Kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata)

Kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata) ist eine Form des Haarausfalls, bei der klar abgegrenzte Bereiche der Kopfhaut kahl werden. Die Erkrankung tritt oft überraschend auf. Die Ursache des kreisrunden Haarausfalls ist nicht genau bekannt, weshalb die Behandlung schwierig ist. Häufig wachsen die Haare auch von allein wieder nach.

Überblick: Was ist kreisrunder Haarausfall?

Die ersten Anzeichen des kreisrunden Haarausfalls (Alopecia areata) bilden sich meist unerwartet: Auf einmal zeigen sich runde, unbehaarte Flecken, wo vorher noch Haare zu sehen waren. Bei den meisten Betroffenen ist nur das Kopfhaar befallen. In seltenen Fällen können aber auch Augenbrauen, Wimpern, Bart oder andere behaarte Körperteile vom Haarverlust betroffen sein.

Meistens bilden sich beim kreisrunden Haarausfall nur einzelne haarlose „Inseln“. Es gibt aber auch weniger häufige Unterformen mit einem anderen Erscheinungsbild:

  • Bei der Alopecia areata totalis fliessen die haarlosen Stellen ineinander, bis der ganze Kopf kahl ist.
  • Bei der Alopecia areata universalis ist der gesamte Körper vom Haarverlust betroffen.
  • Bei der Alopecia areata vom Typ Ophiasis verschwinden die Haare am Nacken oder Hinterkopf.

Die Ursache für den kreisrunden Haarausfall ist abschliessend nicht geklärt. Sie nehmen an, dass das körpereigene Immunsystem eine entscheidende Rolle spielt. Vermutlich richtet es seine Abwehrkräfte nicht gegen Krankheitserreger, sondern gegen den eigenen Körper. Genauer gesagt: gegen die Haarwurzel (Follikel). Hier entstehen Entzündungen, die das Haarwachstum stören und schliesslich zum Haarverlust führen.

Kreisrunder Haarausfall – Häufigkeit und Alter

Kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata) befällt Männer und Frauen gleichermassen. Alle Altersgruppen können betroffen sein, auch Kinder. Überdurchschnittlich oft sind es aber junge Erwachsene, die an kreisrundem Haarausfall erkranken.

Alopecia areata ist keine seltene Krankheit: Etwa 1 – 2 Prozent der Bevölkerung erhält diese Diagnose im Laufe des Lebens. Für die 8,7 Millionen Schweizer und Schweizerinnen bedeutet das: Etwa 85.000 bis 175.000 von ihnen hatten schon einmal kreisrunden Haarausfall, leiden gegenwärtig darunter oder werden in Zukunft daran erkranken.

Kreisrunder Haarausfall: Was sind die Ursachen?

Auch wenn der kreisrunde Haarausfall (Alopecia areata) nur selten direkt vererbt wird, scheinen Erbfaktoren eine Rolle zu spielen. Es wurden verschiedene Gene ermittelt, die bei der Entstehung des kreisrunden Haarausfalls beteiligt sind oder sein könnten. Für Betroffene heisst das:

  • Bei Verwandten ersten Grades liegt das Vererbungsrisiko zwischen 6 bis 8 Prozent.
  • Bei Verwandten zweiten Grades lässt sich kein erhöhtes Risiko für kreisrunden Haarausfall feststellen: Mit etwa 1 bis 2 Prozent entspricht es dem Risiko der Gesamtbevölkerung.

Vermutlich ist der kreisrunde Haarausfall eine Autoimmunerkrankung. Damit ist gemeint, dass sich das Immunsystem gegen den eigenen Körper richtet. Offenbar greifen bestimmte weisse Blutkörperchen (T-Lymphozyten) die Wurzeln der Haare an. Sie zerstören diese zwar nicht, lösen aber Entzündungsreaktionen aus, die zur Alopezie (Haarausfall) führen.

Als gesichert gilt: Kreisrunder Haarausfall wird weder von Mangelernährung noch von Hormonen hervorgerufen. Auch Umwelteinflüsse spielen offenbar keine Rolle: Die Erkrankung wurde schon in der Antike beschrieben.

Symptome: Wie äussert sich kreisrunder Haarausfall?

Meist entsteht beim kreisrunden Haarausfall auf der Kopfhaut ein haarloser Fleck mit einem Durchmesser von 1-2 Zentimetern. Oft folgen weitere kahle Stellen. Die befallenen Flecken sind nicht immer exakt kreisförmig oder rund, aber deutlich von ihrer behaarten Umgebung abgegrenzt. Alopecia areata verursacht keine Schmerzen, kann aber von einem leichten Juckreiz begleitet sein.

Bei der Mehrzahl der Betroffenen bilden sich nicht mehr als zwei haarlose Stellen. Die Alopezie kann aber auch weiter um sich greifen – bis zum kompletten Verlust der Kopfbehaarung oder sogar der gesamten Körperhaare.

Prognose: Wie verläuft kreisrunder Haarausfall?

Der Verlauf des kreisrunden Haarausfalls (Alopecia areata) lässt sich nicht vorhersagen. Es gibt Betroffene, bei denen die Alopezie nach sechs bis zwölf Monaten von selbst verschwindet und nie wiederkommt. Bei anderen Patienten wachsen die verlorenen Haare ebenfalls nach, doch irgendwann tritt der kreisrunde Haarausfall erneut auf. Und wieder andere erleben gar keine Besserung, nicht einmal vorübergehend. Etwa 20-30% der Betroffenen leiden unter einem dauerhaften Haarverlust.

Auch ein chronischer Verlauf des kreisrunden Haarausfalls hat keine Auswirkungen auf die Lebenserwartung. Das seelische Wohlbefinden kann die Alopecia areata aber durchaus beeinträchtigen.

Selbsthilfegruppen

Der Austausch mit Gleichbetroffenen kann bei der Bewältigung einer Krankheit eine grosse Unterstützung sein. Beratung auf der Suche nach einer geeigneten Selbsthilfegruppe erhalten Sie bei Selbsthilfe Zürich. Selbsthilfe Zürich und das Universitätsspital Zürich sind Kooperationspartner im nationalen Projekt «Gesundheitskompetenz dank selbsthilfefreundlicher Spitäler».

Therapie: Wie wird kreisrunder Haarausfall behandelt?

Da die Entstehungsmechanismen für den kreisrunden Haarausfall nicht genau bekannt sind, kann er nicht geheilt werden. Dennoch stehen verschiedene Arzneistoffe gegen die Symptome zur Verfügung. Ihre Wirkung lässt meistens nach, sobald sie abgesetzt werden.

Unter anderem gibt es folgende Arzneimittel zur Therapie von Alopecia areata:

  • Minoxidil ist ein Wirkstoff, der die Haarwurzeln (Follikel) anregt, wodurch das Haarwachstum gefördert werden soll.
  • Kortison soll Entzündungsreaktionen an den Haarwurzeln stoppen.
  • Diphenylcyclopropenon (DCP) erzeugt auf der Kopfhaut eine allergische Reaktion. Sie soll das Immunsystem auf sich lenken, sodass seine Aktivität gebunden ist und sich nicht mehr gegen die Follikel richtet.
  • Baricitinib ist ein neuartiger Wirkstoff, der das Immunsystem beeinflusst und entzündungshemmende Eigenschaften besitzt. Zur Behandlung von Alopecia areata ist Baricitinib seit 2022 in den USA zugelassen.

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