Diese Fehlbildungen betreffen in erster Linie Frauen, doch manchmal auch Männer. Anlagestörungen der Brust sind wie der Name schon sagt angeboren und dabei gutartig. Manche sind bereits gleich nach der Geburt zu erkennen wie etwa eine dritte Brustwarze, andere erst mit Eintritt der Pubertät, wie unterschiedlich grosse Brüste. Eine Behandlung ist zwar nicht immer nötig, doch falls erwünscht, bietet die moderne Plastische Chirurgie eine ganze Palette von Möglichkeiten zur Korrektur.
Überblick: Was sind Anlagestörungen der Brust?
Diese Form der Veränderungen der Brust und Fehlbildungen haben keinen Krankheitswert, Anlagestörungen der Brust sind also immer gutartig, es handelt sich nicht um bösartige Veränderungen wie bei Krebs.
Doch je nach Art der Anlagestörung oder Ausprägung belasten sie nicht nur psychisch, sondern können sich indirekt auch körperlich auswirken. Dabei gibt es verschiedene Formen der Anlagestörungen, die sich in zwei Gruppen teilen:
- Anlagestörungen, die bereits gleich nach der Geburt zu erkennen sind und
- Anlagestörungen, die erst mit Beginn der Pubertät offensichtlich werden.
Anlagestörungen von Geburt an
- Athelie – fehlende Brustwarzen
- Polythelie – überzählige Brustwarzen. Eine oder sogar mehrere zusätzliche Brustwarzen können auf der so genannten embryonalen Milchleiste vorhanden sein. Dabei handelt es sich um eine in der Embryonalentwicklung wichtige Anlagelinie, die von den Schamlippen zu den Achselhöhlen reicht. Polythelie betrifft übrigens nicht nur Frauen, sondern kann, wenn auch selten, bei Männern auftreten.
- Polymastie oder akzessorische Mamma – eine zusätzliche Brust ist angelegt, mit Brustwarze und Warzenhof. Sie ist schon beim Neugeborenen zu erkennen, mit Beginn der Pubertät entwickelt sie sich. Diese überzählige Brustdrüse ist auf der embryonalen Milchleiste lokalisiert und betrifft bis zu fünf Prozent der Frauen. Dabei kann sich die zusätzliche Brustdrüse auch zur Achsel hin entwickeln. Das wird als aberrierende Mamma bezeichnet.
Anlagestörungen in der Pubertät erkennbar
- Anisomastie – unterschiedlich grosse Brüste, die am häufigsten auftretende Anlagestörung der Brust. In der Pubertät nehmen beide Brüste nicht in gleichem Masse an Umfang zu, sie entwickeln sich asymmetrisch.
- Amastie – fehlende Brüste
- Mastoptose – dabei handelt es sich um Hängebrüste, meist treten sie bei Bindegewebsschwäche auf, aber auch, wenn die Frau stark übergewichtig ist und/oder etwas älter.
- Mikromastie – die Brüste sind ausgesprochen klein.
- Makromastie – die Brüste sind im Vergleich zur altersentsprechenden Norm viel zu gross.
Anlagestörungen der Brust: Ursachen und Risikofaktoren
Zwar ist noch nicht bei jeder Anlagestörung der Brust alles über die Ursachen bekannt, das gilt zum Beispiel für die Polymastie, fest steht jedoch, dass zwei Faktoren bei den meisten anlagebedingten Fehlbildungen eine Rolle spielen: die Hormone und die Gene.
Fehlt beispielsweise die Brustwarze, also bei Athelie, kann entweder die Erbanlage bereits geschädigt gewesen sein, oder der Embryo wurde während seiner Entwicklung schädigenden Einflüssen ausgesetzt. Ist die Brust deutlich zu klein, handelt es sich also um Mikromastie. Bei dieser Störung sind möglicherweise zu wenig Hormonrezeptoren vorhanden (für Progesteron und Östrogen) oder es steht in zu geringer Menge Brustdrüsengewebe zur Verfügung.
Doch es gibt auch Ausnahmen, nicht immer muss es sich bei einer Fehlbildung oder Veränderung um eine anlagebedingte Störung handeln. So können etwa für die Unterentwicklung einer Brustdrüse auch äussere Faktoren eine Rolle spielen, wie Entzündungen oder bestimmte Behandlungen in frühen Jahren, wie zum Beispiel eine Strahlentherapie.
Symptome: Manche einseitig, manche auf beiden Seiten
Die Symptome von Anlagestörungen der Brust zeigen sich, wie bereits erwähnt, manchmal gleich nach der Geburt (keine Brustwarzen oder überzählige Brustwarzen) oder auch erst mit Beginn der Pubertät, weil sich in diesem Alter die Drüsengänge bilden und die Brust wächst. Daneben gibt es noch weitere Differenzierungen: Die Störung kann nur eine Seite betreffen oder auch beide. Das gilt für eine fehlende Brustanlage, aber auch für eine unterentwickelte Brust.
Überzählige Brustanlagen entstehen dagegen meist nur auf der einen embryonalen Milchleiste, also auf einer Seite. Typische Anzeichen dafür sind:
- eine dunklere Pigmentierung der Haut an einer Stelle.
- Die Haut ist etwas verhornt.
- Es bilden sich Haarinseln.
- Eine Stelle der Brust wölbt sich hervor.
Dabei verhält sich die überzählige Brust wie jede andere, normale Brust: Mit Beginn der Pubertät, also der Geschlechtsreife, beginnt sie zu wachsen, kann vor Einsetzen der Monatsblutung und in der Schwangerschaft etwas spannen und, wenn das Baby dann geboren worden ist, sogar Milch produzieren.
Schmerzhafte Symptome oder eine Gesundheitsgefahr gehen von Brustanlagestörungen meist nicht aus. Bei manchen Ausprägungen können sie jedoch indirekt zu Beschwerden führen: Sind die Brüste zu gross und damit zu schwer oder ist der Grössenunterschied ausgeprägt, kann das Brust- und Rücken- sowie Nackenwirbel, Sehnen und Bänder stark belasten. Dann können folgende Symptome auftreten:
- Nackenschmerzen
- Rückenschmerzen
- Kopfschmerzen
- Migräne
- Auf Dauer entstehen Fehlhaltungen.
- Bei zu grossen Brüsten oder Hängebrüsten: Entzündungen mit chronischen Hautinfektionen oder Pilzerkrankungen
Anlagestörungen der Brust: Diagnose bei uns
Manche der Brustfehlbildungen sind gleich nach der Geburt zu erkennen, wie zusätzliche Brustwarzen, aber auch weitere Brüste. Die Diagnose beim Neugeborenen ist besonders wichtig, weil diese Anlagestörungen der Brust oft gemeinsam mit anderen Entwicklungsstörungen auftreten. Das können Probleme der Verdauungsorgane oder der Nieren sein. Wir werden dann untersuchen, ob diese Organe regulär ausgebildet sind und arbeiten.
Doch auch die anderen Brustfehlbildungen, die oft erst mit der Pubertät deutlich werden, lassen sich bereits vorher erkennen und sollten mit einer Biopsie abgeklärt werden. Eine Gewebeuntersuchung zeigt, um welche Art der Anlagestörung es sich handelt und ob diese möglicherweise behandelt werden muss.
Anlagestörungen der Brust: Vorbeugen, Früherkennung, Prognose
Einer Anlagestörung der Brust lässt sich bei den meisten Formen nicht vorbeugen, weil sie anlagebedingt sind und von daher in den Genen liegen. Nur bei einem extrem geringen Anteil dieser Störungen verändern äussere Einflüsse die Brust oder die Brustwarze – etwa Entzündungen oder Bestrahlungen.
Wichtig ist jedoch auf jeden Fall eine frühe Diagnose durch uns, um zu beurteilen, ob und wann die Fehlbildung behandelt bzw. korrigiert werden sollte.
Verlauf und Prognose bei Anlagestörungen der Brust
Anlagebedingte Fehlbildungen der Brust sind gutartig, können aber seelisch belasten. Die körperliche Gesundheit gefährden sie meist nicht. Bei ganz bestimmten Störungen sind jedoch Beschwerden an der Brust- und Nackenwirbelsäule möglich – durch zu grosse Brüste auf beiden Seiten oder bei einem zu ausgeprägten Grössenunterschied zwischen beiden Brüsten.
Doch auch bei diesen Fällen ist die Prognose in der Regel gut, weil sich diese Fehlbildungen chirurgisch gut korrigieren lassen.
Anlagestörungen der Brust: Behandlung
In der Regel muss eine Anlagestörung der Brust nicht behandelt werden. Falls jedoch durch die Fehlbildung körperliche Beschwerden auftreten oder die seelische Belastung zu gross ist, kann eine Brustoperation angeraten sein.
Brustoperationen: mögliche Eingriffe
Je nach Art der Fehlbildung gibt es verschiedene Operationen zur Korrektur der Brust oder Brustwarzen:
- Brustverkleinerung (Mammareduktion) bei zu grossen Brüsten: Ziel der Operation ist, das Volumen zu verringern. Dabei entfernt der Chirurg oder die Chirurgin nicht nur Haut, sondern auch Fettgewebe und Brustdrüsengewebe. Er oder sie verkleinert den Brustwarzenhof und platziert die Warze so, dass sie zur neu modellierten, kleineren Brust passt. Mit intelligenter Schnittführung – einmal um den Warzenhof und dann senkrecht nach unten zur Unterbrustfalte – werden auffällige Narben vermeidet. Nach einer Mammareduktion tragen Sie für rund sechs Wochen rund um die Uhr einen individuell angepassten Stütz-BH, um die Narben zu entlasten und die neue Form zu erhalten.
- Brustaufbau bei anlagebedingt zu kleinen oder unterschiedlich grossen Brüsten: Um eine Brust zu vergrössern, kann der Chirurg oder die Chirurgin mit Eigenfett (Lipofilling) oder Eigengewebe arbeiten. Oder es können bei der Vergrösserung (Mammaaugmentation) Silikonimplantate eingesetzt werden. Diese Implantate stehen in unterschiedlichen Grössen und Formen (rund, tropfenförmig etc.) zur Verfügung. Moderne Silikonimplantate sind so konstruiert, dass das Silikon nicht auslaufen kann, auch wenn die Hülle des Füllkissens verletzt werden sollte. Der Eingriff erfolgt so schonend wie möglich, häufig auch mikrochirurgisch.
- Fehlende Brustwarze korrigieren: Hier lässt sich chirurgisch eine Brustwarze konstruieren. Der Plastische Chirurg oder die Plastische Chirurgin wendet Techniken an wie beispielsweise die lokale Lappenplastik, dabei wird lokales Gewebe verschoben. Die Pigmentierung erfolgt durch kosmetische Tätowierung.
- Bruststraffung (Mastopexie): Dabei geht der Chirurg oder die Chirurgin ähnlich wie bei der Brustverkleinerung vor, strafft aber vor allem die Haut.
- Überzählige Brustwarzen und Brüste: Sie lassen sich operativ vollständig entfernen.
Bei einem operativen Eingriff wird vom Institut für Anästhesiologie das individuell auf Sie angepasste Anästhesie-Verfahren ausgewählt.
Details zu den Behandlungen