Das mit lautem Schnarchen verbundene Obstruktive Schlaf-Apnoe Syndrom ist eine ernsthafte Erkrankung, die man nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte. Sie kann auf Dauer arbeitsunfähig machen, eine Reihe von Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck, Herzinfarkt oder Schlaganfall nach sich ziehen und sollte daher medizinisch behandelt werden.
Überblick: Was ist das Obstruktives Schlaf-Apnoe-Syndrom?
Die Schlaf-Apnoe ist eine Form von Atemstörung, die typischerweise während des Schlafes stattfindet. Die Betroffenen schnarchen in der Regel sehr laut, während sie schlafen. In periodischen Abständen führt eine Erschlaffung der Muskulatur des Rachens und der Zunge zu einem Kollaps der oberen Atemwege. Als Folge davon setzt die Atmung für einige Sekunden bis zu einer Minute aus, bis sie laut hörbar wieder einsetzt. Anschliessend atmen und schnarchen die Betroffenen wieder weiter. Die Phase der verringerten Sauerstoffzufuhr während des Atemaussetzers führt zu einer kurzen Alarmreaktion des Körpers, die aber von der betroffenen Person meist unbewusst wahrgenommen wird. Sie wird kurz wach, schnappt mit verstärkten Atemzügen nach Luft und schläft wieder weiter. Wenn dieser Prozess unzählige Male während der Nacht abläuft, kann kein erholsamer Schlaf stattfinden. Die Betroffenen sind am nächsten Morgen nicht ausgeruht. Denn die häufigen nächtlichen Stressreaktionen mit erhöhtem Puls und der Ausschüttung von Stresshormonen verhindern eine normale Regeneration während des Schlafes, die zum nächtlichen Schlafrhythmus gehörenden Tiefschlafphasen finden nicht statt.
Obstruktives Schlaf-Apnoe-Syndrom – Ursachen und Risikofaktoren
Beim Obstruktiven Schlaf-Apnoe-Syndrom erschlafft die Muskulatur der oberen Atemwege, so dass diese zusammenfallen und Schnarchgeräusche entstehen. Eine teilweise oder vollständige Blockierung (Obstruktion) der erschlafften Atemwege ist für die Aussetzer verantwortlich. Infolgedessen wird der Körper nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt, der Kohlendioxidgehalt im Blut steigt, der Puls wird langsamer. Schliesslich reagiert das Atemzentrum im Gehirn und schlägt gewissermassen Alarm. Der Körper reagiert auf den Stress:
- Die Atemwege öffnen sich durch die Spannung wieder
- Die Atmung setzt mit raschen, tiefen Atemzügen wieder ein
- Die betroffene Person wechselt kurz in einen leichten Wachzustand,
- Herzfrequenz und Blutdruck steigen, der Körper wird wieder ausreichend mit Sauerstoff versorgt.
Die kurzen Wachmomente werden meist nicht bewusst wahrgenommen, aber sie verhindern, dass ein erholsamer Tiefschlaf stattfinden kann. Das unbewusste Aufwachen wird auch Arousal genannt. Wenn Sie sich also tagsüber ständig müde fühlen sollten und aus Ihrem Umfeld die Rückmeldung bekommen, dass Sie nachts stark schnarchen, dann liegt der Verdacht eines Obstruktiven Schlaf-Apnoe-Syndroms nahe. Um sicher zu sein, können Ihre Angehörigen einmal die Häufigkeit der Aussetzer beobachten. Die Atemstillstände bei einer Schlaf-Apnoe finden mindestens fünf Mal innerhalb einer Stunde statt und dauern jeweils mindestens zehn Sekunden an.
Man schätzt, dass etwa zwei bis fünf Prozent der Menschen im mittleren Alter von dieser Erkrankung betroffen sind, die Zahl der Erkrankten steigt mit dem Lebensalter. Es gibt ein paar Risikofaktoren, die ein Obstruktives Schlaf-Apnoe-Syndrom begünstigen können. Dazu gehören:
- Übergewicht (Adipostas)
- Angeborene Veranlagung
- Fehlstellung des Unterkiefers
- vergrösserte Rachenmandeln, Nasenpolypen
- Alkohol-, Nikotin-, Drogenkonsum, Schlafmittel
Auch ein Diabetes mellitus, eine Herzschwäche oder das Schlafen auf dem Rücken können ein Obstruktives Schlaf-Apnoe-Syndrom begünstigen. Bei Menschen mit einer Herz-Kreislauferkrankung kommt die Schlaf-Apnoe häufiger vor als bei ansonsten Gesunden.
Symptome: Obstruktives Schlaf-Apnoe-Syndrom
In der Regel sind Menschen mit einem Obstruktiven Schlaf-Apnoe-Syndrom unüberhörbar laute Schnarcher und Schnarcherinnen. Leichtes Schnarchen an sich ist harmlos und kann als normales Schlafgeschehen bezeichnet werden. Wenn den Angehörigen dazu allerdings die typischen Atemaussetzer während des Schlafes auffallen, dann liegt der Verdacht einer Schlaf-Apnoe nahe. Die Betroffenen klagen am Tag über Müdigkeit, manchmal haben sie auch Konzentrationsstörungen. An weiteren Beschwerden können auftreten:
- Kopfschmerzen am Morgen
- Mundtrockenheit
- Aufwachen in der Nacht mit Luftnot und Herzrasen
- Schwitzen in der Nacht
- Potenzprobleme
Auch wenn die Betroffenen die Wachphasen nicht bewusst erleben, klagen doch viele über einen unruhigen Schlaf. Die Schlafstörungen können depressive Stimmungen bis hin zu Depressionen verursachen. Meist sind es die Angehörigen, die wegen der eigenen gestörten Nachtruhe darauf drängen, dass die betroffene Person einen Arzt, eine Ärztin oder ein Spital aufsucht. Bei einer leichten Schlaf-Apnoe nicken die Erkrankten tagsüber bei Ruhepausen schnell ein, bei einer schweren Ausprägung kann die chronische Ateminsuffizienz neben starker Tagesmüdigkeit zu hohem Blutdruck oder einer Herzschwäche führen.
Auch beruflich kann die Schlaf-Apnoe hinderlich werden, denn in der Schweiz wird beispielsweise für alle Führerscheinausweiskategorien vorgeschrieben, dass keine Erkrankungen mit erhöhter Tagessschläfrigkeit vorliegen dürfen. Das ist ein weiterer Grund, die nächtlichen Atemaussetzer nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, sondern sich medizinisch gründlich untersuchen zu lassen.
Diagnose Obstruktives Schlaf-Apnoe-Syndrom
Zur ersten Diagnose werden wir die Krankheitsgeschichte und die Beobachtungen der Angehörigen aufnehmen (Anamnese). Bei der körperlichen Untersuchung werden Gewicht, Grösse, der Blutdruck, das Herz und die Lunge untersucht. Eine Blutuntersuchung kann zeigen, ob eine Schilddrüsenfunktionsstörung vorliegt und ob durch den Sauerstoffmangel bei einer schon länger bestehenden Schlaf-Apnoe die Zahl der roten Blutkörperchen gestiegen ist. Eine arterielle Blutgasanalyse gibt Aufschluss über den Sauerstoff- und Kohlensäuregehalt. An die körperliche Diagnostik kann sich eine Untersuchung der Atmung und des Schlafes anschliessen.
Obstruktives Schlaf-Apnoe-Syndrom – Tragbares Messgerät
Um die Atmung während des Schlafes zu untersuchen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Mithilfe eines tragbaren Messgerätes, das Sie mit nach Hause nehmen können, lassen sich verschiedene Parameter überprüfen. Bevor Sie ins Bett gehen, legen Sie die Messsonden an. Während Sie schlafen, werden die Atmung, die Herzfrequenz und die Sauerstoffsättigung des Blutes gemessen. Ausserdem registrieren die Sonden die Körperposition und die Schnarch Geräusche. Wenn sich der Verdacht auf eine OSAS bestätigt, kann eine Behandlung oder eine weitere Untersuchung im Schlaflabor sinnvoll sein.
Obstruktives Schlaf-Apnoe-Syndrom – Schlaflabor
Bei einer Untersuchung im Schlaflabor kann Ihr Schlaf im Detail beobachtet und mittels verschiedenen Messgeräten aufgezeichnet werden. Dafür beziehen Sie für eine oder mehrere Nächte ein spezielles Zimmer, das mit Videokamera und Aufzeichnungsgeräten ausgestattet ist. Über Sensoren werden neben den Parametern Pulsfrequenz und Sauerstoffgehalt auch Atembewegungen, Bewegungen der Gliedmassen und Augen sowie Hirnströme erfasst. Aus der Zahl der vollständigen und teilweisen Atemaussetzer wird die Häufigkeit der Apnoen und Hypopnoen pro Stunde als Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI) berechnet. Der AHI ist eine Mass für den Schweregrad des obstruktiven Schlaf-Apnoe-Syndroms.
Obstruktives Schlaf-Apnoe-Syndrom – Vorbeugen, Früherkennung, Verlauf
In gewissem Umfang können Sie versuchen, einer Schlaf-Apnoe vorzubeugen. Dazu gehört zunächst einmal die Kontrolle des Gewichtes. Starkes Übergewicht begünstigt die Atemaussetzer, unter anderem auch weil zu viel Bauchfett und Fett am Hals die Atmung erschwert. Achten Sie auf eine ausgewogene, gesunde Ernährung mit reichlich Obst, Gemüse und Ballaststoffen. Gehen Sie mit Zucker sparsam um, kontrollieren Sie die Fette, die Sie zu sich nehmen – pflanzliche sind besser als tierische – und seien Sie ein wenig geizig mit den Kohlenhydraten. Auch Bewegung hilft, ein gesundes Normalgewicht zu erreichen: das Auto stehen lassen und das Fahrrad nehmen, den Lift nicht holen, sondern die Treppen steigen. Wenn Sie auf das Rauchen und vor dem Schlafengehen auf Alkohol und Schlafmittel verzichten, mindert das ebenfalls das Risiko für Schlafapnoen.
Obstruktives Schlaf-Apnoe-Syndrom – Verlauf
Reagieren Sie bald, wenn Ihr Partner oder Ihre Partnerin sich über Ihr lautes Schnarchen in der Nacht beschwert. Nehmen Sie die Tagesmüdigkeit nicht als lästiges Übel hin, sondern besuchen Sie uns, um die Ursache herauszufinden. Die Diagnose Obstruktives Schlaf-Apnoe-Syndrom und die Therapie können Ihnen helfen, wieder mehr Lebensqualität zu erreichen und mögliche Folgen wie Herzinfarkt und Schlaganfall abzuwenden.
Unbehandelt können die hundertfachen Atemaussetzer während der Nacht
- Bluthochdruck
- Herzschwäche
- Herzinfarkt
- Schlaganfall
- Herzrhythmusstörungen
hervorrufen. Die Tagesmüdigkeit macht das Autofahren riskant, was gerade für Berufsfahrer/-innen gefährlich ist. Die Schläfrigkeit am Tage kann bis zur Arbeitsunfähigkeit führen. Bei Menschen mit Demenz erhöht die unbehandelte Schlaf-Apnoe den kognitiven Abbau.
Selbsthilfegruppen
Der Austausch mit Gleichbetroffenen kann bei der Bewältigung einer Krankheit eine grosse Unterstützung sein. Beratung auf der Suche nach einer geeigneten Selbsthilfegruppe erhalten Sie bei Selbsthilfe Zürich. Selbsthilfe Zürich und das Universitätsspital Zürich sind Kooperationspartner im nationalen Projekt «Gesundheitskompetenz dank selbsthilfefreundlicher Spitäler».
Obstruktives Schlaf-Apnoe-Syndrom – Behandlung
Möglicherweise konnten Sie schon mit den oben genannten Massnahmen wie Gewichtsreduktion und Verzicht auf Alkohol und Nikotin eine gewisse Verbesserung Ihrer Schlafqualität erreichen. Auch die Schlafposition (möglichst auf der Seite und nicht auf dem Rücken liegend) können helfen, die Schlaf-Apnoe einzudämmen. Haben diese Massnahmen nicht geholfen, Ihre Atemaussetzer in der Nacht zu verringern, dann stehen verschiedene Möglichkeiten offen:
- Atemtherapiegeräte – CPAP
- Technische Hilfsmittel – Unterkieferschiene, Schnarchschiene, etc.
- Operative Eingriffe – bei Vorliegen von Nasenpolypen, vergrösserten Gaumenmandeln
Details zu den Behandlungen