Was ist eine Grippe, was ein grippaler Infekt?
So verlässlich wie jeder Sommer ein Ende hat, beginnt in der kalten Jahreszeit die Saison der Grippe. Diese Infektionskrankheit kann die Atemwege von der Nase bis hinab zu den Bronchien befallen. Oft erfasst die Influenza als Grippewelle grössere Bevölkerungsgruppen. So treibt sie in der Schweiz jährlich meistens zwischen 100.000 und fast 300.000 Menschen in ärztliche Behandlungszimmer. Mehrere Tausend von ihnen müssen im Spital behandelt werden. Und einige Hundert überleben ihre Grippe-Infektion nicht. Vor allem bei älteren Menschen und bei chronisch Kranken ist die Gefahr gross, dass die Erkrankung zu schweren Komplikationen führt.
Doch nicht jeder, der hustend und mit schniefender Nase „Ich habe die Grippe“ stöhnt, hat sich wirklich mit Influenza-Viren angesteckt. Oft handelt es sich um eine Erkältung, die ebenfalls durch Viren übertragen wird und durchaus belastend sein kann. Es sind aber andere Viren als bei der Influenza und sie erzeugen keine Symptome, die so gravierend ausfallen können wie bei der Grippe. Während bei einer Erkältung meist nur die Atemwege betroffen sind, fühlt sich bei einer „richtigen“ Grippe meist der gesamte Körper krank an.
Eine Erkältung (ein grippaler Infekt) kann sich nicht zu einer Grippe entwickeln. Umgekehrt kann eine Grippe-Impfung nur vor Influenza schützen, nicht aber vor einem grippalen Infekt.
Ursachen: Wie entsteht eine Grippe?
Wenn Sie an Grippe erkrankt sind, haben Sie vermutlich ansteckende Influenza-Viren eines anderen Menschen eingeatmet. Neben einer solchen „Tröpfcheninfektion“ kommt als Übertragungsweg aber auch eine „Schmierinfektion“ oder eine „Kontaktinfektion“ in Betracht. Bei einer Schmierinfektion berührt man zunächst einen Gegenstand, auf dem sich grippale Erreger befinden, die man anschliessend auf den Mund oder die Nase überträgt. Bei einer Kontaktinfektion infiziert man sich, indem man einen Erkrankten direkt berührt.
Sobald die Grippeviren in den Körper eingedrungen sind, beginnen sie ihr Werk: Sie heften sich an Zellen der Schleimhaut im Mund- und Rachenraum, dringen in sie ein und vermehren sich dort. Um sich zu wehren, reagiert der Organismus mit einer Entzündung – diese Entzündungsreaktion erzeugt die typischen Grippebeschwerden.
Es gibt verschiedene Influenzaviren, Virologen unterteilen sie in zwei Gruppen: Influenza-A, mit mehreren Untergruppen, sowie Influenza-B. Influenza-A-Viren erzeugen unter anderem die Vogelgrippe und die Schweinegrippe.
Symptome: Wie zeigt sich eine Grippe?
Die ersten Anzeichen der Grippe treten meistens plötzlich auf und sind deutlich spürbar. Typische Grippe-Symptome sind:
- trockener Reizhusten
- Halsschmerzen
- Fieber (38,5 Grad oder höher)
- Schüttelfrost
- Kopfschmerzen
- Muskel- und Gliederschmerzen
In manchen Fällen wird eine Grippe von weiteren Krankheitszeichen begleitet. Zum Beispiel von Erbrechen, körperlicher Schwäche, Appetitmangel und Schwindelgefühl.
Ebenso ist es aber möglich, dass die typischen und weniger typischen Grippe-Symptome nur in schwach ausgeprägter Form auftreten oder sogar fehlen. In solchen Fällen kann es schwer sein, eine Influenza von einer Erkältung zu unterscheiden. Klarheit schafft dann nur eine genaue Diagnose.
Diagnose: Wie lässt sich eine Influenza feststellen?
Wenn das Krankheitsbild unklar ist, kann Ihre Ärztin oder Ihr Arzt mithilfe einer Laboruntersuchung herausfinden, ob Sie sich mit Grippeviren infiziert haben. Um die dafür notwendigen Zellproben zu gewinnen, wird meist mit einem Tupfer ein Abstrich in der Nase oder im Rachen gemacht. Eine bekannte Analysemethode zur Erkennung von Influenza-Erregern ist der PCR-Test – vielleicht kennen Sie ihn noch aus der Zeit, als mit dem PCR-Schnelltest vor allem Coronaviren nachgewiesen wurden.
Eine weitere Testmethode hat einen langen englischen Namen, der mit ELISA abgekürzt wird. Der Buchstabe E steht hier für „Enzyme“. Mithilfe dieser körpereigenen Moleküle kann man nachweisen, ob das Immunsystem begonnen hat, sie zu bekämpfen. Ein direkter Virusnachweis ist dies jedoch nicht.
Prognose: Wie verläuft eine Grippe?
Nach der Ansteckung dauert es meist ein bis drei Tage, bis sich eine Grippe bemerkbar macht. In manchen Fällen dauert die Inkubationszeit auch vier Tage.
Wenn Sie an Influenza erkrankt sind, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Sie sich innerhalb einer Woche erholt haben. Sie müssen aber damit rechnen, dass sich Ihre Grippe auch zwei Wochen lang oder sogar noch länger hinziehen kann. Ob sie dabei mit oder ohne Medikamente ausheilt, verändert die Krankheitsdauer kaum.
Wenn Sie sich mit Grippeviren infiziert haben, können Sie andere Menschen auch dann anstecken, wenn Sie sich nicht (oder noch nicht) krank fühlen. Und wenn die letzten Krankheitssymptome abgeklungen sind, besteht die Ansteckungsgefahr noch etwa eine Woche lang.
Gefährlich wird eine Grippe vor allem dann, wenn sie anderen Krankheiten die Tür öffnet. Anders als eine Erkältung (ein grippaler Infekt) kann eine Influenza zu schwerwiegenden Komplikationen führen:
Diese Erkrankungen entstehen entweder durch die Grippeviren, oder sie werden als Folge der Influenza von Bakterien hervorgerufen. In diesem Fall spricht man von einer bakteriellen Sekundärinfektion (die erste, primäre Infektion geschah durch die Influenzaviren). Dass nun auch Bakterien eine Rolle spielen, hat folgende Gründe: Die Viren haben die Schleimhäute der Atemwege so geschädigt, dass Bakterien hier leichten Zugang haben. Ausserdem ist das Immunsystem durch die Virenabwehr so beschäftigt oder geschwächt, dass die Abwehrkräfte gegen Bakterien oft nur eingeschränkt wirken können.
Bei älteren Menschen oder Grippekranken mit geschwächtem Immunsystem besteht die Gefahr, dass die Influenza einen tödlichen Verlauf nimmt. Das ist vor allem dann der Fall, wenn als Sekundärinfektion eine Bronchitis oder Lungenentzündung entsteht.
Therapie: Wie wird eine Grippe behandelt?
Wenn Sie sich mit Grippeviren infiziert haben, nimmt Ihr Körper den Angriff der Erreger nicht tatenlos hin: Ihr Immunsystem wehrt sich, indem es im Blut Abwehrzellen bildet, die Antikörper produzieren. Deren Aufgabe besteht darin, die Eindringlinge gezielt zu attackieren und zu vernichten. Die ärztliche Behandlung zielt meist eher darauf ab, die Symptome der Grippe zu lindern und Komplikationen zu verhindern – zum Beispiel mithilfe von fiebersenkenden oder entzündungshemmenden Medikamenten.
Es kann aber auch sein, dass Ihr Arzt oder Ihre Ärztin Ihnen ein Medikament verabreicht, dass sich gezielt gegen die Aktivität und Vermehrung der Grippeviren richtet. Diese antiviralen Medikamente heissen Neuraminidase-Hemmer. Diese Grippemittel sollen möglichst innerhalb von 48 Stunden nach dem Auftreten der ersten Grippesymptome eingenommen werden. Die Wirkstoffe können Nebenwirkungen wie Durchfall, Kopfschmerzen und Übelkeit haben. Und sie verkürzen die Dauer der Grippe allenfalls um ein bis zwei Tage.
Vorbeugung: Wie verhindert man eine Grippe?
Wenn Sie vermeiden wollen, sich mit Grippeviren zu infizieren, können Sie sich mit verschiedenen Massnahmen schützen. Sicher kennen Sie einige noch aus der Zeit der Corona-Pandemie: häufiges und gründliches Händewaschen, Desinfektion von Oberflächen, Abstand zu möglicherweise ansteckenden Menschen – und vielleicht sogar eine schützende Atemmaske. Besonders wirksam kann auch eine Impfung schützen. Sie sollte rechtzeitig erfolgen – etwa im Oktober oder November –, weil es nach dem Verabreichen der Spritze ungefähr zwei Wochen dauert, bis die Grippeschutzimpfung ihre Wirkung entfaltet. Aber Sie können sich auch noch zu Beginn des Jahres impfen lassen – manche Grippewellen breiten sich erst im Januar und Februar aus.
Wer ansonsten gesund ist, übersteht eine saisonale Grippe meist ohne grössere Probleme. Wer aber einer Risikogruppe angehört, sollte die Empfehlungen zur Vorbeugung unbedingt beherzigen – ansonsten könnte eine Influenza zu ernsthaften Folgen führen. Risikogruppen sind: Schwangere, ältere Menschen (über 65 Jahre), Patientinnen und Patienten mit chronischen Krankheiten (zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Lungenerkrankungen) und Menschen mit einem geschwächten Immunsystem.
Niemand kann wissen, ob er selbst womöglich ansteckend ist und Grippeviren verbreitet – man kann sich durchaus gesund fühlen und dennoch Influenza-Erreger im Körper haben. Eine einfache Regel kann deshalb helfen, die Ausbreitung von Viren (aller Art) einzudämmen: Wenn Sie husten oder niesen müssen, halten Sie sich nicht die Hand vor den Mund, sondern nehmen Sie die Ellenbeuge.
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