Essstörungen

Magersucht, Bulimie, Binge Eating

Eine Essstörung ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die therapiert werden sollte. Primär ist der Umgang mit dem Essen und das Verhältnis zum eigenen Körper gestört. Die Bulimie, die Magersucht und die Binge Eating Störung sind die häufigsten Formen.

Überblick: Was ist eine Essstörung?

Essstörungen können in verschiedenen Lebensphasen ihren Ausgang nehmen. Die Magersucht beginnt in der Regel im Jugendalter bei Heranwachsenden. Die Bulimie und Binge Eating Störung nehmen dagegen meist später ihren Anfang. Sie können in der späteren Jugend oder im jungen Erwachsenenalter beginnen – sogar noch bis ins vierte Lebensjahrzehnt hinein. Zusätzlich gibt es noch Essstörungen, welche sich nicht genau einer der oben genannten Kategorien zuordnen lassen, hier wird dann von einer atypischen Essstörung gesprochen.

Essstörungen – Häufigkeit und Alter

In der Schweiz entwickeln rund 3,5 Prozent der Bevölkerung im Lauf ihres Lebens eine Essstörung. Damit ist die Häufigkeit in der Schweiz ungefähr so hoch wie in anderen industrialisierten Ländern. Frauen sind öfters betroffen als Männer. Eine Schweizer Studie, die alle Sprachregionen berücksichtigte und rund 10‘000 Personen untersuchte, kam zu folgenden Zahlen für die verschiedenen Essstörungen:

  • Magersucht (Anorexia nervosa): Frauen 1,2 Prozent – Männer 0,2 Prozent
  • Bulimie: Frauen 2,4 Prozent – Männer 0,9 Prozent
  • Binge Eating Disorders (Binge Eating Störung): Frauen 2,4 Prozent – Männer 0,7 Prozent

Essstörungen: Ursachen und Risikofaktoren

Die Ursachen von Essstörungen sind vielfältig. Meist müssen mehrere Faktoren zusammenkommen, um eine Essstörung auszulösen. Jedenfalls sind sich Fachleute heute einig, dass es nicht eine alleinige Ursache gibt.

Entwicklungspsychologische Faktoren

Perfektionismus, Ängstlichkeit, Selbstwertprobleme, depressiven Verstimmungen, ebenso Schwierigkeiten in der Regulation von Gefühlen scheinen bei Essstörungen eine Rolle zu spielen. Aber auch Leistungsorientierung und grosse Sorgen um das Aussehen, die Figur und das Gewicht könnten die Entstehung einer Essstörung begünstigen.

Ebenfalls kann eine negative Einstellung und Beurteilung der eigenen Figur und des Körpergewichts zu einer Essstörung führen. Viele Menschen mit Anorexie oder Bulimie haben eine gestörte Körperwahrnehmung und ein falsches Körperbild – sie empfinden sich als zu dick, obwohl dies objektiv betrachtet nicht der Fall ist.

Soziokulturelle Einflüsse

Essstörungen kommen in der westlichen Welt deutlich häufiger vor als in anderen Kulturen. Besonders gefährdet sind Hochleistungssportlerinnen und Hochleistungssportler oder Models. Bei manchen Sportarten spielt das Körpergewicht eine wichtige Rolle, etwa beim Leistungsturnen oder Ballett.

Massgebend ist ein Schönheitsideal in der Gesellschaft, das „superdünne“ Menschen favorisiert. Aber auch die (sozialen) Medien und die Werbung transportieren oft das Ideal vom Schlanksein. Dies übt Druck auf Menschen aus, wenn sie nicht dem gängigen Schönheitsideal genügen. Viele Jugendliche kämpfen mit ihren vermeintlich überflüssigen Pfunden. Oft haben sie schon in jungen Jahren mehrere Diäten hinter sich, bevor die Essstörung beginnt.

Familiäre Faktoren

Negative Erlebnisse in der Familie können zur Entstehung der Bulimie beitragen. Auch körperliche oder sexuelle Gewalt sowie Vernachlässigung in der Familie, Suchterkrankungen oder Persönlichkeitsstörungen der Eltern sind oft im Leben von Menschen mit Essstörungen zu finden. Und wenn in der Familie das Aussehen und Schlanksein einen sehr hohen Stellenwert besitzt oder ein hoher Leistungsanspruch herrscht, kann dies ebenfalls eine Essstörung fördern. Auch überbesorgte Eltern, die ihr Kind extrem behüten, fördern womöglich eine Essstörung.

Genetische und biologische Faktoren

In manchen Familien kommen Essstörungen gehäuft vor, was die Beteiligung der Gene vermuten lässt. So entwickeln Angehörige von Menschen mit Essstörungen häufiger ebenfalls eine Essstörung. Fachleute haben zudem eine familiäre Häufung von psychischen Erkrankungen wie Zwangsstörungen oder depressiven Erkrankungen gefunden.

  • Magersucht: Menschen mit Anorexie sind oft stark untergewichtig. Sie hungern ebenfalls, machen Diäten, erbrechen, nehmen Medikamente ein (z.B. Appetitzügler, Diuretika, Abführmittel) oder treiben exzessiv Sport, um abzunehmen. Essanfälle und Erbrechen können bei der Magersucht vorhanden sein.
  • Bulimie: Typisch bei der Bulimie sind wiederholte Heisshungerattacken und Essanfälle. Im Anschluss versuchen Betroffene, einer drohenden Gewichtszunahme entgegenzusteuern: durch Erbrechen, Abführmittel, entwässernde Medikamente oder exzessiven Sport. Menschen mit Bulimie sind meistens normalgewichtig.
  • Binge Eating Disorder: Betroffene haben wie bei der Bulimie Essanfälle, bei denen sie grosse Mengen an Nahrungsmitteln zu sich nehmen. Im Gegensatz zu einem Bulimiker oder einer Bulimikerin ergreifen sie aber keine Massnahmen, um die drohende Gewichtszunahme zu verhindern. Personen mit Binge Eating Störung sind daher oft übergewichtig.
  • Atypische Essstörungen: Neben den eindeutig definierten Formen von Ess-Störungen gibt es noch weitere, welche die klassischen Kriterien für eine spezifische Ess-Störung nicht erfüllen. Darunter fallen solche, auf die nicht alle Merkmale eines Krankheitsbilds zutreffen oder bei denen die Merkmale mehrerer Krankheitsbilder gemeinsam auftreten. Daneben zählen Erscheinungen dazu, die erst seit wenigen Jahren auftreten und die noch nicht ihren Weg in die Klassifikationssysteme gefunden haben.

Die Übergänge zwischen den verschiedenen Formen von Essstörungen können fliessend sein. Manche entwickeln auch Mischformen mit den Merkmalen verschiedener Essstörungen. Auch kann eine Form der Essstörung mit der Zeit in eine andere übergehen. So kann beispielsweise die Bulimie aus einer Magersucht heraus entstehen.

Selbsthilfegruppen

Der Austausch mit Gleichbetroffenen kann bei der Bewältigung einer Krankheit eine grosse Unterstützung sein. Beratung auf der Suche nach einer geeigneten Selbsthilfegruppe erhalten Sie bei Selbsthilfe Zürich. Selbsthilfe Zürich und das Universitätsspital Zürich sind Kooperationspartner im nationalen Projekt «Gesundheitskompetenz dank selbsthilfefreundlicher Spitäler».

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