Überblick: Was ist eine Eosinophile Pneumonie?
Die eosinophile Pneumonie umfasst eine Gruppe sehr unterschiedlicher Lungenerkrankungen, bei der Ärztinnen und Ärzte in der Lunge und manchmal auch im Blut vermehrt eine bestimmte Art weisser Blutkörperchen (Leukozyten) nachweisen können. Bei dieser Form der weissen Blutkörperchen handelt es sich um eosinophile Granulozyten, die auch Eosinophile oder abgekürzt „Eos“ heissen. Diese Blutkörperchen sind ein wichtiger Teil des Immunsystems und besonders an allergischen Reaktionen, Entzündungsreaktionen sowie der Bekämpfung von Parasiten und Viren beteiligt.
Eosinophile Granulozyten machen etwa ein bis vier Prozent aller weissen Blutkörperchen aus. Der Name „eosinophil“ kommt daher, dass sich die Blutkörperchen im Labor mit dem Farbstoff Eosin anfärben lassen. Unter dem Mikroskop erscheinen sie dann rosa oder rötlich.
Eosinophile Pneumonie – akut oder chronisch
Die eosinophile Pneumonie kommt in zwei Varianten vor: Akut und chronisch. Beiden gemeinsam ist jedoch, dass eosinophile Granulozyten in das Lungengewebe einwandern. Die Symptome können sehr verschieden ausgeprägt sein. Sie reichen von mild bis lebensgefährlich. Die akute eosinophile Pneumonie schreitet schnell voran, die chronische Form entwickelt sich dagegen langsam über Wochen oder Monate hinweg. Ohne Behandlung können beide Formen die Gesundheit erheblich gefährden.
Eosinophile Pneumonien – Krankheitsbilder mit vielen Gesichtern
Es gibt verschiedene, oft sehr unterschiedliche Krankheitsbilder, die unter den Begriff „eosinophile Pneumonie“ fallen – je nach Ursache. Das Löffler-Syndrom (einfache eosinophile Pneumonie) gehört zum Beispiel dazu. Es ruft Symptome an den Atemwegen hervor, oft trockenen Husten. Auch die akute und chronische eosinophile Pneumonie sowie die tropische eosinophile Pneumonie (vermutlich eine Überempfindlichkeit auf die tropischen Fadenwürmer Wuchereria bancrofti and Brugia malayi) zählen dazu.
Daneben kann die eosinophile Pneumonie auch im Rahmen einer anderen Erkrankung vorkommen, die nicht nur die Lunge, sondern den ganzen Körper betrifft. Ein Beispiel ist die eosinophile Granulomatose mit Polyangiitis (früher Churg-Strauss-Syndrom). Bei dieser sehr seltenen Erkrankung entzünden sich die kleinen und mittleren Blutgefässe und eosinophile Granulozyten wandern ins Gewebe ein. Auch das hypereosinophile Syndrom fällt in diese Gruppe. Dabei befinden sich über einen längeren Zeitraum (mehr als sechs Monate) grössere Mengen an Eosinophilen im Blut.
Eosinophile Pneumonie – Häufigkeit und Alter
Es gibt keine genauen Zahlen zur Häufigkeit der eosinophilen Pneumonien. Aber insgesamt sind es seltene Erkrankungen. Die chronische idiopathische eosinophile Pneumonie tritt meist in mittleren Lebensjahren (Alter 30 bis 39) auf, kann aber prinzipiell in jedem Alter vorkommen. Auch bereits Kinder können daran erkranken, wenn auch sehr selten. Sie betrifft Frauen etwa doppelt so oft wie Männer. Viele leiden zudem unter einer Allergie, etwa Asthma bronchiale oder allergischem Schnupfen (allergische Rhinitis).
Die akute idiopathische eosinophile Pneumonie ist seltener als die chronische Variante. Aber hier sind offenbar Männer etwas häufiger betroffen als Frauen. Im Schnitt sind Erkrankte um die 29 Jahre alt, aber grundsätzlich kann die akute Lungenerkrankung in jedem Lebensalter vorkommen. Die meisten Patientinnen und Patienten sind keine Asthmatikerinnen oder Asthmatiker, aber manche sind Raucherinnen oder Raucher.
Eosinophile Pneumonie: Ursachen sind oft unklar
Die Ursachen der eosinophilen Pneumonie lassen sich in vielen Fällen nicht aufspüren. „Idiopathisch“ ist der medizinische Fachbegriff dafür, wenn die Gründe für die Erkrankung unbekannt bleiben. Fachkräfte kennen jedoch auch einige Ursachen, die an der Entwicklung der eosinophilen Pneumonie beteiligt sind. Dazu gehören zum Beispiel:
- Rauchen (oft erkranken junge Männer, die Zigaretten rauchen, an der akuten Form)
- Infektionen mit Parasiten (vor allem Würmern), Schimmelpilzen (meist Aspergillus fumigatus) oder Bakterien
- Medikamente, z.B. Antibiotika (Penicilline, Sulfonamide, Isoniazid, Nitrofurantoin), Antikonvulsiva gegen Epilepsie (z.B. Carbamazepin, Phenytoin), Schmerzmittel (Nichtsteroidale Antirheumatika = NASAR wie Naproxen, Ibuprofen, Diclofenac), Sulfonylharnstoffe gegen Diabetes (z.B. Chlorpropamid) – es gibt noch viele weitere Medikamente, die als Ursache in Frage kommen
- Chemische Dämpfe, etwa Nickel
- Andere Erkrankungen, zum Beispiel eosinophile Granulomatose mit Polyangiitis (ehemals Churg-Strauss-Syndrom)
Symptome: Eosinophile Pneumonie kann leicht oder schwer verlaufen
Eine eosinophile Pneumonie kann akut oder chronisch verlaufen. Auch die Schwere der Symptome ist oft individuell unterschiedlich ausgeprägt. Manche erleben leichte Beschwerden, während andere lebensbedrohliche Zustände entwickeln, die wir dann sofort behandeln müssen.
Akute eosinophile Pneumonie – Symptome
Diese Form der Lungenerkrankung schreitet schnell voran und kann folgende Symptome hervorrufen:
- Fieber
- Brustschmerzen – sie verstärken sich, wenn der Betroffene tief einatmet
- Kurzatmigkeit, Atemnot
- Husten
- Muskelschmerzen
- Allgemeines Krankheitsgefühl
- Starkes Absinken des Sauerstoffgehaltes im Blut (Hypoxämie) – innerhalb von Stunden oder Tagen kann sich ein Atemversagen entwickeln, die respiratorische Insuffizienz.
Löffler-Syndrom – Symptome
Das Löffler-Syndrom löst meist nur leichte Atemwegsbeschwerden aus, manchmal verläuft es auch ohne Beschwerden. Folgende Anzeichen deuten auf ein Löffler-Syndrom hin:
- Trockener Husten (ohne Auswurf)
- Keuchen
- Atemnot, Kurzatmigkeit
- Fieber
- Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Unwohlsein
Meist erholen sich betroffene Personen schnell wieder. Nach einigen Tagen, aber spätestens nach zwei bis drei Wochen klingen die Symptome wieder ab.
Chronische eosinophile Pneumonie – Symptome
Die chronische eosinophile Pneumonie beginnt meist schleichend. Die Symptome verstärken sich langsam über Tage oder Wochen. Für Betroffene kann sie – wie die akute Form dieser Lungenerkrankung – sehr gefährlich werden. Folgende Anzeichen können auftreten:
- Fieber
- Schüttelfrost
- Nachtschweiss
- Husten
- Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust
Oft leiden Betroffene zusätzlich unter einer allergischen Erkrankung – mit den entsprechenden Symptomen. So haben ungefähr 30 Prozent zusätzlich ein Asthma bronchiale.
Die chronische Form kehrt oft von selbst zurück (Rückfall oder Rezidiv) und verschlechtert sich dann über Wochen oder Monate. Ohne Behandlung können Betroffene eine Kurzatmigkeit entwickeln, die lebensbedrohlich sein kann.
Anhand Ihrer Antworten können wir schon erste Rückschlüsse auf die Ursache Ihrer Symptome ziehen. Dann folgt meist eine körperliche Untersuchung. Wir hören zum Beispiel die Lunge ab und achten auf Geräusche beim Ein- und Ausatmen, die nicht normal sind. Diese Diagnosemethoden kommen unter anderem zusätzlich zum Einsatz:
- Röntgenuntersuchung des Brustkorbs: Radiologinnen und Radiologen können oft (wandernde) Infiltrate auf beiden Seiten sowie Trübungen (wie Milchglas) oder Verdichtungen erkennen.
- Computertomografie (CT) der Lunge: Die CT erlaubt die Darstellung der Atemwege und der Lungenparenchymveränderungen. Da die Untersuchung sowohl in Ein- wie auch Ausatmen durchgeführt wird, können regionale Unterschiede in der Belüftung früh erkannt werden. Zudem zeigt die eosinophile Pneumonie typische Veränderungen der Lunge.
- Lungenspiegelung (Bronchoskopie): Wir schieben über den Mund oder die Nase ein biegsames Instrument (Endoskop) in die Luftröhre und Bronchien vor, das mit einer Kamera und Lichtquelle ausgerüstet ist. So lassen sich die Lungenflügel und die feinen Verästelungen untersuchen. Zugleich können wir im Rahmen der Bronchoskopie Flüssigkeit mittels Bronchoalveolärer Lavage (BAL) entnehmen, manchmal auch eine Gewebeprobe (Biopsie). Diese wird anschliessend analysiert.
- Blutuntersuchung: Wir entnehmen eine Blutprobe und ein Labor bestimmt die Menge an eosinophilen Granulozyten im Blut. Zudem können verschiedene andere Blutwerte verändert sein (Antikörper IgE erhöht oder „p-ANCA“ nachweisbar). Auch Hinweise auf vorhandene Infektionen mit Pilzen oder Parasiten lassen sich aus dem Blut ablesen.
- Stuhlprobe: Würmer und Parasiten lassen sich oft im Stuhl nachweisen.
Eosinophile Pneumonie: Vorbeugen, Früherkennung, Prognose
Die Ursachen der eosinophilen Pneumonie bleiben in vielen Fällen unbekannt. Daher gibt es auch keine speziellen Massnahmen zur Vorbeugung und Früherkennung der eosinophilen Pneumonie. Ganz allgemein gilt: Suchen Sie uns immer zeitnah auf, wenn Sie Atemwegsprobleme und andere Symptome haben. Einige Faktoren gelten jedoch als Mitauslöser der eosinophilen Pneumonie und an diesen können Sie manchmal selbst ansetzen und der Lungenerkrankung eventuell vorbeugen. Einige Tipps:
- Eine gute Hygiene schützt vor einer Ansteckung mit Parasiten und anderen „Krankmachern“. Informieren Sie sich über mögliche Ansteckungsgefahren an Ihrem Reiseziel und ergreifen Sie – wenn möglich – rechtzeitig vorbeugende Schutzmassnahmen. Das gilt besonders, wenn Sie in Länder mit schlechten hygienischen Bedingungen reisen. Das A und O ist: Regelmässig und gründlich die Hände waschen!
- Rauchen Sie nicht – und wenn Sie Raucherin oder Raucher sind, versuchen Sie einen Rauchstopp.
- Wenn Sie in Alltag und Beruf mit chemischen Dämpfen in Kontakt kommen – ergreifen Sie ausreichende Schutzmassnahmen.
- Manche Medikamente rufen als Nebenwirkung eine eosinophile Pneumonie hervor, zum Beispiel Schmerzmittel. Besprechen Sie sich immer gut mit uns, ob und welche Arzneien Sie wirklich benötigen. Nehmen Sie solche Medikamente nicht auf eigene Faust über längere Zeit ein.
Verlauf und Prognose bei eosinophiler Pneumonie
Die eosinophile Pneumonie kann sehr unterschiedlich verlaufen. Es sind milde Verläufe bekannt, bei denen sich die Beschwerden schnell wieder bessern (auch ohne Therapie). Aber auch schwere Verläufe können vorkommen. Ohne rechtzeitige Diagnose und Behandlung kann sowohl die akute als auch die chronische eosinophile Pneumonie lebensgefährlich werden. Wenn die Therapie schnell beginnt, ist die Prognose in der Regel gut.
Manchmal brauchen Betroffene auch über längere Zeiträume Medikamente, die die Pneumonie in Schach halten. Denn die chronische Form der Erkrankung neigt dazu, von selbst wiederzukehren (Rückfall oder Rezidiv).
Eosinophile Pneumonie: Behandlung mit Medikamenten
Die eosinophile Pneumonie lässt sich wirksam mit Medikamenten behandeln. Zum Einsatz kommen sowohl bei der akuten als auch der chronischen Form Glukokortikoide in hoher Dosierung. Ein Beispiel ist der Wirkstoff Prednison. Beide Varianten der Lungenerkrankung sprechen schnell und gut auf die entzündungshemmenden Medikamente an. Die Symptome bessern sich in der Regel rasch. Sie sind daher die Arzneimittel der ersten Wahl.
Bei der akuten Form der Erkrankung erholen sich Patientinnen und Patienten gelegentlich auch ohne Therapie. Ein Kennzeichen der akuten eosinophilen Pneumonie ist, dass sie in der Regel nicht wiederkehrt. Betroffene mit einer chronischen eosinophilen Pneumonie müssen die Behandlung mit Glukokortikoiden eventuell sogar mehrere Monate oder Jahre weiterführen. Denn die Erkrankung kehrt oft von selbst zurück.
Daneben helfen – je nach Ursache – folgende Strategien der Behandlung:
- Arzneien, welche die Symptome lindern, etwa das Keuchen und die Kurzatmigkeit
- Medikamente, wenn Würmer oder andere Parasiten die Krankheitsverursacher sind
- Medikamente absetzen, wenn Arzneien die eosinophile Pneumonie auslösen. Wir suchen alternative Medikamente, die besser verträglich sind.
- Grunderkrankungen behandeln, zum Beispiel die eosinophile Granulomatose mit Polyangiitis
- Begleiterkrankungen therapieren, zum Beispiel Asthma bronchiale