Überblick: Was ist ein Bandscheibenvorfall?
Bei den Bandscheiben handelt es sich um knorpelige Zwischenwirbelscheiben zwischen jeweils zwei benachbarten Wirbelkörpern. Der medizinische Fachbegriff für eine Bandscheibe lautet Discus intervertebralis.
Die Bandscheiben sind flexibel und ermöglichen so die Beweglichkeit der Wirbelsäule. Gleichzeitig dienen sie als eine Art Stossdämpfer, welcher Erschütterungen auf die Wirbelsäule abfängt.
Jede Bandscheibe verfügt über einen äusseren festen Faserring und einem inneren, etwas weicheren Gallertkern. Dieser sorgt dafür, dass die Bandscheibe elastisch bleibt.
Wölbt sich der Gallertkern und damit die Bandscheibe vor, ohne den schützenden Faserring zu zerreissen, sprechen Medizinerinnen und Mediziner von einer Protrusion. Eine Bandscheibenvorwölbung ist eine Vorstufe eines Bandscheibenvorfalls. Zu einem Bandscheibenvorfall kommt es, wenn sich ein Teil dieses Kerns durch den Faserring nach aussen, in den Nervenkanal der Wirbelsäule, verschiebt. Hier kann er auf die umliegenden Nerven oder das Rückenmark drücken.
Andere medizinische Fachbegriffe für eine Bandscheibenvorwölbung bzw. einen Bandscheibenvorfall lautet Diskushernie – von lateinisch „diskus“ = „Scheibe“ und „hernia“ = Bruch) und Diskusprolaps (von lateinisch „pro“ = „vor“ und „lapsus“ = „fallen“).
Bandscheibenvorfall: Häufigkeit und Alter
Die meisten Menschen weisen ab 30 Jahren Abnutzungserscheinungen an der Wirbelsäule auf. Dies gehört zum normalen Alterungsprozess und ist noch kein Zeichen von Krankheit. Anders, wenn es infolge von Abnutzungen oder Verletzungen zu einem Bandscheibenvorfall kommt. Ein Bandscheibenvorfall mit Symptomen durch Reizung oder Kompression von Nerven betrifft jährlich etwa 150 von 100‘000 Menschen. Die meisten betroffenen Personen sind zwischen 40 und 50 Jahre alt.
Bandscheibenvorfall Ursachen und Risikofaktoren
Die häufigste Ursache für einen Bandscheibenvorfall ist eine altersbedingte Abnutzung der Bandscheibe. Seltener wird er durch eine Verletzung ausgelöst. Mit den Jahren wird die Bandscheibe zunehmend weniger elastisch. Dadurch steigt das Risiko, dass der Faserring der Bandscheibe reisst und sich Teile des Gallertkerns in den Nervenkanal vorwölben oder vorfallen können und somit ein Bandscheibenvorfall auftritt. Daher sind vor allem Menschen im mittleren Lebensalter von Bandscheibenproblemen und Bandscheibenvorfällen betroffen.
Das Lebensalter ist jedoch nicht der einzige Grund für einen Bandscheibenvorfall. Es gibt zahlreiche Faktoren, die die Bandscheibe belasten. Dazu zählen:
- Übergewicht,
- Bewegungsmangel,
- Haltungsfehler,
- schwere körperliche Arbeit und
- Heben schwerer Gegenstände mit biomechanisch ungünstiger Körperhaltung.
Bandscheibenvorfall Symptome
Ein Bandscheibenvorfall muss nicht zwingend Symptome hervorrufen. Ein kleiner Bandscheibenvorfall bleibt oft lange Zeit unbemerkt oder wird zufällig entdeckt.
Je nach Lage und Grösse kann ein Bandscheibenvorfall verschiedene Symptome hervorrufen. Ein Bandscheibenvorfall kann in jedem Bereich der Wirbelsäule auftreten. Am häufigsten betreffen sie jedoch die Lendenwirbelsäule (LWS) und seltener die Halswirbelsäule (HWS) oder die Brustwirbelsäule (BWS). An der Lendenwirbelsäule kommen mehr als 90 Prozent aller Bandscheibenvorfälle vor.
Bei einem Bandscheibenvorfall im Bereich der Lendenwirbelsäule treten typischerweise folgende Symptome auf:
- Rückenschmerzen mit Ausstrahlung in das Bein und ggf. den Fuss
- Sensibilitätsstörungen im Bereich des Beins und ggf. des Fusses
- Kribbeln im Gesäss, Bein und/oder Fuss
- Lähmungserscheinungen vom Bein
In seltenen Fällen können im Rahmen eines Bandscheibenvorfalls auch Probleme beim Stuhlgang und beim Wasserlassen sowie ein Taubheitsgefühl im Anal- und Genitalbereich und auf der Innenseite der Oberschenkel auftreten. Ein solcher Notfall wird auch Kauda-Equina-Syndrom genannt. In diesem Fall muss die Chirurgin oder der Chirurg das vorgefallene Bandscheibengewebe notfallmässig operativ entfernen, um dauerhafte Nervenschädigungen und Symptome zu verhindern.
Diagnose bei einem Bandscheibenvorfall
Bei Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall werden wir die betroffene Person gründlich untersuchen. Dazu gehören:
- Neurologische Untersuchung: Wir überprüfen die Reflexe, die Sensibilität, die Beweglichkeit. Je nachdem, ob und wohin die Schmerzen ausstrahlen, lässt dies Rückschlüsse darauf zu, ob und welche Nerven durch den Bandscheibenvorfall gereizt oder komprimiert werden
- Magnetresonanztomografie (MRT): Mit Hilfe dieses bildgebenden Verfahren lassen sich das Rückenmark und die Nerven darstellen und ein Bandscheibenvorfall von anderen Erkrankungen der Wirbelsäule abgrenzen.
- Computertomografie (CT): Ein bildgebendes Verfahren, das auf Röntgenstrahlen basiert. Veränderungen an der Wirbelsäule können dadurch sichtbar gemacht werden.
- Röntgenuntersuchung: Erhärtet sich der Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall, wird zur weiteren Abklärung u.U. eine Röntgenuntersuchung Wichtig ist, dass die Röntgenbilder die Wirbelsäule in verschiedenen Haltungen zeigen. Dadurch können wir die Beweglichkeit der Wirbelsäule abschätzen.
Bandscheibenvorfall Vorbeugen
Es ist nicht möglich, einem Bandscheibenvorfall direkt vorzubeugen. Dennoch können Sie mit verschiedenen Massnahmen Ihre Rückenmuskulatur stärken und dadurch Ihr Risiko für einen Bandscheibenvorfall verringern. Wichtig ist zudem. den Alltag so zu gestalten, dass unnötige, ungesunde Belastungen für die Wirbelsäule vermieden werden:
Worauf Sie achten sollten:
- Absolvieren Sie regelmässig ein gezieltes Rücken- und Bauchmuskeltraining, um Ihre Wirbelsäule zu stützen und zu entlasten.
- Vermeiden Sie Übergewicht. Es belastet die Wirbelsäule und die Bandscheiben zusätzlich.
- Heben in vornüber gebeugter Position kann die Bandscheiben mit dem acht- bis zwölffachen Gewicht belasten. Heben Sie schwere Gegenstände daher nach Möglichkeit aus der Hockposition mit gerader Wirbelsäule.
- Erledigen Sie Arbeiten im Haushalt und im Beruf stets in einer aufrechten, normalen Körperhaltung.
- Bei überwiegend sitzender Tätigkeit sollten Sie zwischendurch immer mal wieder aufstehen und umhergehen.
- Sitzmöbel sollten ergonomisch gestaltet sein und über eine höhenverstellbare Sitzfläche und Sitzlehnen verfügen.
Verlauf und Prognose bei einem Bandscheibenvorfall
Etwa 80 Prozent aller Bandscheibenvorfälle heilen ohne Operation folgenlos aus. In diesen Fällen ist die Prognose gut. In manchen Fällen können sich jedoch die Symptome verschlimmern oder zu chronischen Einschränkungen führen. In diesem Fall kann eine Operation helfen, das vorgewölbte bzw. vorgefallene Bandscheibengewebe zu entfernen, die Nervenstrukturen zu entlasten und die Symptome zu lindern. In sehr seltenen Fällen führt jedoch auch eine Operation zu Komplikationen oder zum Auftreten von überschüssigem Narbengewebe.
Aus diesem Grund ist es sinnvoll, das Für und Wider einer Operation immer gründlich abzuwägen.
Bandscheibenvorfall Behandlung
Je nach Art, Ort und Grösse des Bandscheibenvorfalls und der dadurch hervorgerufenen Nervenreizungen und Symptomen stehen mehrere Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung.
In den meisten Fällen können konservative Massnahmen eine deutliche Linderung erzielen. Dazu gehören schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente und Physiotherapie. Die Physiotherapie begleitet und unterstützt Sie während dem gesamten Genesungsprozess mit zielführenden Übungen zur Entlastung und Kräftigung der Wirbelsäule und beim Wiedereinstieg in den Alltag und den Sport.
Bei stärkeren Beschwerden können auch spritzenbasierte Therapien, wie die periradikuläre Injektion, die Reizung der Nerven reduzieren. Eine Operation wird in der Regel nur empfohlen, wenn konservative Ansätze nicht erfolgreich sind, starke neurologische Ausfälle wie Lähmungen vorliegen oder ernsthafte Komplikationen wie das Kauda-Syndrom auftreten. Hierbei wird das vorgefallene Gewebe entfernt, um den Druck auf die Nerven zu verringern und die Symptome zu lindern.
Durch individuelle Therapien und eine enge medizinische Betreuung ist der Verlauf in der Regel positiv.
Bandscheibenvorfall Übungen
Ein Bandscheibenvorfall muss nicht das Ende Ihrer Beweglichkeit bedeuten – im Gegenteil! Mit gezielten Übungen kann die Rückenmuskulatur gestärkt, die Beweglichkeit zurückgewonnen und die Schmerzen positiv beeinflusst werden.. Häufig reichen schon einfache Übungen im Alltag aus, welche das Wohlbefinden steigern und das Vertrauen in den eignen Rücken wieder stärken. Am besten erkundigen Sie sich beim ärztlichen Dienst oder in der Physiotherapie nach für Sie massgeschneiderten Übungen, welche an ihre Krankheitsphase, Bedürfnisse und Fertigkeiten angepasst sind. Genau so wie Sie, ist auch ihr Rücken einzigartig. Ein Gespräch mir einer Fachperson hilft zudem beim langfristigen Management von Rückenschmerzen (damit erneute Rückenbeschwerden vermieden werden können) und beim Erstellen eines individuellen Trainingsplanes.
Bleiben Sie, wenn möglich auch mit Rückenschmerzen aktiv. Kleine Gehstrecken verbessern den Stoffwechsel. Beobachten Sie, ob sie Gehstrecken auf flachem Terrain oder bergauf besser vertragen. Kleine, langsame Bewegungen für kurze Zeit aus dem Becken in möglichst unbelastenden Rückenpositionen (bsp.: liegend oder im Vierfüssler) verbessern den lokalen Stoffwechsel. Hören Sie auf die Zeichen Ihres Körpers. Die Übungen sollen keine Irritationen oder Ausstrahlungen auslösen. Am besten erarbeiten Sie ein auf Sie angepasstes Übungsprogramm in der Physiotherapie, welches sich mit der Zeit an Ihre Fortschritte anpasst.
FAQ zum Thema Bandscheibenvorfall
Ein Bandscheibenvorfall kann sich durch Rückenschmerzen, die in Arme oder Beine ausstrahlen, sowie durch Kribbeln, Taubheit oder Muskelschwäche bemerkbar machen. In seltenen und schweren Fällen können Lähmungen oder ein Kauda- Syndrom auftreten
Die meisten Bandscheibenvorfälle heilen ohne Operation durch konservative Massnahmen mithilfe von schmerzstillenden und entzündungshemmenden Medikamenten in Kombination mit Physiotherapie und angepasster Aktivität. und ab.. In schweren Fällen kann eine Operation notwendig sein..
Die Schmerzlokalisation hängt von der betroffenen Wirbelsäulenregion ab: Ein Vorfall in der Lendenwirbelsäule verursacht oft Schmerzen im unteren Rücken und Bein, während ein Vorfall in der Halswirbelsäule Nacken-, Schulter- und Armschmerzen auslöst.
Das schwerwiegendste Risiko ist das sogenannte Kauda-Syndrom, bei dem Nerven im unteren Rücken sehr stark eingeengt werden. Dies erfordert in der Regel eine zeitnahe Operation.
Die Symptome eines Bandscheibenvorfalls sind vielfältig. Für eine sichere Diagnose ist meist eine ärztliche Untersuchung mit Bildgebung erforderlich..
Die Regeneration eines Nervs ist von vielen Faktoren abhängig und kann mitunter langwierig sein.
Ein Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule verursacht oft starke, stechende Schmerzen im unteren Rücken, die bis ins Bein oder Gesäss ausstrahlen, begleitet von Kribbeln, Taubheit oder Schwäche.
Ein Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule (HWS) betrifft meist Nacken, Schultern und Arme, während ein Vorfall in der Lendenwirbelsäule (LWS) hauptsächlich den unteren Rücken und die Beine beeinträchtigt.
Abhängig von der Krankheitsphase sollte man allgemein in der akuten Phase hohe Belastungen für den Rücken wie beispielsweise starke körperliche Belastungen, Stopp- und Go Bewegungen, langes Sitzen oder Stehen vermeiden.
In der Akutphase sollte man sich schonen. Eine komplette Bettruhe sollte vermieden werden. Stattdessen sollte man leichte Bewegung und Übungen durchführen, die die Wirbelsäule entlasten und eine Regeneration ermöglichen
Gemeinsam mit den Fachexperten von der Physiotherapie und dem ärztlichen Dienst gelingt die Rehabilitation am besten. Wichtig ist ein massgeschneidertes und langfristiges Management, um erneute Rückenschmerzepisoden zu vermeiden.