Eierstockentzündung und Eileiterentzündung

Adnexitis

Eine Eierstock- und Eileiterentzündung ist eine ernsthafte gynäkologische Erkrankung. Häufige Kennzeichen sind Schmerzen im Unterbauch, Ausfluss und Fieber. Mögliche Auslöser sind Bakterien wie Chlamydien. Eine Adnexitis sollte umgehend behandelt werden, da Unfruchtbarkeit droht.

Überblick: Was ist Eierstock- und Eileiterentzündung?

Eine Adnexitis ist eine Entzündung des Eierstocks und Eileiters. Eileiter und Ovarien werden unter dem Begriff Adnexe zusammengefasst. Adnexe (lateinischer Plural Adnexa) bedeutet so viel wie Anhangsgebilde. Der Begriff wurde gewählt, weil beide Organe wie ein Anhängsel der Gebärmutter erscheinen. Wichtige Begriffe im Überblick:

  • Salpingitis: Entzündung der Eileiter
  • Oophoritis: Entzündung der Eierstöcke
  • Adnexitis: kombinierte Entzündung beider Organe

Eine chronische Adnexitis kann die Eileiter und Eierstöcke so stark schädigen, dass betroffene Frauen dauerhaft unfruchtbar werden und keine Kinder mehr bekommen können. Deshalb sollten Beschwerden im Unterleib grundsätzlich von der Ärztin oder vom Arzt abgeklärt werden.

Häufigkeit

Vorwiegend sind Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter von einer Eileiterentzündung oder Eierstockentzündung betroffen, häufig zwischen dem 16. und 24. Lebensjahr. Mädchen vor der Pubertät und Frauen in der Menopause erkranken sehr selten. Das Risiko, an einer Adnexitis zu erkranken, ist bei Frauen mit häufig wechselnden Geschlechtspartnern besonders hoch. Das Risiko für eine Adnexitis kann mit Hilfe sogenannter Barriereverhütungsmittel wie beispielsweise Kondomen gesenkt werden.

Eileiter- und Eierstockentzündung: Ursachen und Risikofaktoren

Ursache für eine Eileiter- und Eierstockentzündung ist häufig eine bakterielle Infektion mit Gonokokken (Neisseria gonorrhoeae) oder Chlamydien (Chlamydia trachomatis). Auch eine Mischinfektion beider Bakterienarten ist möglich. Seltener wird eine Adnexitis durch Viren verursacht. Auch Bakterien wie Staphylokokken, Streptokokken, Enterokokken, Mykoplasmen und Anaerobier (Bakterien, die ohne Sauerstoff überleben) kommen als Auslöser oder als begünstigende Faktoren für die Entstehung einer Adnexitis infrage. Eine Adnexitis kann auch im Rahmen einer Tuberkulose durch das Mycobacterium tuberculosis auftreten.

Ein besonders hohes Risiko für eine Eileiter- und Eierstockentzündung besteht für Frauen, die:

  • jünger als 25 Jahre sind
  • häufig wechselnde Sexualpartner haben
  • bei ihrem ersten Geschlechtsverkehr sehr jung waren
  • einen Partner oder eine Partnerin mit bekannter Geschlechtserkrankung haben

Adnexitis: verschiedene Infektionswege

Eine Eileiter- und Eierstockentzündung wird meist durch Bakterien verursacht. Die Erreger können über verschiedene Wege zu den Eierstöcken und Eileitern (Adnexen) gelangen.

Fachleute unterscheiden verschiedene Infektionswege:

  • aufsteigende (aszendierende) Infektion
  • hämatogene Infektion.

Aufsteigende Infektion

Bei einer aszendierenden Infektion wandern die Erreger von aussen über die Scheide in die Gebärmutter und weiter zu den Eileitern und Eierstöcken. Es gibt verschiedene Faktoren, die eine Infektion begünstigen:

  • Geburten und Fehlgeburten
  • Geschlechtsverkehr
  • gynäkologische Eingriffe, wie beispielsweise das Einsetzen einer Spirale oder eine Ausschabung
  • gutartige Tumore (Myome, Polypen) im Bereich des Muttermunds und des Gebärmutterhalses.

Die aufsteigende Infektion tritt nahezu ausschliesslich bei geschlechtsreifen, sexuell aktiven Frauen auf.

Hämatogene Infektion

Erreicht die Infektion Eileiter und Eierstöcke auf dem Blutweg, sprechen Fachleute auch von einer hämatogenen Infektion. Ein Beispiel dafür ist eine Adnexitis, die durch den Tuberkulose-Erreger Mycobacterium tuberculosis ausgelöst wird.

Symptome: Adnexitis erkennen

Je nachdem, ob eine akute Adnexitis oder eine chronische Adnexitis vorliegt, treten unterschiedliche Symptome auf:

Symptome einer akuten Adnexitis

Eine akute Adnexitis äussert sich häufig mit Schmerzen im Unterleib. Schmerzen, die während oder kurz nach der Menstruationsblutung einsetzen, sind für eine Adnexitis suggestiv. Die Schmerzen können unterschiedlich stark sein. Sie werden durch Geschlechtsverkehr gesteigert. Ausserdem ist der Bauch aufgebläht und die Bauchdecke spannt sich. Bei einer akuten Adnexitis ist das allgemeine Befinden stark beeinträchtigt. Die betroffenen Patientinnen fühlen sich krank und abgeschlagen. Bei einer bakteriellen Infektion mit Gonokokken, Anaerobier oder Chlamydien ist eine leicht erhöhte Temperatur oder Fieber möglich. Etwa bei einer Chlamydieninfektion können die Beschwerden aber auch ganz schwach sein oder gänzlich fehlen.

Weitere Beschwerden einer akuten Adnexitis:

  • eitriger Ausfluss aus der Scheide
  • Brechreiz und Übelkeit
  • Durchfälle
  • Schmerzen beim Wasserlassen
  • Verstopfung
  • Zwischenblutungen
  • vergrösserte, druckempfindliche Gebärmutter
  • mit zunehmender Krankheitsdauer druckempfindliche und geschwollene Eileiter und Eierstöcke (Adnexen)

Symptome chronische Adnexitis

Wird eine akute Adnexitis nicht erfolgreich behandelt, bleiben die Beschwerden oder können erneut auftreten. Wir sprechen in diesem Fall von einer chronischen Adnexitis. Eine chronische Eileiter- und Eierstockentzündung kann auch durch narbige Veränderungen im Gewebe der Organe verursacht werden, die vorherige Entzündungen hinterlassen haben. Wenn die Eileiter und Eierstöcke vernarbt oder stellenweise mit Nachbarorganen verwachsen sind, kann das (häufig nach dem Geschlechtsverkehr) zu Schmerzen führen.

Viele Frauen mit einer chronischen Adnexitis klagen ausserdem über folgende Symptome:

  • Blähungen
  • Schmerzen
  • unregelmässige Regelblutungen
  • Verstopfung

Eine chronische Eierstock- und Eileiterentzündung kann sich über mehrere Monate bis Jahre hinziehen. Betroffene Frauen sind in dieser Zeit häufig weniger leistungsfähig und fühlen sich in ihrem täglichen Leben eingeschränkt.

Eierstockentzündung – Diagnose beim Arzt

Um abzuklären, ob ein erhöhtes Risiko für eine Adnexitis vorliegt, werden wir Ihnen vor der gynäkologischen Untersuchung verschiedene Fragen stellen:

  • Welche Symptome haben Sie?
  • Sind Sie unter 25 Jahre alt?
  • Haben Sie häufig wechselnde Geschlechtspartner und Geschlechtspartnerinnen?
  • Wie verhüten Sie?

Körperliche Untersuchung

Nach der Anamnese folgt die gynäkologische Untersuchung. Dabei können wir feststellen, ob körperliche Anzeichen vorliegen, die auf eine Eierstock- und Eileiterentzündung hinweisen. Mögliche Anhaltspunkte sind:

  • Ausfluss (Fluor genitalis)
  • vergrösserte und druckschmerzhafte Gebärmutter
  • Schmerzen beim Bewegen des Muttermunds (Portioschiebeschmerz)

Weitere Untersuchungen

  • Schwangerschaftstest: Anhand eines Schwangerschaftstests können wir prüfen, ob die Schmerzen im Unterleib von einer Eileiterschwangerschaft oder anderen Komplikationen einer Schwangerschaft herrühren.
  • Abstrich vom Scheidensekret: Wir können den Abstrich unter dem Mikroskop auf Erreger und vermehrte weisse Blutkörperchen (Leukozyten) untersuchen. Zudem können wir das Abstrichmaterial in ein Labor senden. Dort kann bestimmt werden, welche Antibiotika gegen den Erreger wirksam sind.
  • Abstrich vom Gebärmutterhals: eine Infektion mit Chlamydien oder Gonokokken kann dadurch ausgeschlossen werden
  • Urin- und Blutuntersuchungen: Mithilfe dieser Untersuchungen können die Entzündungswerte bestimmt werden.
  • Ultraschalluntersuchung: Mithilfe einer Ultraschalluntersuchung können wir verdickte Eileiter, Eiteransammlungen an den Eierstöcken oder Abszesse und Flüssigkeit in der Bauchhöhle hinter der Gebärmutter ermitteln.
  • Laparoskopie: Eine Spiegelung der Bauchhöhle (= Laparoskopie) findet unter Narkose statt. Sie ermöglicht eine direkte Beurteilung der Eierstöcke und Eileiter sowie der benachbarten Organe.

Eierstockentzündung und Eileiterentzündung: Vorbeugen, Früherkennung, Prognose

Einer Adnexitis können Sie mit diesen Massnahmen vorbeugen:

  • gute Sexual- und persönliche Hygiene
  • Nutzung von Kondomen beim Geschlechtsverkehr

Eierstockentzündung: Verlauf

Eine Eileiter- und Eierstockentzündung kann im weiteren Verlauf zu Komplikationen führen. So kann die Entzündung auf Nachbarorgane wie Bauchfell oder Blinddarm übergreifen und ein akutes Abdomen auslösen. Die zeitnahe Einleitung einer spezifischen Therapie ist ausserordentlich wichtig, weil dadurch das Risiko von Spätkomplikationen wie Unfruchtbarkeit deutlich reduziert werden kann. Ein chronischer Verlauf kann bei betroffenen Frauen zu langwierigen Beschwerden und Unfruchtbarkeit führen.