Die Gebärmutterschleimhaut baut sich in der Gebärmutter auf, um dem befruchteten Ei einen Platz zum Einnisten zu schaffen. Manchmal jedoch siedeln sich diese Schleimhautzellen auch ausserhalb der Gebärmutter an und führen, durch den hormonellen Zyklus getrieben, zu Entzündungen, Schmerzen und Vernarbungen.
Überblick: Was ist eine Endometriose?
Als Endometrium bezeichnen wir die Gebärmutterschleimhaut. Als Endometriose (medizinisch Endometriosis) bezeichnen wir das krankhafte Vorkommen der Gebärmutterschleimhaut ausserhalb der Gebärmutterhöhle im Beckenbereich, in seltenen Fällen aber auch an verschiedenen anderen Stellen in- und ausserhalb des gesamten Bauchraums. Auch Organe wie Darm, Blase oder sogar die Lunge können betroffen sein.
Endometriose präsentiert sich in verschiedenen Formen. Endometriose am Bauchfell entspricht meist kleinen, einem Muttermal auf der Haut ähnelnden, Herden. Am Eierstock bilden sich häufig sogenannte Endometriome oder «Schokoladenzysten».
Sogenannte tiefinfiltrierende Endometriose beschreibt Knoten, die in die Gebärmutterhaltebänder, Darm oder Blase einwachsen können. Von Adenomyose sprechen wir, wenn Endometrium-artiges Gewebe in der Muskelwand der Gebärmutter vorkommt.
Alle diese Formen haben gemeinsam, dass sie durch die Geschlechtshormone des Monatszyklus stimuliert werden und eine lokale Entzündungsreaktion verursachen. Dadurch leiden Betroffene an der durch die Entzündung irritierten Nerven an Schmerzen in diesem Bereich. Insbesondere während der Menstruation haben betroffene Frauen somit oft stärkste Schmerzen. Im weiteren Verlauf können diese Schmerzen auch schon lange vor der Menstruation oder ganz unabhängig davon auftreten – man spricht von chronischen Schmerzen.
Ausserdem haben viele Betroffene Schwierigkeiten, schwanger zu werden.
Endometriose: Häufigkeit und Alter
Nicht selten liegt ein Leidensweg von über fünf Jahren vor, bevor es zur Diagnose „Endometriose“ kommt. Viele Frauen leben dennoch mit diesem Problem, ohne davon zu wissen. Schätzungen gehen davon aus, dass rund sechs bis zehn Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter an einer Endometriose leiden. In der Schweiz sind das rund 190‘000 bis 280‘000 Frauen. Rund eine von vier Frauen, die nicht spontan schwanger wird, leidet an Endometriose.
Die Beschwerden können bereits in jungen Jahren mit dem Einsetzen der Menstruation vorhanden sein, oder erst im Laufe der Jahre zunehmen. Nach Eintreten der Menopause sind die Beschwerden meist stark rückläufig oder verschwinden komplett.
Endometriose: Ursachen und Risikofaktoren
Warum sich bei manchen Frauen die Schleimhaut aus der Gebärmutter innerhalb des Becken und Bauchraumes ansiedelt ist noch im Detail ungeklärt. Dementsprechend lässt sich das Entstehen einer Endometriose auch nicht verhindern. In manchen Familien tritt die Krankheit häufiger auf als in anderen. Litt die Mutter unter Endometriose, so hat die Tochter ein sechs Mal höheres Risiko ebenfalls an einer Endometriose im Verlauf ihrer reproduktiven Jahre zu leiden. Trotz dieser familiären Häufung konnte bisher kein einzelnes Endometriose-Gen gefunden werden. Umwelteinflüsse – im Mutterleib, im Neugeborenenalter – sowie Ernährungsfaktoren scheinen ebenso eine Rolle zu spielen.
Als mögliche Erklärung der Entstehung der Endometriose kann die sogenannten „retrograde Menstruation“ dienen: Statt einem kompletten Abfliessen des Menstruationsblutes über den Gebärmutterhals in die Vagina, gelangt dabei ein Teil des Menstruationsblutes zusammen mit abgeschilferten Gebärmutterschleimhautzellen über die Eileiter in den Bauchraum. Die dadurch verursachte Entzündung führt zu starken Schmerzen, indem die Nerven irritiert werden. Diese Theorie kann die häufigsten Stellen, welche mit Endometriose befallen sind im Bauchraum erklären. Daneben gibt es noch Fälle, bei denen die Endometriums Zellen durch winzige Öffnungen/Mikroverletzungen in die Muskelschichten der Gebärmutterwand gelangen und dort ebenfalls wachsen können. In diesem Fall wird von einer Adenomyose gesprochen, einem nahen Verwandten der Endometriose.
In seltenen Fällen kann die Endometriose auch andere Organe befallen, wie z.B. die Leber, die Lunge oder sogar das Hirn, was nicht durch die Theorie der retrograden Menstruation erklärbar ist. In diesen Fällen scheint die Endometriose direkt an den betroffenen Organen zu entstehen, indem sich sogenannte Ursprungszellen irrtümlicherweise in Endometriose Zellen weiterentwickeln statt z.B. im Falle der Leber, in Leberzellen.
Symptome: Endometriose verursacht oft Bauchschmerzen
Sehr häufig erzählen die Frauen von heftigen Schmerzen während der Mens mit häufiger Schmerzmitteleinnahme und Krankheitsausfällen. Haben sich diese Schmerzen erst über die Jahre entwickelt (sogenannte „sekundäre Dysmenorrhoe“), so liegt mit grosser Wahrscheinlichkeit eine Endometriose vor.
Möglich sind weiterhin folgende Symptome:
Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
Blähungsgefühl während der Menstruation
Bauchschmerzen unabhängig vom Zeitpunkt der Regelblutung
Schmerzen im Rücken
gestörter Zyklus (Zwischenblutungen, längere oder stärkere Blutungen)
auffallende Müdigkeit und Erschöpfung
erhöhte Infektanfälligkeit, insbesondere während der Monatsblutung
Schmerzen beim Wasserlösen oder Blut im Urin
Schmerzen beim Stuhlgang oder Blut im Stuhl
Wo die Schmerzen auftreten, hängt davon ab, an welchem Ort sich das Schleimhautgewebe angesiedelt hat. In den allermeisten Fällen sind diese im Beckenraum auf das Bauchfell (Peritoneum, insbesondere im Douglas-Raum) verteilt und führen zu starken Schmerzen während der Periode. Finden sich Endometrioseherde im Bereich der Scheide, so können diese beim Geschlechtsverkehr durch „Berührung“ zum Schmerz führen.
Liegt der Krankheitsherd auf der Blase, so wird diese gereizt und man verspürt häufigen Harndrang. In seltenen Fällen, wenn so ein Herd tief in die Harnblase einwächst, kann sogar Blut im Urin gefunden werden. Ist der Darm betroffen, berichten die betroffenen Frauen über stärkste Schmerzen beim Stuhlgang und können auch hier bei einem Durchbruch in den Darm sogar Blut im Stuhl aufweisen. Typisch für die Endometriose ist es dann, wenn die genannten Beschwerden in Abhängigkeit vom Zyklus auftreten. Bei langjährigen Verläufen kann diese Zyklusabhängigkeit auch fehlen. Die Nerven, welche die Schmerzen Signale von diesen Herden her weiterleiten, sind dann dauer- „irritiert“. Endometriose am Eierstock – sogenannte Endometriome oder Schokoladenzysten – führen alleine selten zu Schmerzen, sind aber häufig mit dem gleichzeitigen Auftreten einer schweren Endometrioseform, der sogenannten „tief-infiltrierenden Endometriose“ vergesellschaftet.
Wenn sich der Endometrioseherd in der Muskelschicht der Gebärmutter befindet, kommt die Monatsblutung meist auffallend stark und lang anhaltend.
Die Endometrioseherde können direkt die Eileiter verkleben oder Eierstockgewebe zerstören, wodurch der Transport des Eis zur Gebärmutter sowie dessen Befruchtung im Eileiter erschwert oder verhindert wird. Viel häufiger ist aber, dass die Endometriose indirekt den Prozess der Befruchtung und Einnistung in der Gebärmutterhöhle durch die regionale Entzündungssituation zu behindern scheint. Deshalb haben viele Frauen mit Endometriose Schwierigkeiten, schwanger zu werden. Ist die Endometriose aber erkannt, kann entweder durch eine Operation oder durch eine direkte Behandlung durch die Kinderwunschspezialisitin geholfen werden.
Schwangerschaft trotz Endometriose
Sind erst einmal alle Endometrioseherde entfernt, klappt es in vielen Fällen auch mit einer Schwangerschaft, sofern die Eileiter nicht verstopft sind. In manchen anderen Fällen ist allerdings eine reproduktionsmedizinische Behandlung wie z.B. eine In-Vitro-Fertilisation nötig, also eine Befruchtung der Eizelle ausserhalb des Körpers. Die befruchtete Eizelle wird dann direkt in die Gebärmutter eingesetzt.
Endometriose: Diagnose bei uns
Die Basis der Diagnosestellung der Endometriose ist die Erhebung der genauen Beschwerden. Wenn Sie uns möglichst detailliert schildern können, wann, wo und in welcher Situation die Schmerzen auftreten, hilft uns das bei der Diagnose. Ein unerfüllter Kinderwunsch gehört ebenso dazu. Üblicherweise folgt dann eine gynäkologische Untersuchung inkl. Tastuntersuchung.
Wichtig ist insbesondere die Ultraschalluntersuchung, da gewisse Formen der Endometriose (z.B. sogenannte
Endometriome/Schokoladenzysten am Eierstock) direkt eine Diagnose per Ultraschall ermöglichen. Bei erfahrenen Untersuchenden können auch Verwachsungen, Verklebungen der Organe und Endometrioseknoten (tief-infiltrierende Endometriose) erkannt werden.
Besteht der Verdacht, dass eine tief-infiltrierende Endometriose vorliegt, wird in gewissen Fällen auch eine Magnetresonanztomografie (MRT/MRI) durchgeführt. Sie ermöglicht einen genaueren Blick auf die Lokalisation der Endometrioseknoten und kann auch Bereiche ausserhalb des Beckens darstellen.
Selten kann bei dieser Form von Endometriose Blut im Stuhl vorliegen. In diesem Fall empfehlen wir eine Darmspiegelung.
Bei der häufigsten Form, der sogenannte Bauchfellendometriose, bestehen nur sehr kleine oder flache Endometrioseherde in der Bauchhöhle. Diese Form kann aktuell noch weder im Ultraschall noch im MRI wirklich dargestellt werden.
Sichtbar machen kann man diese Fälle erst mit einer kleinen Operation – einer sogenannten Bauchspiegelung (Laparoskopie): Dabei wird durch einen kleinen Schnitt im Bauchnabel eine winzige Kamera in den Bauchraum eingeführt und das Bauchfell und die Organe des Beckens mit einer leichten Vergrösserung des Kamerabildes betrachtet, sodass auch millimetergrosse Endometrioseherde entdeckt werden können. Sollte sich der Verdacht bestätigen, können wir die Herde auch direkt entfernen. Aber keine Sorge – eine Operation ist bei der Bauchfellendometriose nur in gewissen Fällen notwendig.
Häufig kann die versuchsweise Einnahme einer hormonellen Therapie (eine spezielle Antibaby-Pille) hilfreich sein: Verschwinden die Schmerzen während der Einnahme der Pille, ist die Wahrscheinlichkeit eines Vorliegens einer Endometriose gross. Bei den meisten Frauen hilft diese Methode gegen die Beckenschmerzen.
In unklaren Fällen oder solchen, in denen andere Krankheiten ebenfalls als Ursache der Beschwerden in Frage kommen, gibt es auch die Möglichkeit, über einen Speicheltest das Vorliegen von Endometriose abzuklären.
Endometriose: Vorbeugen, Früherkennung, Prognose
Vorbeugen können Sie einer Endometriose nicht. Allerdings sollten Sie bei länger anhaltenden Unregelmässigkeiten der Monatsblutung und insbesondere bei heftigen Schmerzen während der Periode eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen.
Endometriose Sprechstunde
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Was die Endometriose für betroffene Frauen im Alltag bedeutet, kann völlig unabhängig von der Grösse und vom Ort der wuchernden Schleimhaut sein. Manche Frauen merken gar nichts davon, andere leiden unter stärksten Schmerzen.
Die Endometriose ist behandelbar, aber nicht heilbar. Nach einer operativen Entfernung der Endometriose lassen die Schmerzen meistens nach, können aber wieder auftreten, sobald die Endometriose wieder zu wachsen beginnt. Als Vorbeugende aber auch schmerzlindernde Massnahmen ist deshalb eine Hormontherapie wichtig. Die Behandlung einer Endometriose ist langwierig und für die Frauen oft auch sehr belastend.
Die Endometriose erhöht allgemein gesehen nicht das Risiko an einem Krebs zu erkranken. Für gewisse, seltene Krebsarten des Eierstockes, aber scheint die Endometriose gehäuft damit in Zusammenhang gebracht zu werden.
Selbsthilfegruppen
Der Austausch mit Gleichbetroffenen kann bei der Bewältigung einer Krankheit eine grosse Unterstützung sein. Beratung auf der Suche nach einer geeigneten Selbsthilfegruppe erhalten Sie bei schweizerische Endometriose-Vereinigung Endo-Help oder bei Selbsthilfe Zürich. Selbsthilfe Zürich und das Universitätsspital Zürich sind Kooperationspartner im nationalen Projekt «Gesundheitskompetenz dank selbsthilfefreundlicher Spitäler».
Behandlung: Mit Hormonen oder Operation
Eine Möglichkeit, die Endometriose zu heilen, gibt es bisher nicht. Zur Bekämpfung der Beschwerden gibt es medikamentöse und operative Möglichkeiten:
Entzündungshemmende Schmerzmittel
Hormonelle Therapie
Operation
alternative Methoden der Schmerzbekämpfung
Welche dieser Methoden gewählt wird, hängt zum einen davon ab, ob die betroffene Frau Kinder bekommen möchte oder ob die Familienplanung bereits abgeschlossen ist. Zum anderen richtet sich die Behandlung danach, wo sich die Endometriose genau befindet und wie gross sie ist. Hat eine Frau weder Beschwerden noch einen Kinderwunsch, muss auch keine Behandlung erfolgen. Am USZ erstellen wir gemeinsam mit Ihnen einen Behandlungsplan für Sie und Ihre individuelle Situation. Unsere Endometriose Nurse begleitet Sie durch die ganze Behandlung.
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Anmeldung für Patientinnen
In der Auswahl der richtigen Therapie ist es wichtig, diese individuell an Sie anzupassen. In der Sprechstunde erarbeiten wir gemeinsam einen Behandlungsplan für Sie und Ihre Situation. Melden Sie sich via Online-Formular an.