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Klimafreundliche Anästhesie: USZ senkt Emissionen um 81 Prozent

Zuletzt aktualisiert am 30. August 2024 Erstmals publiziert am 28. August 2024

Anästhesiegase sind hochpotente Treibhausgase. Das Institut für Anästhesiologie (IFA) des Universitätsspitals Zürich setzt deshalb auf alternative Anästhesieverfahren. Eine am Institut durchgeführte Studie zeigt nun positive Effekte, ökologischer wie auch ökonomischer Natur.

Inhalative Anästhetika werden eingesetzt, um eine reversible Bewusstlosigkeit, Analgesie und Muskelrelaxation während einer Anästhesie zu erzeugen. Einen nicht vernachlässigbaren Nachteil haben sie: Sie schaden der Umwelt. Das Narkosegas Desfluran etwa ist 2540-mal schädlicher als CO2.

Propofol als Alternative

Bei den meisten Operationen lassen sich die klimaaktiven Anästhesiegase durch intravenöse Narkosemittel wie Propofol ersetzen. «Deshalb machten wir am USZ vor zwei Jahren die total intravenöse Anästhesie zur Standardanästhesie», sagt Corinna von Deschwanden, Leitende Ärztin am Institut.

In einer retrospektiven Studie, von Mitarbeitern des IFA durchgeführt, wurde nun der Verbrauch von Anästhetika wie Desfluran, Sevofluran und Propofol sowie der Einsatz von Plastikspritzen und –schläuchen analysiert. Die Studie, die sich über einen Zeitraum von zwei Jahren erstreckte, untersuchte, ob und in welchem Ausmass der Wechsel auf die total intravenöse Anästhesie sowohl die Umweltbelastung als auch die Kosten senkt.

Drastische Reduktion der Emissionen

Durch die vollständige Einstellung der Verwendung der Anästhesiegase Desfluran und Isofluran sowie die sehr restriktive Verwendung von Sevofluran konnte eine drastische Reduktion der Umweltbelastung erzielt werden. Obschon der Propofol- und Plastikspritzenverbrauch gleichzeitig erwartungsgemäss stark anstieg, ergibt sich aus den am IFA umgesetzten Massnahmen eine Verringerung der Umweltemissionen von 81 Prozent.

Die Umstellung führte ausserdem zu einer Kostenreduktion: Im Vergleich zum zweiten Quartal 2021 sanken die Kosten im ersten Quartal 2023 um 11 Prozent. Umweltfreundliche Anästhesiepraktiken sind also nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich vorteilhaft und tragen zur Gesamteffizienz des Gesundheitswesens bei.

Sicherheit der Patienten im Vordergrund

Eine komplett klimaneutrale Anästhesie ist schwierig zu erreichen, alleine durch die grossen Mengen an sterilem Einmalmaterial. Stets wird nach nach weiteren Optimierungsmöglichkeiten gesucht. «Bei der Diskussion um Nachhaltigkeit in der Anästhesie darf nicht vergessen werden, dass die optimale Versorgung, adaptiert an die individuellen Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten, ihre Gesundheit und Sicherheit während der anästhesiologischen Betreuung für uns weiterhin im Zentrum steht.», sagt Corinna von Deschwanden. Das Universitätsspital Zürich plant, diese nachhaltigen Praktiken weiter auszubauen.

Verantwortliche Fachpersonen

Greta Gasciauskaite, Dr. med.

Assistenzärztin, Institut für Intensivmedizin

Tel. +41 43 253 10 29

Justyna Lunkiewicz, Dr. med.

Assistenzärztin, Institut für Anästhesiologie

Tel. +41 43 253 27 74

Michael Tucci, Dr. med.

Oberarzt meV, Institut für Anästhesiologie

Tel. +41 44 255 59 34
Spezialgebiete: Patienten Daten Management System (PDMS), Opioidfreie Anästhesie, Anästhesie bei schwer übergewichtigen Patienten

Corinna Von Deschwanden, MBA, Dr. med.

Leitende Ärztin, Institut für Anästhesiologie

Tel. +41 43 253 82 33
Spezialgebiete: Transplantationsanästhesie, Anästhesie in der Thorax- und Viszeralchirurgie

Christoph B. Nöthiger, Dr. med.

Leitender Arzt, Institut für Anästhesiologie

Tel. +41 44 255 38 85
Spezialgebiete: Notfallmedizin , Kinderanästhesie, Patientensicherheit

David Tscholl, PD Dr. med.

Oberarzt, Institut für Anästhesiologie

Tel. +41 43 253 94 51
Spezialgebiete: Allgemeinanästhesie, Forschung

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