Jährlich erkranken in der Schweiz rund 850 Männer und etwa 250 Frauen an einem Blasenkarzinom. Der Grossteil von ihnen ist über 70 Jahre alt, bei Menschen unter 50 Jahren wird die Erkrankung hingegen kaum diagnostiziert. Je früher ein Blasenkarzinom entdeckt wird, desto günstiger ist die Prognose für die erkrankte Person.
Was ist Blasenkrebs
Das Urothelkarzinom entsteht in der Schleimhaut der Blase, der Harnleiter und dem Nierenbecken. Gut 90 Prozent aller Urothelkarzinome sind dabei in der Blase lokalisiert, die restlichen zehn Prozent in den Harnleitern oder dem Nierenbecken. Wenn sich das Blasenkarzinom aus Plattenepithelzellen oder Drüsen entwickelt, dann spricht man von einem Plattenepithelkarzinom oder Adenokarzinom, zwei sehr seltene Formen des Blasenkarzinoms. Nachfolgend wird nun speziell auf das Urothelkarzinom der Blase eingegangen. Man unterscheidet hier zwei unterschiedliche Typen:
- nicht-muskelinvasiver, oberflächlicher oder früher Blasenkrebs
- muskelinvasiver Blasenkrebs, der sichentweder lokalisiert oder bereits metastasiert präsentiert
Das nicht-muskel-invasive Blasenkarzinom breitet sich in der oberflächlichen Schleimhaut aus. Er ist also noch nicht in den Blasenmuskel eingewachsen und kann an einer Stelle, sog. unifokal oder an mehreren Stellen, sog. multifokal auftreten Die Prognose dieser Blasentumore ist insgesamt günstig. Ist das Blasenkarzinom schon tiefer bis in die Blasenmuskulatur vorgedrungen spricht man von einem muskelinvasiven Tumor. Bei manchen Patientinnen und Patienten hat sich das Blasenkarzinom bereits auf andere Organe im Becken, insbesondere die Lymphknoten, ausgeweitet. In diesen Fällen ist in der Regel eine multimodale Therapie mit zusätzlicher Chemotherapie vor oder nach einer umfangreichen Operation notwendig. Die Prognose ist im Vergleich zu den nicht-muskelinvasiven Tumoren schlechter. Metastasen bei Blasentumoren bilden sich bevorzugt in den Lymphknoten, der Leber, der Lunge, den Knochen und selten auch dem Gehirn. Der Verlauf der Erkrankung hängt immer vom Tumorstadium ab. Gerade beim frühen Blasenkarzinom ist eine regelmässige Nachsorge mit lokalen Kontrollen wichtig, um ein Wiederauftreten des Tumors (Rezidiv) zu erkennen und nachfolgend adäquat zu behandeln.
Blasenkrebs: Ursachen und Risikofaktoren
Es gibt Faktoren, die das Risiko für Blasenkrebs erhöhen können. Allerdings muss betont werden, dass auch Menschen an Blasentumoren erkranken, ohne dass diese Risikofaktoren vorhanden waren:
- Rauchen: Tabakrauch enthält krebsauslösende, aromatische Amine, sie werden über die Nieren ausgeschieden und gelangen von dort in die Blase. Jahrelanger und hoher Zigarettenkonsum steigert das Risiko, an Blasenkrebs zu erkranken.
- Chemische Stoffe: Die aromatischen Amine werden auch in vielen Industriezweigen verwendet. Wenn Mitarbeitende nicht ausreichend mit Sicherheitsvorkehrungen geschützt wurden, kann auch Jahrzehnte später ein Blasentumor bei ihnen auftreten. Dann wird dieser als Berufskrankheit anerkannt.
- Blasenentzündungen: Unbehandelte oder chronische Blasentzündungen stellen ebenfalls ein dar.
- Medikamente: Es gibt Medikamente, die mit ihren Nebenwirkungen die Blase schädigen können. Dazu zählen auch verschiedene Krebsmedikamente.
- Genetische Veranlagung: In manchen Familien tritt Blasenkrebs gehäuft auf.
- Strahlentherapie: Krebserkrankte, die vor Jahren Strahlentherapien im Beckenbereich erhalten haben, besitzen ein höheres Risiko für die Entstehung eines Blasenkarzinoms. Die heute entwickelten, modernen Bestrahlungstechniken tragen dazu bei, dass sich dieses Risiko verringern lässt.
Symptome: Blasenkrebs
Das Wachstum von Tumorzellen in der Blase verläuft anfangs ohne Symptome. Ein erstes Anzeichen kann Blut im Urin sein. Hier sollte eine umgehende Abklärung erfolgen. Ein weiteres Anzeichen kann ein häufiger Harndrang im Sinne einer Entzündung sein. Auch hier sollte zur Sicherheit immer eine ärztliche Abklärung erfolgen, um eine Entzündung von einem Tumor zu unterscheiden. Erst im fortgeschrittenen Stadium treten beim Blasenkarzinom auch Schmerzen auf. Sie entstehen besipielsweise, wenn der Harnleiter durch den Tumor verengt wird. Auf Grund des Rückstaus kann es dann auch zu Schmerzen im Bereich der die Nierenoder des Rückenskommen.
Blasenkrebs – Diagnose bei uns
Zunächst erfolgt eine ausführliche Evaluation Ihrer Krankengeschichte (Anamnese), möglichen Symptomen und Ihren speziellen Risikofaktoren. Nachfolgend wird eine körperliche Untersuchung sowie eine Analyse des Urins durchgeführt. Hiernach erfolgt die weiterführende Diagnostik mit Ultraschall und Blasenspiegelung (Zystoskopie) und ggf. Entnahme einer Gewebeprobe (Biopsie).
Bei der Blasenspiegelung wird unter örtlicher Betäubung, manchmal auch unter einer Kurznarkose, ein Endoskop (dünner Schlauch mit Sichtgerät und evtl. chirurgischem Instrument) durch die Harnröhre bis zur Blase geschoben. Auf diese Weise kann die Harnblase und auch die Mündungen der Harnleiter genauer untersucht und bei Bedarf etwas Gewebe entnommen werden. Mittels einer transurethralen Resektion (TUR) können in derselben Sitzung gleichzeitig auch kleinere und oberflächliche Tumore entfernt werden.
Bildgebende Verfahren wie Computertomografie (CT) oder Kernspintomografie (MRT) können die Blasenspiegelung ergänzen und genauere Untersuchungsergebnisse von Nieren, Harnleiter und Harnröhre liefern und darstellen, ob bereits eine Metastasierung in lymphknoten oder andere Organe erfolgt ist.
Blasen- und Nierentumorzentrum
Am USZ haben sich zahlreiche Fachbereiche zu einem Blasen- und Nierentumorzentrum zusammengeschlossen. Das Zentrum ist nach den Richtlinien der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) zertifiziert. Ein auf die medizinische Versorgung von Blasenkrebs spezialisiertes Expertenteam arbeitet hier zum Wohle unserer Patientinnen und Patienten eng zusammen. An DKG-zertifizierten Zentren werden Betroffene nach strengen Qualitätskriterien behandelt und haben, gemäss aktueller Studien, im Durchschnitt eine bessere Überlebenschance.
Blasenkrebs – Verlauf und Prognose
Die Prognose hängt davon ab, ob es sich um einen nicht-muskelinvasiven oder muskelinvasiven Tumor handelt, in welchem Stadium der Tumor ist und ob er bereits metastasiert ist. Bei einem nicht-muskelinvasiven Blasenkrebs leben statistisch gesehen fünf Jahre nach der Blasenentfernung und Behandlung noch acht von zehn Erkrankten. Ein nicht-muskelinvasiver Blasenkrebs kehrt häufig nach der Behandlung wieder in der Blase selbst zurück, deshalb sind regelmässige Nachkontrollen mittels Blasenspiegelungen notwendig.
Prinzipiell sollten Risikofaktoren, die zu einer Entstehung eines Blasenkarzinoms führen können, vermieden werden.
Selbsthilfegruppen
Der Austausch mit Gleichbetroffenen kann bei der Bewältigung einer Krankheit eine grosse Unterstützung sein. Beratung auf der Suche nach einer geeigneten Selbsthilfegruppe erhalten Sie bei Selbsthilfe Zürich. Selbsthilfe Zürich und das Universitätsspital Zürich sind Kooperationspartner im nationalen Projekt «Gesundheitskompetenz dank selbsthilfefreundlicher Spitäler».
Zweitmeinung bei Blasenkrebs
Bei einer Krebsdiagnose ist eine medizinische Zweitmeinung eine wichtige Entscheidungshilfe. Das Comprehensive Cancer Center Zürich unterstützt Sie mit einer fachlich fundierten Expertenmeinung. Sie erhalten eine sorgfältige Situationsanalyse sowie eine persönliche Beratung und rasche Antworten auf ihre Fragen.
Blasenkrebs – Behandlung
Bei der Behandlung des Blasenkrebses spielt es eine Rolle, ob der Tumor nicht-muskelinvasiv ist oder bereits in die Blasenmuskulatur infiltriert (muskel-invasives Blasenkarzinom)
Bei dem nicht-muskelinvasiven Blasenkarzinom kann der Tumor mittels der oben beschriebenen TUR (transurethralen Resektion) über die Harnröhre entfernt werden. Mithilfe einer Elektroschlinge wird das erkrankte Gewebe abgetragen und die Gewebeproben untersucht um festzustellen ob es sich um einen oberflächlichen Tumor handelt oder dieser bereits ein höheres Tumorstadium aufweist. In der Regel erfolgt nach ein paar Wochen eine Nachresektion. In Studien konnte gezeigt werden, dass dadurch die Rückfallrate gesenkt werden kann. Manchmal muss zusätzlich bei diesen Tumoren noch eine sog. intravesikale Therapie durchgeführt werden. Häufig eingesetzte Medikamente sind hier BCG und Mitomycin.
Bei muskelinvasivem Blasenkarzinom ist in der Regel eine multimodale Therapie notwendig. Die Standardtherapie weltweit ist hier eine Kombination aus Chemotherapie und nachfolgender radikaler Operation (Zystektomie mit Lymphadenektomie). Voraussetzung ist eine gute Nierenfunktion und fehlende Komorbiditäten. Die Harnableitung nach einer Zystektomie kann entweder kontinent in einer aus Darm neu geformten Blase („Neoblase“) oder inkontinent in einem externen Beutel (über so genanntes „Conduit“) erfolgen. Als Alternative kommt die sog. blasenerhaltende trimodale Therapie zum Einsatz. Hier wird die oben genannte TUR von einer kombinierten –Strahlenchemotherapie ergänzt.
Bei bereits bei der Diagnosestellung metastasiertem Blasenkarzinom sollte primär eine Systemtherapie (aktuell eine platinhaltige Chemotherapie, in manchen Fällen auch eine alleinige Immuntherapie) stattfinden.