkehr. Dies ist vor allem bei häufigen, wechselnden Sexualpartnern wichtig.  Ein Kondom hat aber nur eine ca. 50 prozentige Schutzwirkung, da eine Syphilis häufig durch Oralsex oder auch durch Küssen übertragen wird.

Als werdende Mutter können Sie verhindern, dass sich eine Syphilis auf ihr ungeborenes Kind überträgt, indem Sie entsprechende Tests (Screening-Untersuchungen) im Rahmen der Mutterschaftsvorsorge durchführen lassen. Lässt sich eine Syphilis-Infektion nachweisen, sollten Sie umgehend mit einem Antibiotikum behandelt werden, um das Risiko der Übertragung auf Ihr Kind zu minimieren.

Verlauf und Prognose einer Syphilis

Je nach Form und Erkrankungsstadium kann eine Syphilis unterschiedlich verlaufen. In manchen Fällen heilt die Erkrankung von selbst aus. Dies ist insbesondere bei der primären und sekundären Syphilis der Fall.

Allerdings kann die Erkrankung mitunter auch nach jahrelanger Beschwerdefreiheit (latente Syphilis) erneut auftreten. Mögliche Folgen sind schwere Nervenstörungen, Herz- und Knochenveränderungen sowie ein Befall innerer Organe.

Wird die Syphilis erst im fortgeschrittenen Stadium erkannt und behandelt, wirkt sich dies negativ auf die Prognose auf. Durch etwaige Spätschäden wie Lähmungen können Betroffene lebenslang pflegebedürftig werden.

Bei einer rechtzeitigen Diagnose und konsequenten Behandlung sind Verlauf und Prognose als gut einzuschätzen.

Syphilis: Behandlung

Bei Syphilis ist eine Behandlung mit dem Antibiotikum Penicillin (Benzathin-Benzylpenicillin) das Mittel der Wahl, welches als Injektion in den Gesässmuskel verabreicht wird.