Serom

Pseudozysten

Nach einer erfolgreich überstandenen Operation ist die Erleichterung zunächst gross. Doch manchmal sammelt sich an der Wunde Flüssigkeit an, die nicht abfliessen kann und eine unangenehme Schwellung erzeugt. Ein solches Serom ist aus medizinischer Sicht oft unbedenklich und kann sogar nach einiger Zeit von selbst verschwinden. Das ist aber nicht immer der Fall. Grössere Serome führen häufig zu Schmerzen, können sehr lange bestehen und müssen im Spital behandelt werden – manchmal sogar mit chirurgischen Mitteln.

Was ist ein Serom?

Ohne Wunde kein Serom: Bei einem Serom handelt es sich um eine Ansammlung von Wundflüssigkeit, die in Körpergewebe vordringt und dort einen selbst erzeugten Hohlraum ausfüllt. Als Folge dieser Verdrängung schwillt das Gewebe an.

Serome unterscheiden sich von anderen Gebilden, bei denen es ebenfalls zu unerwünschten Ansammlungen von Flüssigkeit kommt:

  • Hämatom: Es entsteht bei einer Verletzung als Ansammlung von Blut im Gewebe und wird umgangssprachlich auch als Bluterguss oder als „blauer Fleck“ bezeichnet.
  • Abszess: Er entsteht bei einer Entzündung, wenn sich ein mit Eiter gefüllter Hohlraum bildet.
  • Empyem: Das ist eine Ansammlung von Eiter in einem bereits vorhandenen Hohlraum.
  • Zyste: Sie ist ein mit Flüssigkeit gefüllter Hohlraum, der mit einer bestimmten Zellschicht (einem Epithel) ausgekleidet ist. Zysten entstehen unabhängig von Wunden.

Da sich auch bei einem Serom Flüssigkeit in einem Hohlraum ansammelt und dieses Gebilde einer Zyste ähnelt, werden Serome gelegentlich auch „Pseudozysten“ genannt.

Die geruchlose Flüssigkeit des Seroms ist farblos oder leicht gelblich gefärbt. Dabei kann es sich um Wundsekret (Exsudat) handeln – eine Wundflüssigkeit, die der Körper aus dem Blut herausfiltert. Oder die Flüssigkeit besteht aus Blutserum, also um den flüssigen Anteil des Blutes, ohne rote und weisse Blutkörperchen oder andere feste Bestandteile. Eine dritte Möglichkeit: Bei der Flüssigkeit des Seroms handelt es sich um Lymphe, um Lymphflüssigkeit.

Mehr über das Lymphsystem und mögliche Störungen

Symptome: Wie zeigen sich Serome?

Kleine Serome können vollkommen unbemerkt entstehen und sich ebenso nach einiger Zeit wieder auflösen, ohne dass die Betroffenen davon etwas merken. Das gilt vor allem für kleine Serome in tieferen Körperregionen.

Oft bildet sich ein Serom aber in den weichen Bereichen nahe der Hautoberfläche. Hier zeigt es sich als deutlich sichtbare Schwellung oder Beule unter der Haut. Sie kann als optischer Makel empfunden werden, seelisch belastende Schamgefühle erzeugen und die Lebensqualität einschränken. Die eigentliche Schwellung des Seroms ist zwar nicht druckempfindlich – doch Serome können unangenehme Spannungsgefühle und Schmerzen im umliegenden Gewebe hervorrufen. Ausserdem führen sie häufig zu Einschränkungen der Bewegungsfreiheit.

Oft ist mit Seromen auch eine gestörte Wundheilung verbunden. Da die in einem Serom enthaltene Flüssigkeit zum Nährboden für Krankheitserreger werden kann, bildet sich in der Wunde leicht eine Entzündung (Infektion). Typische Anzeichen hierfür sind gerötete Haut und Fieber. Wenn die Infektion länger andauert, kann sich Eiter bilden. Auch ein Austreten der Wundflüssigkeit aus der Wunde ist möglich. Diese Absonderung nennt man Sezernierung.

Ursachen: Warum entstehen Serome?

Serome treten häufig als Begleiterscheinung von Operationen auf. Nach Entfernung vom Lymphknoten im Rahmen einer Krebsbehandlung gehören sie zu den häufigsten Komplikationen.

Serome nach chirurgischen Eingriffen

Lymphgefässe: Ein weiteres Risiko für Serome entsteht durch die operative Entfernung von Lymphgefässen, zum Beispiel in der Achselhöhle. Bei anderen Operationen kann es passieren, dass Lymphgefässe ungewollt verletzt werden. Die Folge ist, dass die Lymphflüssigkeit nicht mehr auf normalem Weg abfliessen kann, sondern sich ansammelt und ein Serom erzeugt.

Serome: Was begünstigt ihre Entstehung?

Warum es im konkreten Einzelfall zur Bildung eines Seroms kommt (oder nicht), lässt sich meist nicht feststellen. Die Ursachen sind nur selten eindeutig erkennbar. Verschiedene Studien und Erfahrungsberichte haben aber eine Reihe von Faktoren ermittelt, die eine Serombildung begünstigen könnten:

  • Reizungen oder Fremdkörper im Bereich der Wunde
  • Infektionen der Wunde
  • Breite Einschnitte der Bauchhaut bei der Operation
  • Zu früh entfernte Fäden nach der Operation
  • Verletzungen und Stösse
  • Lymphabflussstörungen
  • Eine grössere Anzahl von entfernten Lymphknoten
  • Durchtrennung von Lymphgefässen
  • Vorangegangene Bestrahlung
  • Grosser Tumor
  • Grosses Implantat (zur Brustwiederherstellung)
  • Rauchen
  • Stoffwechselerkrankungen
  • Diabetes
  • Übergewicht

Diagnose: Wie erkennt man ein Serom?

Die meisten Serome bilden sich unter der Hautoberfläche. Hier werden sie als Schwellung sichtbar, die sich nicht verfärbt – das unterscheidet sie von einem Bluterguss (Hämatom).

Tiefer liegende Serome lassen sich meist nicht ertasten. In diesem Fall hilft bei der Diagnose die Sonographie, also eine Untersuchung mithilfe von Ultraschall. Dabei ist viel Erfahrung notwendig: Bei den Ultraschallaufnahmen lässt sich oft nur schwer unterscheiden, ob es sich bei einer erkennbaren Schwellung um ein Serom, ein Hämatom oder einen Tumor handelt.

Wenn die bildliche Darstellung keine eindeutige Diagnose ermöglicht, kann eine Punktion Aufschluss geben: Hierbei wird die Wunde mit einer Hohlnadel angestochen, durch die Wundflüssigkeit nach aussen fliessen und anschliessend untersucht werden kann.

Therapie: Wie werden Serome behandelt?

Damit sich ein Serom möglichst schnell zurückbilden kann, muss man es entlasten und von der in ihm enthaltenen Flüssigkeit befreien. Das geschieht meist, indem das Wundsekret abgesaugt („abpunktiert“) wird. Anschliessend wird die durch die Punktion entstandene Öffnung mit einem Druckverband verschlossen. Er soll auch verhindern, dass sich der entleerte Hohlraum wieder mit Flüssigkeit füllt.

Drainage für die Wundflüssigkeit

Bei einer erneuten Flüssigkeitsbildung oder bei grösseren Wunden wird häufig eine Drainage eingesetzt: Nachdem die Wunde interventionell punktiert wurde, fliesst die Wundflüssigkeit durch einen dünnen Schlauch in einen Behälter, Dieses wird in der regel mit einer Sklerosierungstherapie kombinieret, um die Wundhöhle zu veröden. Die Behandlung kann langwierig sein.

Die Drainage hat im Vergleich zur Punktion den Vorteil, dass das Wundsekret stetig und über einen längeren Zeitraum abfliessen kann. Im Idealfall zieht sich die entleerte Wunde durch den zusammen, so dass sich ihre Ränder annähern und miteinander verwachsen. So verschliesst sich die Wunde und kann heilen.

Serome mikrochirurgisch behandeln

Manche Serome müssen operativ behandelt werden – vor allem dann, wenn sich die Neubildung von Flüssigkeit auf andere Weise nicht verhindern lässt. Das OP-Team des Spitals braucht auch hierbei viel Erfahrung: So werden zum Beispiel bei der Operation durchtrennte Lymphgefässe aufgespürt, die so fein sind, dass man sie unter dem Mikroskop behandeln muss. Häufig werden sie miteinander verbunden oder an kleine Venen angeschlossen, damit die Lymphflüssigkeit wieder ungestört abfliessen kann.

Nach der Operation kann ein Druckverband den Heilungsprozess unterstützen. Damit die frische Wunde nicht gereizt wird und sich womöglich öffnet, raten die Ärztinnen und Ärzte den Betroffenen meist dazu, sich für einige Zeit nur vorsichtig und wenig zu bewegen.

Präventive Rekonstruktion des Lymphabflusses

Eine neue Methode um Serome nach der Operation zu verringern und die Entstehung von Lymphödemen zu reduzieren ist den Lymphabfluss am Ende einer Operation direkt wieder mikrochirurgisch zu rekonstruieren. Diese ist vor allem sinnvoll, wenn viele Lymphknoten entfernt und entsprechend viele Lymphgefässe durchtrennt werden mussten, z.B. in der Achselhöhle bei der Behandlung von Brustkrebs oder in der Leiste nach der Behandlung von schwarzem Hautkrebs.

Verlauf: Wie entwickeln sich Serome?

Ein Serom entsteht meist etwa sieben bis zehn Tage nach einer Operation. Kleinere Serome bilden sich in manchen Fällen von allein zurück. Das ist aber nur möglich, wenn keine neue Flüssigkeit produziert wird und wenn das Körpergewebe die vorhandene Flüssigkeit allmählich aufnimmt (absorbiert). Eine derartige Heilung ohne ärztliche Unterstützung kann einige Wochen oder sogar ein Vierteljahr dauern.

Lymphchirurgie Spezialsprechstunde

In der Sprechstunde werden die Möglichkeiten rekonstruktiver lymphchirurgischer Eingriffe bei verschiedenen lymphatischen Erkrankungen wie z.B. Lymphödem, Chylothorax und Serom abgeklärt. Ziel ist es, durch detaillierte Untersuchungen und Beratung die bestmögliche Behandlung für die individuelle Situation des Patienten, der Patientin zu bestimmen.

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Anmeldung und Auskunft: 7.30 – 16.30 Uhr

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