Was ist eine Mandelentzündung?
Die Gaumenmandeln sind Teil des lymphatischen Systems und gehören somit zum Abwehrsystem des Körpers. Die Oberfläche der Gaumenmandeln ist versehen mit Immunzellen, welche bei Kontakt mit Viren, Bakterien oder auch Allergenen eine Immunreaktion auslösen.
Da Mandelentzündungen nicht meldepflichtig sind, gibt es über die Zahl der Erkrankten in der Schweiz nur grobe Schätzungen. Bekannt ist aber, dass die Angina zu den häufigsten Atemwegserkrankungen gehört – vor allem bei Kindern und Jugendlichen.
Ursachen: Wie entsteht eine Mandelentzündung?
Eine akute Mandelentzündung (akute Tonsillitis) wird häufig durch Viren ausgelöst. Adenoviren, Influenza oder Epstein-Barr-Virus (Pfeiffersches Drüsenfieber) gehören zu den häufigen Erregern. Auch Bakterien können ursächlich sein, beispielsweise Streptokokken. Sowohl Viren wie auch Bakterien können über Tröpfcheninfektion (Husten, Niesen) übertragen werden. Gewisse Bakterien werden sexuell übertragen, zu erwähnen sind hier Chlamydien und Gonokokken.
Symptome: Wie zeigt sich eine Mandelentzündung?
Die typischen Begleiterscheinungen von entzündeten Mandeln sind starke Halsschmerzen bis zur Schluckunfähigkeit und Fieber. Häufig entsteht bei Angina auch ein Gefühl der Abgeschlagenheit. Die Gaumenmandeln sind angeschwollen und gerötet. Es kann ein Engegefühl („Angina“) im Rachen entstehen. Auf der Oberfläche der Tonsillen finden sich oft Beläge. Weitere Symptome können klossige Sprache, Mundgeruch, sowie bei Kindern häufig auch Bauchschmerzen oder Übelkeit und Erbrechen sein.
Diagnose: Wie diagnostiziert man eine Mandelentzündung?
Die Diagnose wird klinisch gestellt, die Mandeln präsentieren sich entzündlich verändert, zusätzlich lassen sich häufig schmerzhafte Lymphknoten am Hals tasten. Ergänzend können die Entzündungswerte im Blut untersucht werden, welche in aller Regel erhöht sind.
Die Symptome und Klinik erlauben häufig nicht eine klare Unterscheidung zwischen einem viralen oder bakteriellen Infekt. Abhängig von der Klinik und den Beschwerden wird ein Abstrich durchgeführt. Hierfür werden die Mandeln mit einem Wattestäbchen abgestrichen. Der Nachweis von Streptokokken kann direkt vor Ort erfolgen, ein spezifischer Schnelltest liefert bereits innert Minuten ein Ergebnis. Sucht man andere Bakterien oder Viren, muss der Abstrich ins Labor geschickt werden, hier werden Analysen durchgeführt und ein allfälliger Erregernachweis erfolgt erst innert einigen Tagen.
Wie verläuft eine Mandelentzündung?
Da eine Mandelentzündung mit Schmerzen und somit auch mit eingeschränkter Trink- und Nahrungsaufnahme einher geht, ist das oberste Ziel eine schnelle Linderung der Beschwerden. Hierfür können Schmerzmedikamente verordnet werden. Auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist zu achten. Eine Therapie mit Antibiotika ist nicht immer indiziert, insbesondere bei einer durch Viren verursachten Mandelentzündungen haben diese gar keinen Effekt.
Eine Therapie mit Antibiotika wird man mit Ihnen diskutieren, falls sich im Abstrich Bakterien nachweisen lassen, der klinische Befund sehr suggestiv ist oder, falls der Verdacht auf eine abszedierende Vereiterung um die Mandeln (sog. Peritonsillarabszess) besteht.
Bildung eines Mandelabszesses (Peritonsillarabszess)
In seltenen Fällen bildet sich eine Eiteransammlung um eine Mandel (Peritonsillarabszess). Klinisch zeigt sich eine einseitige Zunahme der Beschwerden mit starken Schmerzen sowie einer eingeschränkten Mundöffnung. In der Inspektion zeigt sich eine deutliche Schwellung im Bereich des Gaumenbogens auf der betroffenen Seite. Die Therapie eines Peritonsillarabszesses bedingt immer eine operative Entlastung der Eiteransammlung, dies kann in örtlicher Betäubung (Lokalanästhesie) oder selten auch in einer Vollnarkose erfolgen.
Tonsillektomie: Gaumenmandeln entfernen
Die Entfernung der Gaumenmandeln (Tonsillektomie) ist ein Routineeingriff. Hier werden in einer Vollnarkose in der Regel beide Gaumenmandeln entfernt. Der Eingriff dauert ungefähr 30 Minuten. Nach der Operation bleibt man für zwei Nächte im Spital. Bis zur Abheilung der Wundfläche (ca. zwei bis drei Wochen) besteht ein nicht zu unterschätzendes Risiko einer Nachblutung. Im Falle einer Blutung nach Tonsillektomie ist in jedem Fall eine sofortige Vorstellung bei einem Hals-Nasen-Ohrenarzt erforderlich zur Beurteilung der Situation. Häufig kann ein kleines blutendes Gefäss nach örtlicher Betäubung mit einer Strompinzette verödet werden, in seltenen Fällen ist eine Blutstillung in Vollnarkose nötig. Weiter zu erwähnen ist die schmerzhafte postoperative Phase bis zur Abheilung der Wunde, wobei eine Therapie mit Schmerzmitteln unumgänglich ist.
Aus obgenannten Gründen ist die Indikation einer Tonsillektomie streng zu stellen. Bei immer wieder auftretenden Mandelentzündungen oder Peritonsillarabszessen oder aber auch bei stark vergrösserten Mandeln ohne Entzündung kann die Operation diskutiert werden, insbesondere, wenn die vergrösserten Mandeln zu Problemen beim Schlafen (obstruktives Schlafapnoe Syndrom) führen.