Östrogenmangel

Ein Östrogenmangel kann bei betroffenen Frauen weitreichende Folgen haben. Denn Östrogene sind wichtige weibliche Geschlechtshormone. Sie spielen bei der Entwicklung der weiblichen Geschlechtsorgane, beim Menstruationszyklus, beim Thema Kinderwunsch, für das Gefässsystem sowie beim Knochenstoffwechsel eine zentrale Rolle.

Was ist Östrogenmangel?

Das meiste Östrogen, welches im Blut gemessen werden kann, wird von den heranreifenden Eibläschen im Eierstock gebildet. Wenn die Eierstöcke mit zunehmendem Alter die Reifung von Eizellen einstellen, sinkt der Östrogenspiegel.

Östrogene sind an der Regulation verschiedener Organe und Systeme im menschlichen Körper beteiligt, so dass es bei zu niedrigen Werten zu Störungen und ungünstigen Gesundheitsfolgen kommen kann. Der reduzierte Östrogenspiegel führt z.B. häufig zu Zyklusstörungen, Hitzewallungen, Scheidentrockenheit und Osteoporose.

Ein Östrogenmangel tritt aber nicht zwangsläufig erst in den Wechseljahren auf. Auch junge Frauen können unter einem zu niedrigen Östrogenspiegel leiden. Nicht selten sind die Ursachen des der Östrogenmangels auch Ursache eines unerfüllten Kinderwunschs.

Welche Funktion haben Östrogene?

Kind, Jugendliche, Erwachsene, ältere Frau: Jede Frau durchläuft in ihrem Leben verschiedene Stadien. Diese werden auch von den Geschlechtshormonen beeinflusst – allen voran den Östrogenen und Gestagenen. Eine dauerhaft gestörte Hormonkonzentration kann verschiedene Folgen haben – von leichten Zyklusstörungen über eine zu spät einsetzende erste Periode bis hin zu starken körperlichen Veränderungen, ausserdem kann sie ein Zeichen von Unfruchtbarkeit sein.

Im Leben einer Frau haben Östrogene verschiedene Aufgaben:

  • Reifung der Geschlechtsorgane
  • Vorbereitung der Gebärmutterschleimhaut für eine eventuelle Schwangerschaft (Menstruationszyklus)
  • Aufrechterhaltung der Feuchtigkeit und Widerstandsfähigkeit der Schleimhäute
  • Gesundheit der Gefässwand
  • Knochenstabilität (Schutz vor Osteoporose)

Veränderungen des Östrogenspiegels im Leben einer Frau

Da der allergrösste Teil des im Blut messbaren Östrogens von reifenden Eibläschen produziert wird, steigt das Östrogen bis zum Eisprung und erreicht anschliessend einen weiteren Gipfel in der zweiten Zyklushälfte. D.h. kurzfristige Schwankungen im Östrogenspiegel sind ganz normal und es ist sehr wichtig zu berücksichtigen, wann im Zyklus Östrogen gemessen wurde.

In der Pubertät muss sich das vollständige Heranreifen eines Eibläschens bis zum Eisprung erst entwickeln, d.h. Menstruationszyklen können sehr unregelmässig sein, oftmals findet noch kein oder nur unregelmässig ein Eisprung statt. Damit können auch Östrogenwerte stark schwanken.

In der fruchtbaren Lebensphase wird der Östrogenspiegel durch die jeweils über ca. 2 Wochen heranreifenden Eibläschen mit anschliessendem Eisprung und der darauffolgenden Gelbkörperphase geprägt.

In den Wechseljahren stellen die Eierstöcke ihre Funktion nach und nach ein. Die letzte Regelblutung erfolgt durchschnittlich mit 52 Jahren, jedoch können Wechseljahre auch frühzeitig oder sogar vorzeitig bereits in einem sehr jungen Alter auftreten. Da dies starke Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit hat, empfiehlt sich ggfs. die Bestimmung des sogenannten Anti-Müller Hormons, welches eine Aussage zur Fruchtbarkeitsreserve ermöglicht.

In Folge der Wechseljahre nimmt der Östrogenspiegel immer weiter ab bis er sich in einem relativ konstanten aber niedrigen Niveau einpendelt.

Östrogenmangel: Ursachen und Risikofaktoren

Ein Östrogenmangel kann entstehen, wenn die Eierstöcke nicht oder eingeschränkt funktionieren und zu wenig oder gar kein Östrogen mehr produzieren. Häufigste Ursache ist der natürliche Alterungsprozess. Weitere Ursachen für eine eingeschränkte Funktion oder den kompletten Funktionsausfall der Eierstöcke sind:

  • eine Fehlentwicklung der Eierstöcke
  • eine Funktionsstörung der Eierstöcke oder des beteiligten Regulationssystems
  • die operative Entfernung der Eierstöcke (beispielsweise wegen gutartiger oder bösartiger Tumoren oder Ovarialzysten).
  • eine medikamentöse Unterdrückung der Eierstockfunktion

Für den Östrogenmangel können neben den Eierstöcken auch andere Organe verantwortlich sein. Für die Diagnose eines Östrogenmangels sind vor allem die klinischen Symptome ausschlaggebend.

Östrogenmangel und Pubertas tarda

Die sogenannte Pubertas tarda ist eine besondere einem Östrogenmangel zu Grunde liegende Erkrankung. Bei einer Pubertas tarda (späte Pubertät) verzögert sich die sexuelle Reifung wodurch ein Östrogenmangel entsteht. Mädchen mit Pubertas tarda bekommen ihre erste Periode häufig erst mit 18 Jahren oder später. Auch die äusseren Geschlechtsmerkmale reifen wesentlich später als bei anderen weiblichen Jugendlichen. Mögliche Ursachen für eine Pubertas tarda sind:

  • Hochleistungssport,
  • Mangelernährung, Unterernährung (Magersucht),
  • Fehlfunktion endokriner Drüsen (beispielsweise bei eine Nebenniereninsuffizienz).

Symptome: Östrogenmangel erkennen

Ein Östrogenmangel kann zu verschiedenen Symptomen führen. Die Symptome sollten immer von einer Ärztin oder einem Arzt abgeklärt werden. Anzeichen eines Östrogenmangels sind:

  • Zyklusstörungen
  • Schlafstörungen
  • Hitzewallungen/ Schweissausbrüche

Im Laufe der Zeit können weitere Symptome dazukommen:

  • hormonmangelbedingte Veränderungen der
    Geschlechtsorgane und Harnwege (urogenitale Atrophie):

    • Scheidentrockenheit (vaginale Atrophie)
    • Infektionen von Scheide und Harnwegen
    • Harndrang und häufiges Wasserlassen
    • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie)
    • Juckreiz
  • Osteoporose
  • Hautalterung