Bei einem Keratokonus wird die Hornhaut des Auges immer dünner und wölbt sich kegelartig nach vorne. Bemerkbar macht sich die Augenerkrankung, weil Betroffene verzerrt, verschwommen und unscharf sehen. Der Keratokonus beginnt oft schon in jungen Jahren und entwickelt sich dann langsam weiter. Warum die Hornhaut ausdünnt, ist noch unklar. Forscher vermuten, dass genetische Faktoren mit am Werk sind. Ein Keratokonus lässt sich mit Kontaktlinsen, einer Brille oder einer Augenoperation behandeln.
Überblick: Was ist ein Keratokonus?
Der Keratokonus ist eine degenerative Augenerkrankung, bei der die Hornhaut ausdünnt und sich wie ein Kegel nach vorne wölbt. Daher rührt auch der Name: „kerato“ leitet sich vom griechischen Begriff kéras (= Horn) ab und „Konus“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „Kegel“. Die Augenkrankheit heisst auch noch Hornhautkegel. Über die Ursachen und Entstehung des Keratokonus weiss man nichts.
Ein Keratokonus entwickelt sich meist langsam und schleichend. Bemerkbar macht sich der Keratokonus meist durch Sehstörungen: Betroffene sehen ihre Umwelt nur noch verschwommen, verzerrt oder doppelt. In der Regel betrifft der Keratokonus beide Augen: Erst beginnen die Symptome an einem, dann am anderen Auge. Häufig sind die Augen dann verschieden stark betroffen.
Der Keratokonus lässt sich anfangs gut mit Kontaktlinsen korrigieren. Schreitet die Augenkrankheit jedoch weiter fort, ist eine Operation die Therapie der Wahl. Es gibt verschiedene Operations-Techniken, zum Beispiel die noch relativ neue Hornhautvernetzung (Hornhaut-Crosslinking) oder eine Hornhauttransplantation. So kann eine Stabilisierung oder eine Verbesserung der Sehfähigkeit erreicht werden.
Keratokonus – Häufigkeit und Alter
Die Häufigkeit der Keratokonus lässt sich nicht genau beziffern. Die Zahlen variieren in der Literatur nicht unerheblich. Es gibt eine grosse Spannbreite, wie folgende Zahl zeigt: Expertinnen und Experten schätzen, dass etwa 4 bis 600 von 100‘000 Menschen an einem Keratokonus erkranken. Das hängt damit zusammen, dass die Ausprägung des Keratokonus von Betroffenen zu Betroffenen sehr unterschiedlich sein kann und abhängig von der Definition des manifesten Keratokonus die Fallzahlen in der Bevölkerung entsprechend stark schwanken. Die Augenkrankheit beginnt meist schon bei jüngeren Menschen zwischen dem 10. und 20. Lebensjahr. Sie kann aber auch in früherem oder späterem Alter auftreten. Der Keratokonus betrifft beide Geschlechter.
Keratokonus: Ursachen sind unbekannt
Die Ursachen des Keratokonus sind bislang noch nicht genügend aufgeklärt. Warum die Hornhaut immer dünner wird, sich verformt und allmählich einen Kegel bildet, ist unklar. Wahrscheinlich sind Erb- und Umweltfaktoren gemeinsam beteiligt.
Daneben erhöhen wahrscheinlich einige Risikofaktoren die Gefahr für einen Keratokonus. Dazu gehören zum Beispiel:
Keratokonus in der Familie
Regelmässiges und heftiges Augenreibe
Allergische Erkrankungen, z. B. Heuschnupfen, Asthma bronchiale, Neurodermitis
Andere Grunderkrankungen, z. B. Trisomie 21 (Down-Syndrom), Ehlers-Danlos-Syndrom und Marfan-Syndrom (Erkrankungen des Bindegewebes)
Symptome: Keratokonus beeinträchtigt die Sehkraft
Der Keratokonus beginnt meist an einem Auge und erfasst später auch das andere. Oft ist ein Auge dann stärker betroffen. Der Keratokonus kann verschiedene Symptome verursachen, die in erster Linie die Sehfähigkeit betreffen. Weil sich die Augenkrankheit langsam und schleichend entwickelt, verändern sich auch die Symptome im Verlauf der Erkrankung.
So kann sich ein Keratokonus bemerkbar machen:
Betroffene sehen verschwommen oder verzerrt. Manche sehen Doppelt- oder Mehrfachbilder. Besonders in der Dämmerung und Dunkelheit ist das Sehvermögen herabgesetzt.
Erhöhte Licht- und Blendungsempfindlichkeit – dies kann zu Problemen beim nächtlichen Autofahren führen, weil die Scheinwerfer blenden.
Plötzliche Verschlechterung des Sehvermögens – manche sehen nur wie durch einen Nebel.
Die Sehstärke nimmt ab oder schwankt: Betroffene müssen öfters die Brille oder Kontaktlinsen wechseln, um wieder besser zu sehen.
Akuter Keratokonus: Symptome
Manche entwickeln im Verlauf der Augenkrankheit einen akuten Keratokonus. Aufgrund der permanenten Dehnung reissen die innersten Schichten der Hornhaut auf. Durch diese Risse kann Kammerwasser eindringen. Dann schwillt die Hornhaut schnell an und trübt sich ein.
Diese Symptome deuten auf einen akuten Keratokonus hin:
Das Sehvermögen verschlechtert sich plötzlich.
Augenschmerzen
Die Augen tränen und sind verstärkt lichtempfindlich.
Der akute Keratokonus ist ein Notfall, den Augenärztinnen und Augenärzte zeitnah behandeln müssen.
Keratokonus: Diagnose beim Arzt oder bei der Ärztin
Manchmal entdecken Augenärztinnen und Augenärzte den Keratokonus zufällig, wenn Betroffene aus einem anderen Grund in die Praxis kommen. Manche glauben zum Beispiel, dass ihre Brillenstärke nicht mehr stimmt oder die Kontaktlinsen nicht mehr ausreichen.
Die Diagnose des Keratokonus beginnt mit dem Gespräch zu Ihrer Krankheitsgeschichte (Anamnese). Die Augenärztin (Ophthalmologin) oder der Augenarzt (Ophthalmologe) stellt Ihnen einige Fragen, um erste Anhaltspunkte zu gewinnen. Beispiele sind:
Welche Symptome haben Sie genau?
Wann haben Sie diese erstmals festgestellt und wie intensiv sind sie ausgeprägt?
Betreffen die Symptome ein oder beide Augen?
Haben sich die Symptome kontinuierlich verschlechtert oder schwanken sie zwischendurch?
Ist ein Keratokonus in Ihrer Familie bekannt?
Leiden Sie unter Krankheiten, etwa einer Augenkrankheit oder allergischen Erkrankung?
Danach folgen verschiedene Augenuntersuchungen. Es geht nämlich auch darum, andere Augenkrankheiten auszuschliessen, die ähnliche Symptome hervorrufen. Die wichtigsten sind:
Spaltlampenuntersuchung: Die Spaltlampe ist eines der wichtigsten Diagnoseinstrumente für Augenärztinnen und Augenärzte. Sie besteht aus einer starken Lichtquelle und einem Mikroskop, also einem „Lichtmikroskop“. So lässt sich das Auge vergrössert und detailliert darstellen. Die Augenärztin oder der Augenarzt kann so Veränderungen aufspüren.
Refraktionstest: Augenärztinnen und Augenärzte bestimmen die Sehschärfe und können Sehprobleme erkennen. Die Patientin oder der Patient blickt dabei durch ein Gerät mit verschiedenen Linsen (Phoropter).
Hornhaut-Tomografie:Die Ärztin oder der Arzt macht Aufnahmen der Hornhaut und erstellt eine detaillierte Karte, wie die Hornhaut geformt ist. Die Hornhaut-Tomografie lässt zudem Rückschlüsse über die Dicke der Hornhaut zu. Sie eignet sich, um schon erste Anzeichen des Keratokonus zu erkennen, wenn die Erkrankung noch nicht mit der Spaltlampenuntersuchung diagnostizierbar ist.
Keratokonus: Vorbeugen, Früherkennung, Prognose
Die Ursachen des Keratokonus sind noch weitgehend unbekannt. Daher können Sie der Augenkrankheit auch nicht wirklich vorbeugen. Einige Forscherinnen und Forscher vermuten eine Beteiligung genetischer Faktoren, und auf diese haben Sie ebenfalls keinen Einfluss. Verstärktes Augenreiben gilt als Risikofaktor. Sie sollten Ihre Augen nicht mechanisch oder anderweitig strapazieren.
Auch spezielle Massnahmen zu Früherkennung sind nicht bekannt. Daher gilt der allgemeine Ratschlag: Suchen Sie immer Ihre Augenärztin oder Ihren Augenarzt auf, wenn sich Ihr Sehvermögen verschlechtert oder Sie andere Probleme mit Ihren Augen haben. Er oder sie kann herausfinden, was hinter den Beschwerden steckt.
Verlauf und Prognose bei Keratokonus
Ein Keratokonus entwickelt sich in der Regel langsam und schreitet mit der Zeit voran. Ohne Behandlung prägt sich die kegelförmige Vorwölbung der Hornhaut immer stärker aus. Anfangs können Augenärztinnen und Augenärzte die Sehschwäche oft noch mit Hilfe von Kontaktlinsen korrigieren und den Verlauf bremsen. Im späteren Stadium hilft eine Operation, um das Sehvermögen wiederherzustellen.
Keratokonus: Behandlung hängt vom Stadium ab
Die Behandlung hängt von der Schwere des Keratokonus ab. Eine Rolle spielt auch die Geschwindigkeit, mit der die Augenkrankheit weiter fortschreitet. Die verschiedenen Therapiemöglichkeiten haben zwei Ziele: das Sehvermögen zu verbessern und das Fortschreiten zu bremsen.