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Impfung schützt vor Krebs

Zuletzt aktualisiert am 16. November 2021 Erstmals publiziert am 21. September 2021

Die Mehrheit der sexuell aktiven Männer und Frauen infiziert sich mit den Humanen Papillomaviren. HPV – so die Kurzform – sind verantwortlich für die Entstehung verschiedener Krebsarten, insbesondere Gebärmutterhalskrebs. Eine Impfung sorgt für Schutz.

Schätzungen gehen davon aus, dass sich 70 bis 80 Prozent der sexuell aktiven Männer und Frauen im Laufe ihres Lebens mit Humanen Papillomaviren (HPV) infizieren. Die allermeisten der 200 von der Wissenschaft bis heute identifizierten HPV-Typen sind für den Menschen gelegentlich lästig, darüber hinaus aber nicht wirklich gefährlich. Sie verantworten beispielsweise Warzen an Händen oder Füssen. Einige wenige HP-Viren indes, vorab die «Hochrisiko-Typen» 16 und 18 sowie gut zehn weitere, können zu Gebärmutterhals-, Scheiden und Schamlippenkrebs oder aber zu After-, Mund-Rachen- und Peniskrebs führen.

Auch für Männer ein Thema

Gerade Letzteres zeigt, dass HPV nicht ausschliesslich ein «Frauenthema» ist, wie landläufig angenommen wird. Und dennoch: Ist der Begriff HPV den meisten Frauen spätestens nach dem ersten Besuch bei der Frauenärztin geläufig, so ist sich die Männerwelt der Problematik mehrheitlich nicht bewusst. Zu Unrecht, wie Gian- Piero Ghisu, Oberarzt an der Klinik für Gynäkologie, erörtert: «Männer erkranken zwar seltener schwer an HPV-bedingtem Genitalkrebs, sie sind grundsätzlich aber genauso betroffen wie Frauen – und sie sind nicht zuletzt die direkten Überträger des Virus.»
Weil dieses nur selten deutlich wahrnehmbare Symptome entwickelt, wird es in den meisten Fällen auch unbewusst weitergegeben. Dies hauptsächlich über die Schleimhäute bei vaginalem, oralem und analem Geschlechtsverkehr. Da das hochansteckende HP-Virus bereits beim Petting übertragen werden kann, ist es insbesondere für junge, sexuell unerfahrene Frauen und Männer gefährlich. «Das Ansteckungsrisiko erhöht sich mit steigender Anzahl Geschlechtspartnerinnen und Geschlechtspartner. Deshalb ist heute gerade die Altersgruppe der 16–25-Jährigen am stärksten vom HP-Virus betroffen», so Gian-Piero Ghisu.

Früherkennung ist das A und O

HPV selbst ist nicht heilbar. In den allermeisten Fällen (+/–70 Prozent) verschwindet das Virus allerdings innerhalb eines Jahres nach der Infektion wieder, in 90 Prozent binnen zweier Jahre. Trotz alledem sehen sich in der Schweiz gemäss Bundesamt für Gesundheit jährlich mehr als 5000 Frauen mit der Diagnose einer Krebsvorstufe am Gebärmutterhals konfrontiert, ausgelöst durch HP-Viren. Im selben Zeitraum sterben etwa 80 Frauen an einem Zervixkarzinom. Gebärmutterhalskrebs ist bei Frauen zwischen 20 und 49 Jahren die fünfthäufigste Krebsart. Umso wichtiger ist die Früherkennung. «Dass wir gemessen an der generellen Verbreitung des Virus eigentlich recht wenige schwere Verläufe haben, ist genau dieser Vorsorge zu verdanken», sagt Gian-Piero Ghisu. «Dank der Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs weist die Schweiz im weltweiten Vergleich eine der tiefsten Raten an Neuerkrankungen auf.»
Die grösste Bedeutung im Umgang mit den HP-Viren kommt der Prophylaxe zu. Eine strikte Einhaltung von Safer-Sex-Regeln wie etwa die Benutzung eines Kondoms oder eines Femidoms mindert zwar das Risiko einer Ansteckung, sie kann eine solche aber nicht gänzlich unterbinden. Weit effektiver wirkt sich dahingehend eine Impfung gegen HPV aus. Eine solche ist in der Schweiz seit 2006 möglich, die zugelassenen Impfstoffe wirken sowohl gegen tumorerzeugende HPV-Typen wie gegen solche, die zu Genitalwarzen führen. «Die Impfung veranlasst das Immunsystem zu einer Abwehrreaktion, die weit stärker ausfällt, als wenn man mit dem Virus direkt Kontakt gehabt hätte», erklärt Gian-Piero Ghisu. Die Impfung schützt unter anderem vor den sieben am häufigsten für die Entstehung von Krebs verantwortlichen HP-Viren.
Idealerweise wird die Impfung durchgeführt, noch bevor es zur Aufnahme sexueller Kontakte kommt. Das optimale Alter für die HPV-Impfung liegt zwischen dem 11. und 15. Lebensjahr. Da der Impfstoff erst seit ein paar Jahren verfügbar ist, wird eine Nachimpfung bei jungen Erwachsenen bis 26 empfohlen. Bei Jugendlichen bis 15 sind zwei HPV-Impfungen im Abstand von sechs Monaten notwendig, nach dem 15. Geburtstag braucht es deren drei. Für Erwachsene gilt: Die Wahrscheinlichkeit, von der Impfung zu profitieren, nimmt mit der Anzahl wechselnder respektive früherer Sexualpartnerinnen und -partner ab, da eventuell bereits eine Ansteckung stattgefunden hat. Wird die Impfung im Rahmen eines kantonalen Programms gemacht, übernimmt dieser die Kosten. Ab dem 27. Lebensjahr deckt die Krankenkasse gelegentlich einen Teil oder die gesamten Kosten ab, die sich auf rund CHF 800 belaufen. Krankenkassen und Arzt oder Ärztin können hierzu Auskunft geben.

Positive Erfahrungen mit Impfung

Am USZ seien die Erfahrungen mit der HPV-Impfung durchwegs positiv, erklärt Gian-Piero Ghisu; auch zeichne sich der verwendete Impfstoff Gardasil 9 durch eine grosse Verträglichkeit aus. Geimpfte würden auch nach zehn Jahren einen anhaltenden Schutz gegenüber den HP-Viren aufweisen. «Das lässt auf eine langfristige Wirkung schliessen», so Ghisu. «Ob irgendwann eine Auffrischung notwendig sein wird, ist im Moment nicht klar.» Internationale Studien bescheinigen der Impfung ihrerseits eine Reduktion der Ansteckungsrate hinsichtlich der humanen Papillomaviren, aber auch der weniger gefährlichen Warzen. In der Schweiz gehen die Fachleute davon aus, dass dank der HPV-Impfung jedes Jahr 80 bis 180 neue Krebsfälle bei Männern und 300 Krebsfälle bei Frauen vermieden werden können. «Eine Impfung ist also durchaus sinnvoll», betont Gian-Piero Ghisu. «Man tut damit nicht nur sich selbst einen Gefallen, sondern auch der Partnerin oder dem Partner und nicht zuletzt der Gesellschaft.»

HPV in Zahlen

  • 70-80%…
    aller Menschen infizieren sich im Laufe ihres Lebens mit HPV
  • 200…
    verschiedene HPV-Typen sind bekannt
  • 4,5 %…
    aller Krebserkrankungen weltweit sind auf Infektionen mit dem HP-Virus zurückzuführen
  • 50 %…
    aller infektionsbedingten Krebserkrankungen in den entwickelten Ländern stehen in Zusammenhang mit HPV
  • 5000 Frauen…
    in der Schweiz sind jährlich mit der Diagnose einer Krebsvorstufe am Gebärmutterhals konfrontiert
  • 2400 Männer…
    in Europa erkranken jährlich an Analkrebs

(Quelle: hpv-info.ch)

Spezialsprechstunde

Die Klinik für Gynäkologie am USZ bietet regelmässig Spezialsprechstunden an, die bei Verdacht auf eine Infektion oder eine Dysplasie (Krebsvorstufe, oberflächliche Zellveränderung am Gebärmutterhals) an, die regulären Krebsvorsorgeuntersuchungen anknüpfen. Die Überweisung erfolgt in der Regel durch die Frauenärztin oder den Frauenarzt. Ebenfalls Gegenstand der Dysplasie-Sprechstunde ist die grundsätzliche Prävention hinsichtlich einer HPV-Infektion oder die Risikominderung des Wiederauftretens einer Krebsvorstufe.

Des Weiteren führt das USZ Impfungen gegen die sieben häufigsten potenziell krebserregenden und die zwei häufigsten für Feigwarzen ursächlichen HPV-Typen durch.

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