Was ist eine Erektionsstörung?
Ärzte sprechen von einer Erektionsstörung, wenn ein Mann trotz sexueller Erregung keine Erektion bekommt oder diese für den Geschlechtsverkehr nicht ausreicht. Weitere Wörter für Erektionsstörung sind erektile Dysfunktion und erektile Impotenz. Im Schnitt leiden fünf von 100 Männern an einer Erektionsstörung. In der Mehrzahl trifft es ältere Männer. Bei jüngeren Männern treten Potenzprobleme deutlich seltener auf. Die zuständigen Fachärzte bei Potenzproblemen sind Urologinnen und Urologen.
Erektionsstörung: Ursachen und Risikofaktoren
Es gibt verschiedene Ursachen für Erektionsstörungen, die oft kombiniert auftreten. Bei jüngeren Männern sind nicht selten Stress und Leistungsdruck für die Erektionsstörung verantwortlich. Auch psychische Erkrankungen oder die Behandlung hiervon, wie zum Beispiel eine Depression, mindern das sexuelle Interesse und können Potenzprobleme verursachen. In den meisten Fällen stecken hinter Erektionsstörungen jedoch körperliche Ursachen wie Durchblutungsstörungen, Nervenerkrankungen, Nervenschäden und hormonelle Störungen, teils auch dem Alter geschuldet.
Durchblutungsstörungen sind die häufigsten Ursachen von Impotenz
Durchblutungsstörungen sind bei älteren Männern am häufigsten für Potenzprobleme verantwortlich. Bei Durchblutungsstörungen werden die Schwellkörper im Penis nicht ausreichend mit Blut gefüllt und der Penis bleibt weich. Es gibt im Wesentlichen zwei mögliche „Störfälle“:
- Arterielle Durchblutungsstörung: Es gelangt nicht ausreichend Blut durch die Arterien in die Blutgefässe der Schwellkörper. Risikofaktoren für eine arterielle Durchblutungsstörung sind zum Beispiel Stoffwechselkrankheiten wie Arteriosklerose, Diabetes mellitus oder Bluthochdruck.
- Venöse Durchblutungsstörung: Normalerweise fungieren die Venen im Penis wie Ventile. Während einer Erektion schliessen sie sich. Das Blut bleibt im Penis und dieser versteift sich. Bei einer venösen Durchblutungsstörung fliesst das Blut zu schnell aus den Schwellkörpern ab. Mögliche Ursache ist auch hier ein erhöhter Blutzucker.
Auch Nervenerkrankungen können Erektionsstörungen verursachen (H3)
Eine Erektion beginnt gewissermassen im Kopf. Das Gehirn sendet über Nervenbahnen Signale an den Penis. Die dort befindlichen Nervenfasern setzen bei sexueller Erregung bestimmte Botenstoffe frei. In der Folge weiten sich die Blutgefässe in den Schwellkörpern. Ist der Signalweg vom Gehirn zum Penis gestört, kann sich der Penis trotz Erregung nicht oder unzureichend versteifen.
Risikofaktoren für eine Nervenerkrankung sind Diabetes mellitus, Alkoholsucht, Schlaganfall, Multiple Sklerose, Morbus Parkinson, Alzheimer oder ein Schädel-Hirn-Trauma.
Impotenz durch Hormonstörungen tritt äusserst selten auf
Das männliche Geschlechtshormon Testosteron und dessen Regulation durch weitere Hormone spielt bei der Entstehung einer Erektion eine wichtige Rolle. Männer mit Testosteronmangel haben weniger Lust auf Sex und seltener eine Erektion. Auch ein Prolaktin-Überschuss kann Erektionsstörungen verursachen. Das Hormon Prolaktin regt bei Müttern die Milchbildung an. Bestimmte Krankheiten und Medikamente führen auch bei Männern zu einer gesteigerten Produktion von Prolaktin – und damit zu Potenzproblemen.
Risikofaktor Medikamente
Medikamente, die Erektionsstörungen hervorrufen können, sind:
- Antiandrogene
- Antidepressiva
- Betablocker
- Blutdrucksenker
- Entzündungshemmer
- Haarwuchsmittel
- Herzmedikamente
- Magen-Darm-Medikamente
- Medikamente zur Entwässerung
- Tranquilizer
Potenzprobleme als Frühwarnsystem für Herzkreislauferkrankungen
Herz-Kreislauferkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall haben oft die gleichen Ursachen und auch die gleichen Risikofaktoren wie die erektile Dysfunktion. Eine Erektionsstörung kann hierbei ein erstes Anzeichen dafür sein, dass ein erhöhtes Risiko für eine kardiovaskuläre Erkrankung vorliegt.
Daher ist es wichtig, gerade im fortgeschrittenen Alter oder wenn man einer Risikogruppe angehört, die Erektionsstörung ernst zu nehmen und beim Hausarzt oder Urologen anzusprechen. Bleiben die Symptome unbehandelt, können nach einigen Jahren schwerwiegende kardiovaskuläre Erkrankungen wie Schlaganfall, Myokardinfarkt oder eine periphere Arterienerkrankung die Folge sein.
Symptome: Erektionsstörungen erkennen
Bei einer Erektionsstörung versteift sich das männliche Glied nicht ausreichend für den Geschlechtsverkehr, beziehungsweise die Erektion dauert nicht an. Einige Betroffene erleben vorzeitige Samenergüsse (Ejaculatio praecox) oder verzögerte Samenergüsse (Ejaculatio retarda).
Erektile Dysfunktion – Diagnose beim Arzt
Zur Anamnese stellt Ihnen der Arzt verschiedene Fragen:
- Seit wann bestehen die Erektionsprobleme?
- Wie äussern sich die Erektionsstörungen?
- Gibt es Situationen in denen diese weniger oder nicht auftreten?
- Nehmen Sie bestimmte Medikamente ein?
- Haben Sie nächtliche und/oder morgendliche Spontanerektionen? (Nächtliche und morgendliche spontane Erektionen sprechen gegen körperliche Ursachen.)
- Trinken Sie regelmässig Alkohol und rauchen Sie?
- Haben Sie Vorerkrankungen (Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus oder neurologische Erkrankungen)?
- Bestehen Verletzungen der Wirbelsäule oder des Beckens?
Sie können sich auf das Arztgespräch vorbereiten, indem Sie schon zu Hause alle körperlichen Auffälligkeiten und Symptome notieren. Haben Sie keine Scheu, mit Ihrem Arzt über Potenzprobleme zu sprechen. Er ist mit dem Thema vertraut und geht damit professionell um.
Wie läuft die körperliche Untersuchung ab?
Im Rahmen der Diagnose kann der Arzt verschiedene Untersuchungen durchführen:
- Messung des Blutdrucks: Durch die Messung des Blutdrucks erkennt der Arzt, ob Durchblutungsstörungen vorliegen. Dazu misst er den Blutdruck und den Puls an Armen und Beinen.
- Abtasten der Geschlechtsorgane: Durch das Abtasten der äusseren Geschlechtsteile und der Prostata kann der Arzt Sie auf mögliche krankhafte Veränderungen und Verformungen hin untersuchen. Zudem kann er die Reflexe im Bereich der äusseren Geschlechtsorgane und des Afters testen zur Überprüfung des Nervenstatus im Genitalbereich.
- Blutuntersuchung: Eine Blutuntersuchung kann Aufschluss über den Hormonstatus, den Blutzuckerspiegel und die Blutfettwerte Diese sollte frühmorgens und nüchtern durchgeführt werden.
- Farb-Dopplersonografie: Die Farb-Dopplersonografie ist eine spezielle Form der Ultraschalluntersuchung. Sie misst die Durchblutung der Gefässe im Penis.
- Schwellkörper-Injektionstest (SKIT): Beim Schwellkörper-Injektionstest spritzt Ihnen der Arzt ein männliches Sexualhormon in den Penis, das eine Erektion auslöst. Anhand der Beschaffenheit der Erektion kann der Arzt erkennen, ob die Blutgefässe im Penis intakt sind.
- Neurologische Untersuchungsverfahren: Anhand der neurologischen Untersuchung kann Ihr Arzt abklären, ob die Nerven in Ihrem Penis fähig sind, Signale weiterzuleiten.
Erektionsstörungen: physische oder psychische Ursachen
Findet der Arzt keinen Hinweis auf eine körperliche Ursache, kann er Sie an einen Psychotherapeuten überweisen oder an einen Sexualtherapeuten verweisen. Im Gespräch finden Sie gemeinsam heraus, ob womöglich psychische Ursachen hinter der Erektionsstörung stecken. Eine Therapie ist alleine und mit der Partnerin oder dem Partner möglich.
Spezialsprechstunde Impotenz
In der Impotenz-Sprechstunde der Klinik für Urologie behandeln unsere Spezialisten und Spezialistinnen Ihr Anliegen diskret und kompetent. Wir bieten Ihnen neben einer gründlichen Ursachensuche alle gängigen Therapieoptionen abgestimmt auf Ihre individuelle Situation.
Erektionsstörungen: Vorbeugen, Früherkennung, Prognose
Sie können Potenzproblemen vorbeugen, indem Sie Risikofaktoren wie Rauchen und übermässigen Alkoholkonsum vermeiden. Treiben Sie regelmässig Sport. Das verbessert die Durchblutung. Sportarten wie Radfahren, Laufen oder Schwimmen können Gefässschäden vorbeugen.
Zudem ist es ratsam, sich und den Partner nicht unter sexuellen Leistungsdruck zu setzen. Zögern Sie nicht, bei Potenzproblemen einen Arzt zu Rate zu ziehen. Häufig bessern sich die Erfolgsaussichten bei einer Behandlung, je früher sie mit der Therapie beginnen. Ausserdem können hinter Erektionsstörungen auch andere Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, neurologische Erkrankungen oder Diabetes mellitus stecken, die behandelt werden müssen.
Erektionsstörung: Verlauf
Erektionsstörungen verschwinden bei psychischen Ursachen verbessern sich oder verschwinden wieder, wenn der Konflikt bewältigt, der Stress reduziert oder ein die Erektionsstörung auslösendes Medikament angepasst wird. Bei körperlichen Auslösern helfen Medikamente. Steckt hinter der Erektionsstörung eine andere Erkrankung, hängt der Verlauf vom weiteren Fortgang dieser Erkrankung ab. In jedem Fall gilt: Je früher Sie die Therapie beginnen, desto besser sind die Erfolgsaussichten.
Impotenz: Behandlung mit Medikamenten und Hilfsmitteln
Steckt hinter einer Erektionsstörung eine körperliche Ursache, dann bieten sich Medikamente und weitere Hilfsmittel zur Behandlung an. Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus, die Erektionsstörungen zur Folge haben, müssen ebenfalls behandelt werden. Bei seelischen Ursachen ist eine Psychotherapie empfehlenswert.
Viagra & Co. – Potenzmittel bei Impotenz
Phosphodiesterasehemmer (PDE-Hemmer) verbessern die Durchblutung des Penis und senken die Schwelle, eine Erektion zu erreichen. Die Mittel können verschiedene Wechselwirkungen und Nebenwirkungen hervorrufen und sind deshalb verschreibungspflichtig. Ebenfalls ist bei Patienten mit erhöhtem Risiko einer kardiovaskulären Erkrankung eine kardiologische Beurteilung sinnvoll. PDE-Hemmer werden rund 30-60 Minuten vor dem geplanten Geschlechtsverkehr eingenommen. Sie dürfen nur einmal in 24 Stunden und maximal dreimal pro Woche eingenommen werden.
Mögliche Nebenwirkungen:
- Hautrötung mit Hitzegefühl
- Kopfschmerzen
- Schwindel
- Sehstörungen
- verstopfte Nase
Insbesondere der Wirkstoff Sildenafil kann den Blutdruck senken und die Wirkung blutdrucksenkender Medikamente verstärken. Eine instabile koronare Herzerkrankung ist eine Kontraindikation für eine Therapie mit Phosphodiesterasehemmern.
Schwellkörper-Autoinjektionstherapie (SKAT)
Reicht die Wirkung oraler Potenzmittel nicht aus, können Sie eine Schwellkörper-Autoinjektionstherapie (SKAT) ausprobieren. Bei dieser Methode injiziert der Arzt in einen Schwellkörper des Penis einen Wirkstoff, der die Blutgefässe erweitert. Mit etwas Übung können Sie sich das Mittel selbst spritzen. Das Medikament wirkt sofort und die Injektion führt zumeist zu einer etwa einstündigen Erektion. Die Nebenwirkungen sind bei sachgerechter Anwendung sehr gering, da nur lokal angewendet. Wenn Sie sich den Wirkstoff selbst verabreichen, sollten Sie sich regelmässig Verlaufskontrollen unterziehen.
Achtung: In seltenen Fällen kann nach der Injektion ein sogenannter Priapismus auftreten. Das ist eine schmerzhafte Dauererektion, die sofort notfallmässig ärztlich behandelt werden muss. Unbehandelt kann ein Priapismus zu einer Fibrose (Gewebeverhärtung) und einer dauerhaften Erektionsstörung führen.
Transurethrale Therapie (MUSE)
Die transurethrale Therapie (MUSE: Medical Urethral System for Erection) kommt ebenfalls in Frage, wenn orale Medikamente nicht zum gewünschten Erfolg führen. Bei der transurethralen Therapie werden kleine wirkstoffhaltige „Zäpfchen“ in die Harnröhre appliziert. Diese führen zu einer Erektion, die etwa 70 bis 80 Minuten anhält. Mögliche Nebenwirkungen:
- Blutdruckabfall
- Harnröhrenverletzungen
- Kopfschmerzen
- Schmerzen im Penis
- Schmerzen beim Wasserlassen
- Schwindelanfälle und kurze Bewusstlosigkeit
Die transurethrale Therapie ist nicht ratsam, wenn die Sexualpartnerin schwanger ist. Für Männer mit schmerzhaften Dauererektionen, Blutgerinnungsstörungen oder Harnröhrenentzündungen kommt diese Methode ebenfalls nicht infrage.
Vakuumpumpen
Vakuumpumpen bestehen aus einem durchsichtigen Kunststoffzylinder, der über einen Schlauch mit einer Handpumpe verbunden werden kann. Die Pumpe erzeugt im Zylinder einen Unterdruck. Der Penis füllt sich daraufhin mit Blut und versteift. Ein Gummiring auf der Peniswurzel verhindert, dass das Blut wieder abläuft. Nach dem Geschlechtsverkehr wird der Ring wieder entfernt.
Penisprothese (Penisimplantat)
Versagen medikamentöse und mechanische Therapieverfahren, kommt eine Penisprothese in Betracht. Bei einer Penisprothese setzt der Arzt im Rahmen einer Operation Implantate aus Kunststoff in die Penis-Schwellkörper ein. Zur Verfügung stehen zum Beispiel hydraulische Implantate, die sich mit Flüssigkeit füllen. Die Flüssigkeit kommt aus einem kleinen Flüssigkeitsreservoir, das der Arzt in den Bauchraum einsetzt. Am Hoden wird ein Pumpbällchen befestigt, aus dem der Mann die Flüssigkeit aus dem Reservoir in das Implantat pumpen kann.
Psychotherapie bei erektiler Impotenz
Stress, psychische Belastungen, zwischenmenschliche Konflikte oder individuelle Versagensängste können zu Impotenz führen. In diesem Fall kann eine Psychotherapie sinnvoll sein. Welche Therapieform sich für den Betroffenen eignet, entscheiden Arzt und Patient gemeinsam.
Rezeptfreie Potenzmittel
Nicht wenige Männer haben Hemmungen, mit Ihrem Arzt über Potenzprobleme zu sprechen. Deshalb probieren sie rezeptfreie Potenzmittel. Zu den ohne Rezept erhältlichen Potenzmitteln zählen L-Arginin, Ginseng und homöopathische Mittel wie Neradin.
Kann L-Arginin bei Erektionsstörungen helfen?
L-Arginin ist eine Aminosäure, die unser Körper benötigt, um Stickstoffmonoxid zu bilden. Stickstoffmonoxid erweitert die Blutgefässe. Ob die Wirkung von L-Arginin ausreicht, um Potenzprobleme zu therapieren, ist nicht belegt. Wenn sie regelmässig Nüsse, Hülsenfrüchte, Soja und Fleisch verzehren, müssen Sie in der Regel keinen L-Arginin-Mangel befürchten.
Hilft Ginseng bei Potenzproblemen?
Einige Studien deuten darauf hin, dass Extrakte aus der Ginsengwurzel bei Erektionsstörungen helfen können. Die wissenschaftliche Datenlage reicht allerdings nicht für eine eindeutige Empfehlung aus. Achtung: Ginseng kann die Wirkung verschiedener Medikamente beeinträchtigen. Deshalb darf Ginseng nicht in Kombination mit blutgerinnungshemmenden Mitteln wie Heparin, Acetylsalicylsäure, Phenprocoumon oder Nachtkerzenöl eingenommen werden.
Helfen homöopathische Mittel bei Impotenz?
Bei homöopathischen Mitteln konnte bisher keine Wirkung über den Placeboeffekt hinaus nahgewiesen werden.