Analfisteln

Analfisteln können sehr unangenehm werden. Sie äussern sich durch Schmerzen, etwa beim Sitzen, sowie durch Sekret, das aus einer unnatürlichen Öffnung in der Haut im Bereich der Analgegend fliesst. Die Behandlung besteht immer in einer Operation, denn Analfisteln verschliessen sich nur selten von alleine. Je nach Fisteltyp und Verlauf der Fistelgänge gibt es verschiedene Operationstechniken.

Was sind Analfisteln?

Analfisteln sind unnatürliche Gänge, die sich zwischen dem Analkanal und der Haut um die Afteröffnung herum bilden. In der Regel bilden sich die Gänge aufgrund einer Entzündung spezieller Drüsen im Analkanal, den Proktodealdrüsen. Bei Menschen sind sie heute nur noch unvollständig und individuell in verschiedener Anzahl angelegt. Sie können sogar ganz fehlen. Es gibt aber noch andere Ursachen für Analfisteln, zum Beispiel chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa.

Eine Fistel im Analbereich kann sehr unangenehm sein: Betroffene verspüren meist Schmerzen und aus der Öffnung der Fistel fliesst Sekret nach aussen. Zudem kann das Gebiet um die Fistel herum aufgrund der Entzündung sich röten und anschwellen.

Analfisteln bilden sich oft infolge eines Analabszesses, aufgrund einer von Bakterien hervorgerufenen eitrigen Entzündung. Eigentlich handelt es sich bei der Analfistel und dem Analabszess um das gleiche Krankheitsbild. Der Analabszess geht mit einer abgekapselten Eiteransammlung einher und entspricht der akuten Form. Die Analfistel ist dagegen die chronische Variante, bei der die eitrige Flüssigkeit durch eine Öffnung in der Haut nach aussen dringt.

Analfisteln heilen meist nicht von selbst. Die Behandlung besteht in der Regel in einer Operation, für die es verschiedenen Techniken gibt. Welche davon Ärztinnen und Ärzte wählen, hängt vom Typ und vom Verlauf der Fistel ab. Ohne chirurgische Behandlung besteht die Gefahr, dass sich die Fistel entzündet und sich Eiter bildet. Und auch das Wohlbefinden und die Lebensqualität der Betroffenen leiden.

Analfisteln – Häufigkeit und Alter

Analfisteln kommen relativ häufig vor. Experten schätzen, dass etwa 20 von 100’000 Einwohnern pro Jahr daran erkranken. Innerhalb Europas scheint die Häufigkeit zu variieren, wie eine Untersuchung aus dem Jahr 2007 zeigte: Am seltensten entwickelte die Bevölkerung in Spanien Analfisteln (1.04 pro 10’000 Einwohner/Jahr). Am höchsten lag die Rate in Italien (2.32 pro 10’000 Einwohner/Jahr).

Betroffen von den unnatürlichen Gängen in der Analregion rund um den Schliessmuskel sind vorwiegend Erwachsene zwischen 30 und 50 Jahren. Männer sind deutlich häufiger betroffen aufgrund der erhöhten Anzahl an Proktodealdrüsen.

Analfisteln: Ursachen und Risikofaktoren

Die häufigste Ursache für Analfisteln ist eine Infektion der Proktodealdrüsen mit Bakterien. Die entzündeten Drüsen werden schliesslich zu einem langen Gang und zur Fistel. Analfisteln können sich ganz verschiedene Wege zur Hautoberfläche bahnen und unterschiedlich verlaufen.  Die Analfisteln werden laut der Parks Klassifikation in fünf verschiedene Typen eingeteilt – je nach ihrem Verlauf in ihrer Beziehung zum Schliessmuskel (Musculus sphinkter ani):

  • Intersphinktere Analfisteln (Typ I) kommen sehr häufig vor. Die Gänge verlaufen zwischen dem inneren und äusseren Schliessmuskel.
  • Transsphinktere Analfisteln (Typ II) kommen häufig vor. Die Gänge durchdringen beide Schliessmuskeln komplett, also sowohl den inneren als auch den äusseren Anteil.
  • Suprasphinktere Analfisteln (Typ III) sind selten. Die Gänge verlaufen zwischen Schliessmuskel und Beckenbodenmuskulatur.
  • Extrashphinktere Analfisteln (Typ IV) sind sehr selten. Die Fistelgänge beziehen den Schliessmuskel nicht mit ein und haben ihren Ursprung ausserhalb des Analkanals.
  • Submuköse (subanodermale) Analfisteln (Typ V) verlaufen direkt unter der Schleimhaut und betreffen den Schliessmuskel nicht.

Illustration einer Analfistel

Seltener haben Analfisteln noch andere Ursachen. Dazu gehören:

  • Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen: Morbus Crohn (etwa ein Drittel der Patientinnen und Patienten entwickeln Analfisteln)
  • Divertikulitis: entzündete Ausstülpungen der Darmschleimhaut
  • Bakterielle Infektionen, z. B. Tuberkulose oder Aktinomykose
  • Krankheiten, bei denen das Immunsystem unterdrückt ist, z. B. HIV, Leukämie
  • Bösartige Tumoren (Krebs)
  • Operation in der Region des Beckenbodens, etwa die Entfernung des Enddarms bei Krebs oder nach Bestrahlung
  • Operationen nahe der Scheide

Risikofaktoren für Analfisteln

Nach neueren Erkenntnissen gibt es einige Risikofaktoren, die Analfisteln vermutlich begünstigen. Dazu zählen zum Beispiel:

Symptome von Analfisteln

Analfisteln können einige sehr unangenehme Symptome hervorrufen. Folgende Beschwerden sind möglich:

  • Schmerzen, besonders beim Sitzen und beim Stuhlgang
  • Aus der Fistel tritt anhaltend Sekret aus, das Eiter enthalten kann. Patientinnen und Patienten können sich durch die Geruchsbelästigung und das Nässen, welches die Unterwäsche verunreinigt, gestört fühlen.
  • Blutungen
  • Juckreiz
  • Symptome einer Entzündung: Fieber sowie Rötung, Überwärmung und Schwellung der Analregion
  • Bei sehr grossen Fisteln kann Wind oder Stuhl abgehen.

Scheuen Sie sich nicht, bei solchen Symptomen eine Ärztin oder einen Arzt aufzusuchen, denn eine Fistel verschwindet in der Regel nicht von selbst.

Analfisteln: Diagnose bei uns

Die Diagnose einer Analfistel beginnt immer mit dem Gespräch zur Krankengeschichte, der Anamnese. Die Ärztin oder der Arzt stellt Ihnen einige Fragen, zum Beispiel:

  • Welche Symptome haben Sie? z.B. Schmerzen, Absonderung von Sekret in der Analregion
  • Wann sind die Beschwerden erstmals aufgetreten?
  • Wie intensiv sind sie ausgeprägt?
  • Bessern sich die Beschwerden zwischendurch oder bleiben sie kontinuierlich bestehen?
  • Sind Erkrankungen bei Ihnen bekannt? z.B. chronisch-entzündliche Darmerkrankung, HIV, Infektionen, Krebs
  • Lebensstil: Wie ernähren Sie sich und wie viel bewegen Sie sich? Sind Sie Raucher? Wie viel Alkohol trinken Sie?
  • Voroperationen: Wurden Sie bereits einmal in der Analregion operiert oder hatten Sie Erkrankungen in diesem Bereich? Wenn ja, dann welche?

Aus Ihren Antworten können Ärztinnen und Ärzte meist schon Rückschlüsse ziehen, ob es sich um eine Analfistel handeln könnte.

  • Proktologische Untersuchung: Die Ärztin oder der Arzt begutachtet zunächst die Analregion und achtet auf Veränderungen, etwa eine Öffnung, die dort nicht hingehört. Mit dem Finger tastet sie oder er den Analkanal ab
  • Ultraschalluntersuchung: Bei unklarem Befund kann eine Ultraschalluntersuchung des Enddarmes (Endosonografie) weiterhelfen: Sie kann den Verlauf einer Fistel im Bereich der Schliessmuskeln sichtbar machen.
  • Darmspiegelung: Wenn der Verdacht auf eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung als Ursache der Fistelbildung besteht.
  • Sondierung der Fistel mit einem feinen Instrument, um den Verlauf des Gangs und seine Beziehung zum Schliessmuskel zu beurteilen. Diese Sondierung geschieht unter Narkose und ist bereits Teil der Behandlung (Operation).
  • Magnetresonanztomografie: Bei komplizierten Fisteln, oder bei Patientinnen und Patienten mit einem Morbus Corhn kommt die Magnetresonanztomografie (MRT = Kernspintomografie) zum Einsatz, um die einzelnen Gänge und jeweiligen Verläufe besser zu erkennen.

Analfisteln: Vorbeugen, Früherkennung, Prognose

Die Ursache der Analfisteln ist in den meisten Fällen eine Entzündung der Proktodealdrüsen. Und dieser können Sie nicht vorbeugen. Auch bei anderen Erkrankungen wie Morbus Crohn oder einer Krebserkrankung haben Sie kaum Möglichkeiten zur Vorbeugung. Eventuell können Sie an einem gesunden Lebensstil ansetzen, denn einige Faktoren scheinen Analfisteln zu begünstigen. Einige Tipps:

  • Bewegen Sie sich möglichst viel im Alltag und treiben Sie Sport.
  • Wenn Sie beruflich viel Zeit im Sitzen verbringen müssen – sorgen Sie für ausreichende Bewegung zwischendurch.
  • Achten Sie auf eine gesunde Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten. Seien Sie sparsam mit Salz und vorsichtig mit scharfen Speisen.
  • Verzichten Sie aufs Rauchen, und wenn Sie Raucher sind: Versuchen Sie den Rauchstopp.
  • Trinken Sie nur massvoll Alkohol und legen Sie regelmässige Alkoholpausen ein.

Es sind keine besonderen Massnahmen zur Früherkennung von Analfisteln bekannt. Suchen Sie immer Ihre Ärztin oder Ihren Arzt auf, wenn Sie Schmerzen oder eitrige Sekretabsonderungen in der Analregion feststellen. So verhindern Sie, dass sich immer wieder Entzündungen und eitrige Abszesse bilden und die Analfistel einen chronischen Verlauf nimmt.

Verlauf und Prognose bei einer Analfistel

Analfisteln heilen normalerweise nicht von selbst ab. Meistens bedarf es einer Operation, um einen definitiven Verschluss der Fistel zu erreichen.

Die Folgen können wiederholte Entzündungen und Analabszesse sein. Analfisteln können auch den Enddarm in Mitleidenschaft ziehen. In bis zu einem Drittel der Fälle nimmt der Schliessmuskel am After Schaden – es droht eine mehr oder weniger stark ausgeprägte Stuhlinkontinenz. Auch nach einer Operation, bei der Ärztinnen und Ärzte die Fistel spalten (Fistulotomie), kann das Risiko für eine Stuhlinkontinenz erhöht sein, wenn der Schliessmuskel zuvor nicht richtig funktionierte. Eine Rarität ist die Bildung eines Fistelkrebs oder eines Fistelkarzinoms bei sehr lange bestehenden Fisteln.

Analfisteln: Behandlung durch eine Operation

Die Behandlung einer Analfistel besteht in einer Operation. Nur sehr selten heilt sie ohne Therapie wieder aus. Es gibt verschiedene Operationstechniken. Welche Methode Chirurginnen und Chirurgen einsetzen, hängt vom Typ der Analfistel, ihrem Verlauf und besonders in Bezug zum Schliessmuskel ab. Ziel ist es immer, die Funktion des Schliessmuskels zu erhalten und die Analfistel dauerhaft zu heilen.

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