Bei einer Epilepsie treten wiederholt epileptische Anfälle auf. Bei epileptischen Anfällen sind die Nervenzellen in einer oder beiden Gehirnhälften übermässig aktiv. Epileptische Anfälle kommen in sehr verschiedenen Formen vor. Zuweilen zucken bei einem Anfall nur einzelne Muskeln, es kommt zu Missempfindungen oder es bestehen kurze Abwesenheitszustände. Bei ausgedehnten Anfällen ist das gesamte Gehirn betroffen und es kommt zu unwillkürlichen Bewegungen des ganzen Körpers mit Bewusstseinsverlust.
Was ist Epilepsie?
Epilepsie ist eine Erkrankung des Gehirns und kann verschiedene Ursachen haben. Alle Epilepsien haben gemein, dass wiederholt epileptische Anfälle auftreten, die durch eine verstärkte Hirnaktivität ausgelöst werden. Diese Anfälle dauern in der Regel nicht länger als zwei Minuten. Zwischen zwei Anfällen sind die Betroffenen meist beschwerdefrei. Epileptische Anfälle können aber ohne Vorliegen einer Epilepsie auftreten: Wenn äussere Einflüsse einen epileptischen Anfall auslösen (z.B. akute Erkrankungen, oder Hirnverletzungen) spricht man von einem Gelegenheitsanfall. Auch Fieberkrämpfe bei Kindern gehören oft in diese Gruppe.
Von einer Epilepsie spricht man, wenn:
- mindestens zwei nicht provozierte epileptische Anfälle im Abstand von mehr als 24 Stunden auftreten, oder
- ein nicht provozierter epileptischer Anfall auftritt und mit einer hohen Wahrscheinlichkeit verbunden ist, dass innerhalb der nächsten 10 Jahre weitere Anfälle auftreten.
- Definition nach der International League Against Epilepsy
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Wie entsteht ein epileptischer Anfall?
Unser Gehirn besteht aus Milliarden von Nervenzellen, die untereinander vernetzt sind. Während eines epileptischen Anfalls kommt es zu einer Überaktivität von Teilen dieses Netzwerks und grössere Gruppen von Nervenzellen geben gleichzeitig Signale ab. Das führt zu einer Überaktivität im Gehirn. Die Folge sind kurzzeitige Störungen des Verhaltens oder des Bewusstseins, z.B. Empfindungsstörungen, unwillkürliche Bewegungen oder Bewusstlosigkeit.
Epilepsietypen
Epilepsie kann in verschiedene Typen unterteilt werden, die sich durch ihre Ursachen und Anfallsarten unterscheiden. Hier sind die wichtigsten Kategorien:
- Strukturelle Epilepsie (auch symptomatische Epilepsie): Bei einer strukturellen Epilepsie ist eine Krankheit oder Hirnveränderung beziehungsweise Hirnschädigung für die Epilepsie verantwortlich. Die Anfälle werden in der Regel von einem begrenzten Bereich im Gehirn ausgelöst (fokale Anfälle).
- Genetische Epilepsie (auch idiopathische Epilepsie): Ursache für die Epilepsie ist eine mutmassliche oder nachgewiesene genetische Veranlagung. Die Anfälle betreffen häufig beide Gehiirnhälften gleichzeitig (generalisierte Anfälle).
- Epilepsie mit unbekannter Ursache (auch kryptogene Epilepsie): In diesem Fall kann keine Ursache für die Epilepsie gefunden werden.
Epilepsie: Ursachen und Risikofaktoren
Es gibt verschiedene Ursachen für eine Epilepsie:
Häufig ist aber auch keine sichtbare oder eindeutige Ursache für die Epilepsie feststellbar.
Risikofaktoren für epileptische Anfälle
Wenn Epilepsie mit einem «Gewitter im Gehirn» verglichen wird, dann sind epileptische Anfälle die «Blitzschläge». Die genaue Zeit oder der Ort von einem epileptischen Anfall kann, wie bei einem Blitzschlag, nicht genau vorhergesagt werden. Diese Ungewissheit kann für Betroffene belastend sein. Wie bei einer Wettervorhersage hilft Ärztinnen und Ärzten der bisherige Anfallskalender, das EEG (Hirnstromkurve) und die Bildgebung des Gehirns eine Einschätzung vom Anfallsrisiko vorzunehmen.
Bestimmte Faktoren können bei Menschen mit Epilepsie Anfälle begünstigen.
Typische Beispiele sind:
- Schlafmangel
- Hohe körperliche oder seelische Belastung
- Hohes Fieber
- Bestimmte Medikamente
- Entzug von Alkohol, Drogen oder Schlafmittel
- Bei manchen Personen auch flackerndes Licht
Symptome: Epilepsie Symptome und Anfallsformen
Das wichtigste Symptom einer Epilepsie sind epileptische Anfälle. Diese entstehen, wenn sich Gruppen von Nervenzellen im Gehirn plötzlich gleichzeitig entladen. Anfälle können unterschiedlich aussehen. Typisches Anzeichen eines Anfalls sind leere, offene, starre oder verdrehte Augen. Weitere Symptome sind Bewusstseinsstörungen, Stürze, Zuckungen und unwillkürliche Bewegungen.
Welche Symptome bei einem epileptischen Anfall auftreten, hängt davon ab,
- wie viele Nervenzellen sich auf einmal entladen,
- welcher Bereich des Gehirns betroffen ist und
- ob sich die Entladungen ausbreiten.
Wie läuft ein epileptischer Anfall ab?
Bei einigen Betroffenen dauert der Anfall nur ein paar Sekunden. Diese kurze Geistesabwesenheit (sogenannte Absence) kann bis zu 100 Mal am Tag auftreten. Bei anderen Betroffenen kann es lediglich zu einer veränderten Sinneswahrnehmung, zu Geschmacks-, Gefühls- oder Sehstörungen kommen. Häufig sind die Betroffenen bei epileptischen Anfällen nicht ansprechbar, obwohl sie die Augen offen haben. Sie können dabei einen starren, leeren Blick haben, mit den Lippen schmatzen oder nestelnde Bewegungen mit den Hände ausführen.
Bei schwereren Anfallsformen zucken einzelne Extremitäten, wie ein Arm oder ein Bein. Wieder andere Menschen mit Epilepsie haben Anfälle, die zu Zuckungen am gesamten Körper führen. Ärztinnen und Ärzte sprechen dann von einem generalisierten tonisch-klonischen Anfall.
Ein epileptischer Anfall dauert in der Regel nicht länger als zwei bis drei Minuten und hört in den allermeisten Fällen von selber wieder auf. Selten hält ein einzelner epileptischer Anfall länger an. Ab einer Dauer von fünf Minuten und mehr sprechen Ärztinnen und Ärzte von einem „Status epilepticus“. Das ist ein Notfall und muss schnell mit Medikamenten behandelt werden.
Nach einem belastenden epileptischen Anfall sind Betroffene häufig sehr erschöpft und schlafen viel. Weitere vorübergehende Symptome («postiktale Symptome») nach einem Anfall sind Gedächtnisprobleme, depressive Verstimmungen oder Sprachstörungen. Viele Betroffene fühlen sich jedoch schon nach wenigen Minuten wieder gut und haben keine weiteren Beschwerden.
Anfallsformen
Epileptische Anfälle treten in verschiedenen Formen auf, die sich durch ihre Symptome und den betroffenen Gehirnbereich unterscheiden.
- Absence: Kurze Anfälle typischerweise im Kindesalter, welche mit einer Trübung des Bewusstseins verbunden sind. Die Betroffenen scheinen in einem «Tagtraum» versunken zu sein und reagieren nicht auf Ansprache.
- Myoklonischer Anfall: Anfälle verbunden mit Zuckungen einzelner Muskelgruppen in kurzer Folge. Die Betroffenen bleiben bei Bewusstsein.
- Fokale Anfälle: Bei einem fokalen epileptischen Anfall sind begrenzte Hirnbereiche betroffen. Erstes Anzeichen eines fokalen Anfalls kann eine sogenannte Aura sein. Die Aura geht mit einer veränderten Wahrnehmung einher. So ist etwa das Riechen oder Schmecken verändert. Auch Schwindel, Halluzinationen oder Ängste können zu einer Aura gehören. Im weiteren Ablauf von fokalen Anfällen kann eine Vielzahl von Symptomen vorkommen. Die häufigsten sind Missempfindungen, automatisierte Bewegungen, Zuckungen, Sprachstörungen, starrer Blick, Trübung des Bewusstseins, etc. Fokale Anfälle können in generalisierte Anfälle übergehen (sekundäre Generalisierung).
- Generalisierter tonisch-klonischer Anfall: Bei einem generalisierten tonisch-klonischen epileptischen Anfall (auch Grand Mal Anfall) sind beide Hirnhälften von dem Anfall betroffen. Es kommt zu einer Bewusstlosigkeit und zu Zuckungen und Verkrampfungen der Extremitäten. Die Betroffenen können sich auf die Zunge beissen, einnässen und sich durch Stürze verletzen.
Epilepsie Anfall
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Epilepsie: Diagnose bei uns
Ein einzelner Anfall bedeutet noch nicht, dass es sich tatsächlich um Epilepsie handelt. Denn Anfälle können auch andere Ursachen haben. Ihre Hausärztin oder Ihr Hausarzt wird Sie bei Verdacht auf Epilepsie an die Neurologie überweisen. Dort wird zunächst abklären, ob es sich bei den Symptomen tatsächlich um einen epileptischen Anfall gehandelt hat, und es werden Ihnen verschiedene Fragen gestellt:
- Gab es bestimmte Auslöser für den Anfall?
- Hat sich der Anfall im Vorfeld angekündigt?
- Welche Symptome sind während des Anfalls aufgetreten?
- Wie lange hielt der Anfall an?
- Welche Beschwerden bestanden nach dem Anfall?
- Gab es in der Vergangenheit bereits ähnliche Anfälle?
Häufig können sich Betroffene nicht oder kaum an ihren Anfall erinnern. Hilfreich sind dann Angaben von Aussenstehenden, die den Anfall beobachtet haben. In solchen Situationen sind Videoaufnahmen des Anfalls (z.B. mit dem Smartphone) äusserst nützlich um zur richtigen Diagnose zu gelangen. Ist die Diagnose Epilepsie wahrscheinlich, veranlasst die Ärztin oder der Arzt weitere Untersuchungen.
Vorgehensweise zur Diagnose einer Epilepsie
Nach dem Erstgespräch werden wir Sie gründlich körperlich untersuchen. Wichtige zusätzliche Diagnoseverfahren sind:
- Elektroenzephalogramm (EEG): Mit Hilfe eines EEG messen wir die Hirnströme. Diese werden in Form von Wellen auf einem Monitor sichtbar gemacht. Anhand von charakteristischen Mustern können wir erkennen, ob betroffene Personen zu epileptischen Anfällen neigen. Zunächst wird die Untersuchung über 20 Minuten durchgeführt. Bei unklaren Fällen ist es manchmal aber auch notwendig längere Ableitungen über mehrere Tage durchzuführen.
- Magnetresonanztomografie (MRT): Ein MRT hilft uns herauszufinden, ob bestimmte Veränderungen im Gehirn die Anfälle auslösen. Auch können wir die Grösse und Beschaffenheit von Hirnregionen untereinander vergleichen, um auch leichte Veränderungen zu erkennen.
- Computertomografie (CT): Wie auch das MRT dient eine CT-Analyse dazu Veränderungen im Gehirn festzustellen.
- Positronenemissionstomographie (PET): Mittels PET kann bei Epilepsie ein verminderter Glucose-Metabolismus in bestimmten von Epilepsie betroffenen Arealen im anfallsfreien Intervall festgestellt werden.
- Laboruntersuchungen: Nach einem Anfall sind bestimmte Blutwerte über mehrere Stunden erhöht. Ein Blutbild kann zudem Hinweise auf die Ursache der Epilepsie geben. Gegebenenfalls werden wir das Nervenwasser (Liquor) untersuchen.
- Genetische Testung: bei Verdacht auf eine genetische Veranlagung oder Stoffwechselstörung kann eine genetische Testung veranlasst werden.
Um auszuschliessen, dass hinter der Epilepsie andere Ursachen stecken, können weitere Untersuchungen notwendig sein.
Ist es wirklich Epilepsie?
Viele andere Erkrankungen führen zu Beschwerden, welche epileptischen Anfällen ähneln können. Die Unterscheidung zwischen den möglichen Ursachen dieser Beschwerden ist häufig nicht einfach. Am USZ sind Spezialisten und Spezialistinnen aus allen Bereichen der Medizin vertreten, welche diese Ursachen abklären können. Um die richtige Diagnose zu stellen, ist häufig die Zusammenarbeit von vielen Disziplinen nötig.
Erkrankungen, welche epileptischen Anfällen ähneln können, beinhalten:
- Hirnschläge und Streifungen: eine kurzfristige Durchblutungsstörung von Teilen des Gehirns kann zu Lähmungen, Sprachstörungen, oder Gefühlsstörungen führen. Dies ist ein medizinischer Notfall und muss rasch abgeklärt und behandelt werden. Spezialistinnen und Spezialisten für solche Erkrankungen sind Tag und Nacht an der Stroke Unit des USZ verfügbar.
- Synkopen: Wird die Blutversorgung von beiden Gehirnhälften kurzzeitig unterbrochen, können die Betroffenen ohnmächtig werden. Ohnmachtsanfälle können durch bestimmte Situationen (rasches Aufstehen aus dem Liegen, stickige heisse Räume) ausgelöst werden. Jedoch kann auch eine Herzerkrankung vorliegen. Kollegen und Kolleginnen der Kardiologie klären solche Erkrankungen des Herzens ab.
- Funktionelle Anfälle: Bei vielen Erkrankungen spielen psychische Faktoren eine wichtige Rolle. In manchen Fällen können rein psychische Erkrankungen zum Verlust des Bewusstseins oder zu unwillkürlichen Bewegungen führen. Die Klinik für Konsiliarpsychiatrie und Psychosomatik behandelt psychische Erkrankungen am USZ.
- Bewegungsstörungen: Unwillkürliche Bewegungen treten nicht nur bei epileptischen Anfällen auf. Spezialistinnen und Spezialisten für Bewegungsstörungen behandeln am USZ nicht nur die Parkinson Erkrankung, sondern auch weitere Erkrankungen wie Tremor, Dystonien und Tics.
- Schwindel: Die Ursache für Stürze und Schwindel kann im Gleichgewichtssystem liegen. Auf die Abklärungen und Behandlung solcher Erkrankungen haben sich die Kolleginnen und Kollegen des Schwindelzentrums spezialisiert.
Was ist der Unterschied zwischen Krampfanfällen und Epilepsie?
Krampfanfälle und Epilepsie sind eng verwandte, aber unterschiedliche medizinische Konzepte. Ein bekannter Satz ist «jede Person mit Epilepsie hat Krampfanfälle, aber nicht jede Person mit Krampfanfällen hat Epilepsie.» Ein Krampfanfall ist ein plötzliches, unkontrolliertes Ereignis, das durch eine abnorme elektrische Aktivität im Gehirn verursacht wird. Diese Anfälle können spontan, d.h. ohne ersichtlichen Grund auftreten oder durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst werden, wie akute Hirnverletzungen, Fieber, Infektionen, Stoffwechselstörungen, Drogen- oder Alkoholentzug und andere gesundheitliche Zustände. Krampfanfälle können isolierte Ereignisse sein und müssen nicht notwendigerweise auf eine chronische Erkrankung hinweisen.
Epilepsie hingegen ist eine chronische neurologische Erkrankung, die durch wiederholte, unprovozierte Krampfanfälle charakterisiert ist. Ein Mensch wird in der Regel mit Epilepsie diagnostiziert, wenn er mindestens zwei unprovozierte Anfälle im Abstand von mehr als 24 Stunden hatte oder nach einem einzigen Anfall ein hohes Risiko für weitere Anfälle besteht. Die Ursachen der Epilepsie können vielfältig sein, einschließlich genetischer Prädispositionen, struktureller Hirnveränderungen, Stoffwechselstörungen oder unbekannter Faktoren.
Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass Epilepsie eine langfristige Krankheit ist, welche zu wiederholten Anfällen führt. Im Gegensatz dazu können einzelne Krampfanfälle auch bei Personen ohne Epilepsie auftreten, zum Beispiel bei einer akuten Erkrankung oder einem Entzug von Alkohol oder Schlafmitteln. Diagnostische Verfahren wie Elektroenzephalogramm (EEG), Magnetresonanztomografie (MRT) und andere neurologische Untersuchungen sind entscheidend, um zwischen einer einmaligen Ursache eines Krampfanfalls und einer chronischen Epilepsie zu unterscheiden.
Epilepsie Behandlung
Am USZ bieten wir in Zusammenarbeit mit einer Vielzahl von Expertinnen und Experten die gezielte Abklärung von epilepsieverdächtigen Symptomen an. Unsere Spezialisten und Spezialistinnen können im Teamwork den gesamten menschlichen Körper unter die Lupe nehmen. Dies ist besonders wichtig, damit die Diagnose einer Epilepsie oder einer anderen Erkrankung richtig gestellt wird und eine entsprechende Therapie gefunden wird.
Wenn die Diagnose einer Epilepsie besteht, ist der nächste Schritt die Wahl der optimalen Behandlung. Obwohl Epilepsie eine häufige Erkrankung ist, soll sie in den meisten Fällen durch neurologische Spezialistinnen und Spezialisten therapiert werden. Wir bieten das gesamte Spektrum der Epilepsiebehandlung an. Tag und Nacht sind Spezialisten und Spezialistinnen persönlich vor Ort verfügbar, damit in schwierigen Fällen rasch geholfen werden kann. Wenn Medikamente nicht ausreichend wirken, können chirurgische Verfahren am Zentrum für Epileptologie und Epilepsiechirurgie (ZEE) erwogen werden.
Epilepsie: Behandlung mit Antiepileptika
Ein einzelner epileptischer Anfall muss nicht zwingend behandelt werden, wenn kein erhöhtes Risiko für weitere Anfälle nachgewiesen werden kann. Bei sehr selten auftretenden oder sehr leicht verlaufenden Anfällen wägen wir genau ab, ob und welche Therapie in Frage kommt.
Die meisten Patientinnen und Patienten mit Epilepsie nehmen zur Vorbeugung von Anfällen langfristig Medikamente ein – sogenannte Antiepileptika. Mit solchen Medikamenten kann bei mehr als zwei Dritteln der Epilepsie-Patientinnen und Epilepsie-Patienten eine Anfallsfreiheit erreicht werden. Erzielt die medikamentöse Therapie nicht den gewünschten Erfolg, gibt es weitere Behandlungsmöglichkeiten.
Epilepsie: Vorbeugen, Früherkennung, Prognose
Wer einmal einen epileptischen Anfall hatte, bekommt nicht zwangsläufig einen zweiten. Erst wenn sich die Anfälle wiederholen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass weitere auftreten. Epileptischen Anfällen kann man mit Medikamenten vorbeugen. In mehr als zwei Drittel der Fälle kann eine langfristige Anfallsfreiheit erreicht werden. Es ist zudem ratsam, bei einer diagnostizierten Epilepsie den Lebensstil anzupassen. Dazu zählen beispielsweise ein regelmässiger Schlafrhythmus, ausreichend Erholung und Reduktion des Alkoholkonsums. Eine Früherkennungsuntersuchung auf Epilepsie gibt es nicht.
Verlauf und Prognose Epilepsie
Wie stark eine Epilepsie ausgeprägt ist und wie häufig die Anfälle auftreten, variiert von Person zu Person. In vielen Fällen ist eine langfristige Behandlung notwendig. Wie die Erkrankung weiter verläuft, hängt unter anderem davon ab, was der Auslöser der Epilepsie war und wie gut die Behandlung anschlägt. In gewissen Fällen kann die Epilepsie auch wieder vorübergehen. Dies ist häufiger bei bestimmten Epilepsieformen in der Kindheit. Eine Epilepsie gilt als überwunden, wenn Betroffene mindestens zehn Jahre anfallsfrei bleiben und seit mindestens fünf Jahren keine Antiepileptika mehr einnehmen.
Lebenserwartung bei Epilepsie
In Bezug auf die Lebenserwartung ist zu beachten, dass sie bei Menschen mit gut kontrollierter Epilepsie nahezu normal ist. Jedoch können schwer kontrollierbare Anfälle das Risiko für plötzlichen unerwarteten Tod bei Epilepsie (SUDEP), Unfälle und Verletzungen erhöhen. Eine sorgfältige medizinische Überwachung und die Einhaltung der verschriebenen Behandlung sind entscheidend, um die Risiken zu minimieren und die Lebensqualität zu verbessern. Studien haben gezeigt, dass eine Behandlung bei Epilepsiespezialisten nicht nur einen positiven Effekt auf die Epilepsie hat, sondern auch das Risiko für Versterben bei Personen mit Epilepsie reduziert.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Lebenserwartung und allgemeine Prognose für Menschen mit Epilepsie stark variieren und von individuellen Umständen abhängen. Mit der richtigen Behandlung und Managementstrategie können viele Betroffene jedoch eine weitgehend normale Lebenserwartung und Lebensqualität erreichen.
Selbsthilfegruppen
Der Austausch mit Gleichbetroffenen kann bei der Bewältigung einer Krankheit eine grosse Unterstützung sein. Beratung auf der Suche nach einer geeigneten Selbsthilfegruppe erhalten Sie bei Selbsthilfe Zürich. Selbsthilfe Zürich und das Universitätsspital Zürich sind Kooperationspartner im nationalen Projekt «Gesundheitskompetenz dank selbsthilfefreundlicher Spitäler».
Details zu den Behandlungen
Aktuell sind mehr als 20 Antiepileptika, auch genannt anfallssuppressive Medikamente, auf dem Markt. Ärztinnen und Ärzte wählen aus dieser breiten Palette das geeignete Medikament basierend auf der Anfallsart, der Epilepsieform und den individuellen Merkmalen der betroffenen Person aus. Ein einzelnes Medikament führt bei etwa zwei Dritteln der Menschen mit Epilepsie zu vollständiger Anfallsfreiheit.
Jedoch leidet etwa ein Drittel der Betroffenen an hartnäckigen Anfällen, die auf die ersten getesteten Medikamente nicht ansprechen; dies wird als «therapierefraktäre» Epilepsie bezeichnet. In solchen Fällen können hochwirksame Medikamente oder andere spezialisierte Ansätze eingesetzt werden. Bei manchen Patientinnen und Patienten hat sich auch eine ketogene Diät als wirkungsvoll gegen Krampfanfälle erwiesen. Zudem unterstützen diagnostische Methoden wie Elektroenzephalogramm (EEG), Magnetresonanztomografie (MRT), Positronen-Emissions-Tomografie (PET), Single-Photon-Emissions-Computertomografie (SPECT) und Electric Source Imaging (ESI) dabei, die genaue Ursache der Epilepsie im Gehirn zu lokalisieren.
Für schwerwiegende Fälle, bei denen medikamentöse Therapien nicht ausreichen, steht die Option der Epilepsiechirurgie zur Verfügung. In solchen Fällen kann auch ein Wada-Test durchgeführt werden, um die Funktionen der beiden Hirnhälften zu bewerten und das Risiko einer Operation besser abzuschätzen.