Gelenkschmerzen

Arthralgie

Oft beginnen die Beschwerden schon am Morgen beim Aufstehen: Gelenkschmerzen, Arthralgie genannt, können beunruhigend sein und den Alltag zur Qual machen. Da ist es nur ein schwacher Trost, dass auch eine grosse Zahl anderer Menschen unter schmerzenden Gelenken leidet. Arthralgien entstehen aus vielen unterschiedlichen Gründen. So können die Verursacher von Gelenkschmerzen Wechseljahre sein, aber auch rheumatische Erkrankungen, Medikamente, eine Virusinfektion, eine Gelenkentzündung oder etwas anderes. Eine gezielte Behandlung der Arthralgie kann die quälenden Schmerzen in den Gelenken meist erträglich machen oder sogar zum Verschwinden bringen.

Überblick: Was sind Gelenkschmerzen?

Schmerzende Gelenke gehören zu den häufigsten Anlässen für Arztbesuche. Ob Fingergelenkschmerzen, Schultergelenkschmerzen, Kniegelenkschmerzen oder Gelenk- und Muskelschmerzen am ganzen Körper: Es gibt kaum eine bewegliche Verbindung zwischen den Knochen, die nicht von einer Arthralgie betroffen sein kann. Entweder als Einzelgelenk oder in Form mehrerer schmerzender Gelenke. Die Ausprägung reicht dabei von milden Beschwerden bis zu starken Einschränkungen.

Wenn Schmerzen in Gelenken kürzer als sechs Wochen andauern, handelt es sich um eine akute Arthralgie; wenn die Gelenke länger wehtun, ist die Erkrankung chronisch.

Vor allem Frauen und Männer in der zweiten Lebenshälfte sind von Arthralgien betroffen, aber keineswegs nur sie. Wie viele Erkrankte es insgesamt sind, ist nicht genau bekannt. Doch allein an Arthritis oder Arthrose, die beide von Gelenkschmerzen begleitet sind, leiden in der Schweiz mehr als eine Million Menschen. Wobei der weibliche Teil der Bevölkerung ein zusätzliches Risiko für Arthralgie trägt, das den Männern erspart bleibt: die Wechseljahre.

Gelenkschmerzen: Wechseljahre als Risiko

„Bisher ging es mir eigentlich gut – aber jetzt habe ich plötzlich Gelenkschmerzen am ganzen Körper.“ Wenn Wechseljahre Gelenkschmerzen entstehen lassen, ist das für die betroffenen Frauen meist eine grosse Belastung. Ob Schmerzen an den Knien, an den Schultern oder Schmerzen in den Fingergelenken: Wechseljahre begünstigen diese unangenehmen Zustände, weil es während der Menopause zu einer verminderten Produktion des Sexualhormons Östrogen kommt. Eine ausreichende Menge von Östrogen ist wichtig, um die Gelenke mit genügend Flüssigkeit und «Schmierstoff» zu versorgen. Geschieht das nicht, können die Gelenke an Beweglichkeit verlieren, wehtun und allmählich steif werden.

Eine Arthralgie bei Wechseljahren lässt besonders häufig folgende Gelenke schmerzen: die Gelenke der Finger und Hände, die Schulter- und die Kniegelenke. Vor allem morgens sind die Beschwerden meist deutlich zu spüren, im Verlauf des Tages bessern sie sich oft. Denn Bewegung hilft. Aber auch sportlich aktive Frauen kennen während der Wechseljahre Gelenkschmerzen.

Der Östrogenmangel wirkt sich auch auf die Muskulatur negativ aus – sie büsst Kraft sowie Elastizität ein. Und die Wechseljahre erzeugen nicht nur Muskel- und Gelenkschmerzen: Müdigkeit und Erschöpfung können ebenfalls hinzukommen, ebenso wie die von vielen Frauen befürchtete Osteoporose (Knochenschwund). Eine altersbedingte Abnutzung von Gelenken spielt meist nur eine geringe Rolle bei den Gelenkschmerzen – Ursache sind vor allem die fehlenden Hormone.

Sprechstunde Wechseljahre

Symptome: Wie zeigen sich Gelenkschmerzen?

Ob nur einzelne Gelenke betroffen sind oder Gelenkschmerzen am ganzen Körper auftreten – Ärztinnen und Ärzte unterscheiden drei unterschiedliche Erscheinungsformen:

  • «Am schlimmsten ist es morgens nach dem Aufstehen», klagen viele Schmerzpatienten. Mediziner sprechen bei einer solchen Form der Arthralgie von Anlaufschmerzen.
  • Die Gelenkbeschwerden können ebenso nachts erscheinen. In diesem Fall spricht die Medizin von Ruheschmerzen.
  • Wenn Schmerzen in den Gelenken unabhängig von der Tageszeit nur auftreten, sobald das betroffene Gelenk bewegt wird, handelt es sich um Belastungsschmerzen.

Gelenke können auf unterschiedliche Weise wehtun und zum Beispiel stechend oder brennend sein. Es gibt auch Schmerzen in Gelenken, die pulsierend oder als dumpfer Schmerz erscheinen. Je genauer Sie als Patient oder Patientin Ihre Gelenkschmerzen beschreiben können, desto mehr unterstützen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt, die Ursache für Ihre Beschwerden zu ermitteln und eine exakte Diagnose zu stellen.

Diagnose: Wie erkennt man Arthralgien?

Eine genaue Diagnose der Gelenkschmerzen ist wichtig; sonst kann es passieren, dass eine entzündliche oder rheumatische Ursache der Gelenkbeschwerden übersehen wird. Womöglich mit der Folge, dass eine rechtzeitige und gezielte Therapie ausbleibt und an Gelenken ein dauerhafter Schaden entsteht.

Sollten Sie unter Gelenkschmerzen leiden und ärztlichen Rat suchen, wird Ihre Ärztin oder Ihr Arzt Sie zunächst körperlich untersuchen. Das genaue Betrachten und Abtasten der betroffenen Stellen spielen dabei ebenso eine Rolle wie die Frage, ob das schmerzhafte Gelenk druckempfindlich oder in seiner Beweglichkeit eingeschränkt ist. Weiterhin wird bei der ärztlichen Untersuchung geklärt, in welcher Situation und wie lange der Gelenkschmerz auftritt. Wenn zum Beispiel eine sogenannte Morgensteifigkeit besteht, die nach dem Aufstehen länger als eine halbe Stunde andauert, besteht der Verdacht auf eine rheumatische Erkrankung.

Je nach Befunde in der körperlichen Untersuchung kann der Arzt weitere diagnostische Tests (Bluttests, bildgebende Verfahren) zur weiteren Abklärung empfehlen.

Eine exakte Arthralgie-Diagnose ist wichtig, weil es Gelenkerkrankungen gibt, die sich zwar alle als Schmerz äussern, aber unterschiedlich behandelt werden müssen. Das gilt zum Beispiel für folgende häufig auftretende Gelenkschmerzen:

Gelenkschmerzen bei Arthrose

Arthrose bedeutet Gelenkverschleiss. Nicht nur der Gelenkknorpel, der sich als Puffer zwischen den Knochen befindet, ist bei Arthrose in einem schlechten Zustand, sondern das gesamte Gelenk. Hierzu gehören auch die Gelenkkapsel, eine Schleimhautschicht (Synovialis) und Gelenkschleim (Synovia). Im schlimmsten Fall schreitet der Verschleiss so weit fort, dass der Knorpel komplett abgebaut wird. Wenn dann Knochen auf Knochen reibt, werden die Gelenkschmerzen als besonders peinigend empfunden.

Die Abnutzung des Gelenks zeigt sich häufig als brennender, pulsierender oder stechender Schmerz, der auch in Schüben auftreten kann. Häufig kommt es zu einer Schwellung. Später ist auch eine Versteifung oder Verformung des betroffenen Gelenks möglich.

Arthrose befällt sehr oft die Kniegelenke. Auch die Gelenke von Hüfte und Fingern – vor allem am Daumenballen – sind häufig betroffen. Bei körperlicher Tätigkeit tritt zunächst oft ein Anlaufschmerz auf, der sich im Verlauf der weiteren Bewegung zu einem Belastungsschmerz wandeln kann.

Gelenkschmerzen bei Arthritis

Arthritis bedeutet Gelenkentzündung. Sie befällt den Gelenkknorpel und zeigt sich äusserlich meist als Rötung und Schwellung des betroffenen Gelenks. Anfangs äussert sich Arthritis als stechender Schmerz, der bei Belastung auftritt, später sind auch Gelenkschmerzen im Ruhezustand möglich.

Als Ursache für eine Gelenkentzündung kommen unter anderem Verletzungen, Infektionen, Stoffwechselstörungen und Rheuma infrage.

Gelenkschmerzen bei Rheuma

Unter dem oft verwendeten, aber ungenauen Begriff „Rheuma“ versammeln sich verschiedene schmerzhafte Einschränkungen. Für diese Form einer entzündlichen Gelenkerkrankung sind unter anderem folgende Symptome typisch:

  • Die grössten Gelenkbeschwerden treten morgens auf
  • Die Grundgelenke der Finger sind betroffen
  • Die Morgensteifigkeit hält länger als eine Stunde an
  • Die Gelenkschmerzen bessern sich bei Bewegung
  • Den Betroffenen fällt es schwer, eine Faust zu ballen
  • Die befallenen Gelenke sind geschwollen und druckempfindlich

Gelenkschmerzen nach Corona

Muskel- und Gelenkschmerzen gehören auch zu den möglichen Begleiterscheinungen einer Infektion mit dem Corona-Virus. Häufig entstehen an der Schulter Gelenkschmerzen, auch Kniegelenk-Schmerzen kommen vor. Noch lange nach einer durchlittenen Corona-Infektion können die Beschwerden anhalten. Bestehen sie vier bis zwölf Wochen lang oder treten sie in dieser Zeit erneut auf, werden die Gelenkschmerzen und anderen Beschwerden als „Long-COVID-Syndrom“ bezeichnet. Ab einem Zeitraum von zwölf Wochen spricht man von „Post-COVID“.

Ursachen: Wie entstehen Gelenkschmerzen?

Wer siebzig ist, ist keine siebzehn mehr: Ein gewisser Verschleiss unserer Gelenke ist eine ganz normale Begleiterscheinung des Älterwerdens. Ärztinnen und Ärzte sprechen deshalb bei Gelenkschmerzen in vielen Fällen von einer „degenerativen“ Erscheinung – also von Beschwerden, die durch Alterung und Abnutzung entstehen, wie es bei der Arthrose der Fall ist.

Welche Ursache Gelenkschmerzen haben, kann aber auch von anderen Faktoren abhängen. Neben der weit verbreiteten Arthrose (Gelenkverschleiss) und der Arthritis (Gelenkentzündung) kommen für Arthralgien unter anderem folgende Voraussetzungen infrage:

  • Stoffwechselerkrankungen (z. B. Gicht)
  • Verletzungen (z. B. Prellungen)
  • Virusinfekte (z. B. Grippe, Masern, Röteln, Windpocken)
  • Tumor oder Leukämie
  • Borreliose nach Zeckenbiss
  • Nebenwirkung von Medikamenten

Unabhängig davon, welche Ursachen Gelenkschmerzen haben: Sollten Sie betroffen sein, zögern Sie nicht, Ihre Ärztin oder Ihren Arzt aufzusuchen. Denn manchmal müssen Arthralgien schnell behandelt werden, um langfristige Schäden an den befallenen Gelenken rechtzeitig zu verhindern.

Wie werden Gelenkschmerzen behandelt?

Wer unter einer Arthralgie leidet, hat vor allem einen Wunsch: Die Gelenkschmerzen sollen bald verschwinden. Und zwar für immer. Der zweite Wunsch lautet oft, dass die eingeschränkte Beweglichkeit wiederhergestellt werden soll. Nicht alle Betroffenen suchen bei Gelenkschmerzen sofort ärztlichen Rat. Oft ist das auch nicht nötig, denn in vielen Fällen können Gelenk- oder Gliederschmerzen von selbst zurückgehen. Wenn die Beschwerden aber länger als zwei Wochen andauern oder immer wieder auftauchen, sollte unbedingt ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden.

Bei akuten Gelenkschmerzen helfen oft entzündungshemmende Schmerzmittel, ebenso wie durchblutungsfördernde Einreibungen oder Wickel. Auch physikalische Behandlungen, zum Beispiel mit Wärme, gelten als erfolgreiche Methoden. Physiotherapie mit Dehnungs- und Belastungsübungen können ebenfalls Gelenkschmerzen vermindern und die Beweglichkeit verbessern. Frauen, die während der Wechseljahre Gelenkschmerzen bekommen, können von einer Hormonersatztherapie profitieren (international kurz HRT abgekürzt).

Gelenkschmerzen: Was hilft sonst noch?

Wer unter Arthralgie leidet, kann viel für sich selbst tun. Regelmässige sportliche Aktivität – zum Beispiel in Form von gelenkschonendem Schwimmen oder Radfahren – unterstützt die Beweglichkeit und stärkt den Aufbau der Muskeln. Kräftige Muskeln wiederum stützen die Gelenke.

Als Risikofaktoren, die man möglichst vermeiden sollte, gelten Alkohol (kann Gicht auslösen) und Nikotin (kann Arthrose begünstigen). Übergewicht sollte bei einer Arthralgie unbedingt reduziert werden, weil es die Gelenke belastet. Dabei hilft eine gesunde Ernährung. Sie hat ganz nebenbei einen weiteren Vorteil: Lebensmittel, die fettarm und vitaminreich sind, unterstützen den Erhalt von gesunden Gelenkknorpeln.

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