Magersucht

Anorexie, Anorexia nervosa, Essstörung

Die Magersucht (auch Anorexie oder Anorexia nervosa genannt) ist eine Essstörung. Die Betroffenen sind untergewichtig und die dadurch entstehende Mangelernährung kann ernsthafte und teilweise lebensgefährliche Folgen haben.

Die Ursachen der Krankheit sind noch nicht geklärt, oft spielen psychische Probleme eine wichtige Rolle. Je eher die Essstörung erkannt und behandelt wird, desto höher sind die Heilungsaussichten. Auch das familiäre Umfeld, vor allem bei jungen Erkrankten, kann viel Positives beitragen.

Überblick: Was ist eine Magersucht (Anorexie)?

Anorexia nervosa ist eine psychiatrisch-metabolische Erkrankung, die meistens junge Frauen betrifft.

Diagnostische Kriterien der AN gemäss ICD-11:

  • BMI ≤ 18.5 kg/m2, nicht aufgrund einer anderen Erkrankung oder fehlendem Nahrungsangebot.
  • Breites Muster an Verhaltensweisen, die eine Gewichtszunahme verunmöglichen, i.d.R. einhergehend mit Angst vor Gewichtszunahme.
  • Gestörte Wahrnehmung des eigenen Körpers / Körpergewichts oder übermässige Wertigkeit des Körpers/Körpergewichts auf den Selbstwert.
  • Anorexia nervosa (AN) mit signifikant tiefem Gewicht → BMI 14.0 – 18.5
  • AN mit kritisch tiefem Gewicht → BMI < 14.0

Trotz extremen Untergewichts fühlen sich Betroffene oft nicht krank. Sie nehmen sich häufig als zu schwer wahr und versuchen das Gewicht weiter zu reduzieren. Dies kann gefährliche und sogar lebensbedrohliche Folgen haben. Umso wichtiger ist es, dass sich Betroffene rechtzeitig behandeln lassen. Je eher die Therapie erfolgt, desto grösser sind die Chancen, wieder ein normales Körpergewicht und ein gesundes Essverhalten zu erlangen.

Magersucht (Anorexie) – Häufigkeit und Alter

In der Schweiz erkranken etwa 1.2% der Frauen und 0.2% der Männer an Magersucht. Diese Werte sind in anderen westlichen Industrieländern identisch.

In den meisten Fällen entwickelt sich eine Magersucht in der Pubertät oder im frühen Erwachsenenalter. Dementsprechend sind viele Betroffene zwischen 15 und 25 Jahre alt.

Magersucht (Anorexie): Ursachen und Risikofaktoren

Magersucht kann verschiedene körperliche und psychische Ursachen haben, die sich bei jedem unterschiedlich zeigen. Oft lässt sich die Erkrankung nicht auf einen genauen oder einzelnen Auslöser zurückführen.

Die Ursachen der Magersucht zu entdecken sind auch Gegenstand der Forschung. Man spricht von „multifaktoriellen Ursachen“. Man geht davon aus, dass diese Krankheit aus einer Wechselwirkung genetischen Faktoren und Umweltfaktoren entsteht. Wissenschaftliche Untersuchungen mit Zwillingen deuten darauf hin, dass erbliche Veranlagung bei der Entwicklung der Magersucht eine wichtige Rolle spielt. Leidet ein Zwilling an Magersucht, erkrankt meist auch der andere Zwilling daran. Dieses Phänomen – von Forschenden auch Konkordanz genannt – tritt besonders häufig bei eineiigen Zwillingen auf, deren Erbgut identisch ist.

Die Magersucht beginnt oft in der Pubertät. Eine Zeit, die durch viele Veränderungen im Leben eines Menschen, wie Ablösung aus der Familie, Aufbau von Beziehungen, Ausbildungs- und Berufswahl, Eintritt in die Arbeitswelt, gezeichnet wird. Die Essstörungen, im speziellen Magersucht, haben nicht nur eine grosse Auswirkung auf die betroffene Person, sondern auch auf die Familie und Gesellschaft.

Symptome: Magersucht (Anorexie)

Trotz des psychischen Leidensdruckes sind Erkrankte oft nicht in der Lage, das eigenen Verhalten als krankhaft zu erkennen. Nicht selten versuchen sie, die Erkrankung vor Freunden oder Familienmitgliedern zu verbergen. Dennoch gibt es einige typische und zum Teil deutlich sichtbare Symptome:

  • Die Betroffenen essen sehr wenig (restriktives Essverhalten). Es kommt auch vor, dass sie normal essen und danach erbrechen oder andere Massnahmen zur Gewichtsreduktion anwenden. Oft vermeiden Betroffen mit anderen Menschen zu essen.
  • Trotz Untergewicht leiden Betroffenen unter der Angst zuzunehmen.
  • Patienten mit einer extremen Anorexie nehmen in der Regel ihren eigenen Körper als normal oder sogar als zu dick wahr.

Magersucht (Anorexie): Diagnose bei uns

Starkes Untergewicht kann auf eine Magersucht hindeuten. Allerdings kann dies auch ein Begleitsymptom einer anderen Erkrankung sein. Dies ist zum Beispiel bei Depressionen oder schweren körperlichen Erkrankungen der Fall. Daher kann die Diagnose nur nach sorgfältigen Abklärungen gestellt werden.

Selbsthilfegruppen

Der Austausch unter Betroffenen kann bei der Bewältigung einer Krankheit eine grosse Unterstützung sein. Beratung auf der Suche nach einer geeigneten Selbsthilfegruppe erhalten Sie bei Selbsthilfe Zürich. Diese und das Universitätsspital Zürich sind Kooperationspartner im nationalen Projekt «Gesundheitskompetenz dank selbsthilfefreundlicher Spitäler».

Magersucht (Anorexie): Vorbeugen, Früherkennung, Prognose

Eltern können dazu beitragen, dass Kinder ein positives Körpergefühl und ein gesundes Essverhalten entwickelt. Folgende Punkte sind wichtig:

  • Nehmen Sie Rücksicht auf das Hunger- und Sättigungsgefühl Ihres Kindes, und zwingen sie es nicht zum Essen.
  • Sorgen Sie für eine möglichst angenehme Atmosphäre beim Essen, bei der sich alle Familienmitglieder entspannen können.
  • Vermeiden Sie es, kritisch oder abwertend über Essverhalten, Figur und Gewichtes der Familienmitglieder zu sprechen. Zeigen Sie ihm, dass Sie es unabhängig von seinem Äusseren lieben.
  • Stärken Sie das Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen des Kindes. Dadurch wird es weniger anfällig für Einflüsse von aussen.

Verlauf und Prognose einer Magersucht (Anorexie)

Die Prognose einer Magersucht kann sehr unterschiedlich sein. Je eher man die Erkrankung erkennt, umso frühzeitiger kann die Behandlung erfolgen und so bessere Heilungschancen erzielt werden. Allerdings kann es auch zu Rückfällen kommen. Die Erkrankung ist nicht selten von anderen psychischen Problemen begleitet, wie Depression, Zwang und Angststörungen.

Je länger die Magersucht besteht und je ausgeprägter das Untergewicht ist, umso grösser zeigt sich ein Risiko für körperliche Folgeschäden. Bei schwerem Untergewicht werden viele Organe und Organsystemen in Mitleidenschaft gezogen. Herzrhythmusstörungen, ausbleibende Monatsblutungen, ein niedriger Blutdruck, beeinträchtigtes Temperaturempfinden sowie Verdauungsbeschwerden sind häufige Folgen. Häufig verursacht die Mangelernährung im Verlauf eine hohe Gefahr für einen Knochenbruch (Osteoporose).

Schwere Krankheitsfälle können einen chronischen Verlauf nehmen. Etwa fünf Prozent der Betroffenen sterben an den körperlichen Folgen des Untergewichts, selten begehen sie Selbstmord.

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