Eine Therapie ist nur bedingt möglich. Der beste Schutz gegen eine Infektion ist beim Geschlechtsverkehr mit Kondomen zu verhüten und Übertragungswegen über Körperflüssigkeiten zu vermeiden (z.B. gemeinsame Nutzung von Spritzwerkzeug).
Hepatitis D ist eine virale Infektionserkrankung der Leber (im Griechischen bedeutet «hepar» Leber und die Endung «-itis» Entzündung). Sie wird ausgelöst durch ein defektes RNA-Virus (RNA bezeichnet die Ribonukleinsäure), das nur in Kombination mit dem Hepatitis-B-Virus übertragen werden kann.
Eine Therapie ist nur bedingt möglich. Der beste Schutz gegen eine Infektion ist beim Geschlechtsverkehr mit Kondomen zu verhüten und Übertragungswegen über Körperflüssigkeiten zu vermeiden (z.B. gemeinsame Nutzung von Spritzwerkzeug).
Hepatitis bezeichnet allgemein eine Entzündung der Leber. Neben Medikamenten, Alkohol und anderen Auslösern können auch verschiedene Viren zur Leberentzündung führen. Aufgrund eines Defektes – der fehlenden Hülle um den RNA-Strang – nistet sich das Hepatitis-D-Virus in die Hülle des Hepatitis-B-Virus ein. Nur so kann es infektiös sein. Deshalb kann eine Infektion mit Hepatitis D nur erfolgen, wenn eine betroffene Person mit dem Hepatitis-B-Virus in Kontakt kommt und nicht geimpft ist. Eine Impfung gegen Hepatitis B bietet also gleichzeitig Schutz vor dem Hepatitis-D-Virus. Neben allgemeinen Krankheitssymptomen wie Müdigkeit und Abgeschlagenheit treten zusätzlich Magen-Darm-Beschwerden auf, Urin und Stuhl verändern die Farbe. Bei einem chronischen Verlauf führt eine Hepatitis-D-Co-Infektion möglicherweise zu Leberzirrhose und Leberkrebs.
Eine Hepatitis-D-Infektion kommt vor allem im Mittelmeerraum, Nordafrika und Südamerika vor. Global sind fünf Prozent der Hepatitis-B infizierten Personen co-infiziert mit Hepatitis D. In unserem Breitengrad ist eine Infektion mit HDV selten. Die Möglichkeit sich gegen Hepatitis B zu impfen, macht in Kombination mit vorbeugenden Massnahmen eine Infektion mit Hepatitis D hierzulande sehr unwahrscheinlich. Eine Meldepflicht für Hepatitis D ist in der Schweiz nicht vorgesehen, da jedoch eine Hepatitis-B-Infektion meldepflichtig ist, werden dadurch auch mit Hepatitis-D-Infizierte automatisch erfasst.
Die Genstruktur und die Art der Replikation (Vermehrung) ist eine Besonderheit des Hepatitis-D-Virus. Als Virusoid (defektes Virus) besteht das Hepatitis-D-Virus lediglich aus einem stark verzwirbelten RNA-Ring ohne eigene Hülle. Die Hüllproteine (Eiweissstoffe) des Hepatitis-B-Virus werden gebunden und das Hepatitis-B-Virus als Transportmittel genutzt. Der Mensch ist der einzige natürliche Wirt des Hepatitis-D-Virus. Übertragen wird es durch Körperflüssigkeiten wie Blut oder Sperma. Die meisten Infektionen geschehen durch Geschlechtsverkehr oder Nutzung von infizierten Nadeln (bei Drogenkonsum oder Tätowiernadeln). Das Risiko einer Übertragung durch eine infizierte Blutkonserve ist aufgrund strenger Kontrollen bei uns sehr gering.
Die Erkrankung an Hepatitis D erfolgt gleichzeitig mit Hepatitis B, daher spricht man von einer Co-Infektion oder Simultaninfektion. Hier beträgt die Inkubationszeit (Zeitraum von Ansteckung bis zu ersten Symptomen) drei bis sieben Wochen. Es ist jedoch auch möglich, dass die Hepatitis D verzögert ausbricht. Dies nennt man Superinfektion. Die Inkubationszeit beträgt hier 50 bis 180 Tage.
Im frühen Verlauf einer Hepatitis-D-Infektion entwickeln sich meist eher unspezifische Symptome, die zu einem allgemeinen Unwohlsein führen. Dazu gehören:
Im weiteren Verlauf kommt es zu weiteren Symptomen wie:
Da die frühen Krankheitssymptome auf eine Vielzahl von Erkrankungen hindeuten können, werden wir in den meisten Fällen zunächst keine Hepatitis-Erkrankung vermuten. Eine ausführliche Anamnese und Informationen über Auslandsaufenthalte in Risikogebieten liefern erste Hinweise. Ausserdem können die Lebensumstände der Betroffenen (z. B. Drogensucht oder ungeschützter Geschlechtsverkehr mit häufig wechselnden Sexualpartnern) ein Indiz sein. Haben wir den Verdacht, dass Symptome auftreten, die auf eine Leber-Problematik hindeuten, werden wir eine Blutuntersuchung veranlassen, bei der auch auf Hepatitis-Viren getestet wird. In den meisten Fällen geschieht dies mittels eines Antikörpertests. In seltenen Fällen kann sogar das Hepatitis-D-Virus selbst im Blut nachgewiesen werden. Das ist allerdings keine zwingende Voraussetzung für eine Diagnose.
Das Labor der Klink für Immunologie am USZ unterstützt die Diagnosestellung mit präzisen und anerkannten Analysen.
Neben der in den meisten Fällen aufschlussreichen Analyse der Blutwerte, kann auch die Leber biopsiert werden. Hierbei wird unter lokaler Betäubung mit einer dünnen Nadel eine Gewebeprobe der Leber entnommen. Das gewonnene Material kann auf Virenmaterial (Hepatitis D Antigen und RNA) untersucht werden.
Die wirksamste Vorbeugung gegen eine Hepatitis-D-Infektion ist eine Impfung gegen Hepatitis B, da so der Transportweg für das Hepatitis-D-Virus verhindert wird. Seit den neunziger Jahren gehört die Impfung gegen Hepatitis B zu den Standardimpfungen. Sie ist üblicherweise im Paket der sogenannten Sechsfachimpfung integriert. Diese wird bereits in den ersten Lebensmonaten vorgenommen. Erwachsene mit erhöhtem Risiko, die eine solche Impfung nicht bekommen haben, sollten diese durchführen lassen. Zu den Risikogruppen zählen:
Bei bis zu zehn Prozent der Geimpften bildet sich kein ausreichender oder gar kein Schutz aus. Deshalb muss eine erfolgreiche Immunisierung überprüft werden. Weitere Vorbeugemassnahmen gegen Hepatitis D sind
Wenn Betroffene auch bei geringen Allgemeinsymptomen rasch handeln und bei einer Ärztin oder einem Arzt eine entsprechende Untersuchung anfragen, ist die Chance auf eine Früherkennung hoch.
Eine Co-Infektion mit Hepatitis B– und D-Viren führt oft zu einem schweren Krankheitsverlauf. Bei schwerwiegenden akuten Verläufen sind häufig Leberzirrhose und Leberkrebs die Folge. Bei einer Superinfektion, also dem verzögerten Einsetzen der Hepatitis D nach schon bestehender Hepatitis B, sind chronische Verläufe sehr wahrscheinlich, die schwere Leberschädigungen mit sich bringen und ebenso zur Leberzirrhose und Leberkrebs führen können.
Der Austausch mit Gleichbetroffenen kann bei der Bewältigung einer Krankheit eine grosse Unterstützung sein. Beratung auf der Suche nach einer geeigneten Selbsthilfegruppe erhalten Sie bei Selbsthilfe Zürich. Selbsthilfe Zürich und das Universitätsspital Zürich sind Kooperationspartner im nationalen Projekt «Gesundheitskompetenz dank selbsthilfefreundlicher Spitäler».
Eine effiziente Therapie gegen die Hepatitis D Infektion gibt es bis zum jetzigen Zeitpunkt leider nicht. Obwohl das Hepatitis D Virus nur mit dem Hepatitis B-Virus überlebt, zeigt eine medikamentös kontrollierte Hepatitis B Infektion keinen Effekt auf Hepatitis D Infektion. Es gibt einzelne Medikamente die eine Wirksamkeit gegen das Hepatitis D Virus zeigen (z.B. Interferon-alpha, Peginterferon-alpha), die Therapie muss hochdosiert durchgeführt werden und dauert bis zu einem Jahr, die genaue Therapiedauer ist jedoch unsicher.
Experimentelle Therapien werden ebenfalls in den Fachkreisen diskutiert. Im Falle einer notwendigen Therapie wird der Fall interdisziplinär mit den Personen von der Klinik für Infektiologie und den Kollegen der Hepatologie besprochen, um eine massgeschneiderte Therapie für die betroffene Person zu finden.