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Hodenkrebs im Blut erkennen

Zuletzt aktualisiert am 10. Dezember 2021 Erstmals publiziert am 29. November 2021

Urologen am USZ können durch Nachweis von Mikro-RNA im Blut Hodenkrebs-Rezidive frühzeitig und verlässlich erkennen. Auch die oft langwierige Erstdiagnose wird damit einfacher und weniger belastend.

Etwa 400 Männer erhalten pro Jahr in der Schweiz die Diagnose Hodenkrebs. Damit ist diese Krebsart selten, bei Männern unter 40 Jahren ist Hodenkrebs jedoch die häufigste Krebserkrankung. Die Erkrankung wird in vielen Fällen früh erkannt und die Heilungschancen sind dann sehr gut. Die Behandlung ist für die betroffenen Männer jedoch belastend, denn neben einer Operation, bei der der betroffene Hoden entfernt wird, sind je nach Tumorstadium auch eine Chemotherapie, Radiotherapie oder weitere Operationen notwendig.

 

Oft ein langer Weg zur eindeutigen Diagnose

Für eine Krebsdiagnose wird neben bildgebenden Verfahren wie Ultraschall, Computertomographie (CT), oder Magnetresonanztomographie (MRI) auch die Bestimmung von Tumormarkern im Blut eingesetzt. Tumormarker sind Substanzen, die bei Tumorerkrankungen in erhöhter Konzentration im Blut nachweisbar sind. Sie werden zum Beispiel von den Krebszellen selbst oder vom Körper als Reaktion auf den Krebs gebildet. Ihr Vorhandensein und ihre Menge ist deshalb ein wichtiger Hinweis darauf, ob eine Krebserkrankung vorliegt oder nicht. «Leider sind aber nur bei 40-50 Prozent aller Patienten mit Hodenkrebs die üblichen Tumormarker im Blut erhöht», erklärt Thomas Hermanns, Leitender Arzt in der Klinik für Urologie am Universitätsspital Zürich die Schwierigkeiten beim Nachweis der Krankheit. «Deshalb sind die Blutwerte für die Diagnose dieser Krebsart oft nicht eindeutig aussagekräftig. Insbesondere bei den Patienten, die keine erhöhten Tumormarker haben ist, man auf eine eindeutige Bildgebung oder mitunter auf eine Gewebeuntersuchung während oder nach der Operation angewiesen, um sicher sagen zu können, ob tatsächlich ein Hodenkrebs vorliegt».

Thomas Hermanns hat mit Patientenproben aus dem USZ an einer grossen internationalen Multizenter-Studie teilgenommen, die einen neuen Mikro-RNA Tumormarker (miRNA 371) zur Diagnose von Hodenkrebs untersucht hat. «Die Ergebnisse dieser Studie sind sehr vielversprechend mit einer äusserst genauen und zuverlässigen Krebserkennung.» Für die Behandlung bringt das entscheidende Vorteile: Bei neu auftretenden Fällen erhält der Patient damit mit hoher Sicherheit die richtige Diagnose schon mit einem Bluttest; weitere Untersuchungen oder die Behandlung können dann gezielt danach ausgerichtet werden.

 

Rückfälle im Blut erkennen, bevor sie sichtbar sind

Thomas Hermanns hat auf der Basis dieser Daten zusammen mit einem Team aus Forscherinnen und Forschern am USZ einen Test entwickelt, mit dem im Blut die miRNA 371 mit einem PCR-Test gemessen werden kann. «Gemeinsam mit mehreren Zentren aus der Schweiz haben wir untersucht, ob sich mit diesen Test Patienten identifizieren lassen, bei denen der Krebs nach einer lokalen Therapie im Verlauf wieder aufflammt», so Hermanns. «Bis jetzt müssen regelmässige CT oder MRI gemacht werden, um diese Rückfälle oder Rezidive zu erkennen, was aufwändig ist und beim CT mit einer Strahlenbelastung verbunden ist. Zudem sehen wir Ableger damit erst, wenn sie schon eine gewisse Grösse erreicht haben. Je früher wir ein Tumorrezidiv erkennen, umso schonender können wir jedoch eine Behandlung durchführen. Mit einem verlässlichen Bluttest könnten wir ausserdem auf regelmässige belastende radiologische Untersuchungen bei den meist jungen Männern in Zukunft grösstenteils verzichten.» Auch für diese Patientengruppe sind die ersten Auswertungen sehr vielversprechend.

Als nächstes plant das Team, im USZ gemeinsam mit dem Institut für Klinische Chemie und dem Institut für Pathologie und Molekularpathologie den Test routinemässig anzubieten, um Erfahrungen im klinischen Alltag mit dem neuen Tumormarker zu sammeln. «Es sind noch eine Reihe von weiteren Schritten und Untersuchungen notwendig, bevor die meist jungen Patienten mit Hodenkrebs von der Messung dieser Tumormarker tatsächlich profitieren können», so Hermanns zum Stand des Projekts. «Unsere Ergebnisse sind allerdings so vielversprechend und haben das Potenzial, die Behandlung unserer Patienten weiter zu verbessern, dass wir mit unserem Team weiter mit viel Enthusiasmus an der klinischen Einführung des Tests arbeiten».

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